Kindergartenspiele vorbei sind?
Wien (Reuters) - Die Telecom Italia plant einem Magazinbericht zufolge den österreichischen Konkurrenten Telekom Austria zu übernehmen. Der italienische Telekommunikationskonzern wolle seinen bisherigen Anteil an der Telekom Austria auf mehr als die Hälfte von bislang 29,8 Prozent aufstocken, berichtete das österreichische Magazin "Profil" am Sonntag ohne Nennung von Quellen. Telecom Italia werde das Angebot im Mai nach der Aufsichtsratssitzung von Telekom Austria unterbreiten. Eine Sprecherin der Telecom Italia wollte am Sonntag den Bericht nicht kommentieren. Bei der Telekom Austria war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Weiter hieß es in dem Bericht, die für Mittwoch erwarteten Geschäftszahlen der Telekom Austria für 2000 lägen leicht über den Erwartungen. Der im vergangenen Geschäftsjahr eingefahrene Nettoverlust belaufe sich dennoch auf rund sechs Milliarden Schilling (öS) nach einem Nettogewinn von 3,2 Milliarden öS im Jahr 1999. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sei 2000 zudem auf 14,45 Milliarden öS von 20,3 Milliarden öS im Vorjahr gesunken. Der Umsatz sei auf rund 50 Milliarden öS von 51,2 Milliarden öS im Vorjahr zurückgegangen.
Dem Bericht zufolge sollen zudem Vorstands-Chef Heinz Sundt und die übrigen drei Vorstandsmitglieder nach der Aufsichtsratssitzung im Mai zurück treten. In österreichischen Zeitungen wurde bereits seit längerem über einen Rücktritt der Führungsriege bei der Telekom Austria spekuliert.
Telekom Austria hatte die Anleger im Januar - zwei Monate nach dem enttäuschenden Börsengang des Unternehmens - mit einer Gewinnwarnung überrascht. Die Aktien hatten seit dem Börsengang im November mehr als 30 Prozent gegenüber ihrem Ausgabepreis von neun Euro verloren. Am Freitag waren die Papiere an der Wiener Börse mit 5,66 Euro knapp drei Prozent im Minus aus dem Handel gegangen.
Die österreichische Regierung hält derzeit 47,8 Prozent an der Telekom Austria, die Telekom Italia 29,8 Prozent. Die übrigen Anteile werden an der Börse frei gehandelt. Der Konzern hat eine Marktkapitalisierung von rund 2,8 Milliarden Euro.