aus www.jobpilot.de
THEMA DER WOCHE
Die Hölle sind die anderen
Jeder Neunte ist schon einmal Opfer von Intrigen am Arbeitsplatz geworden. In manchen Fällen lässt sich die Situation durch eine sachliche Aussprache aushebeln. Doch manches Mal hilft nur noch der Weg zu Betriebsrat oder Beratungsstellen, notfalls endet die Schikane sogar dem Arbeitsgericht.
Doris S. freute sich auf ihren neue Job als PR-Managerin in einer IT-Firma. Die Arbeit schien herausfordernd, das Betriebsklima locker, die Mitarbeiter nett. Nach ein paar Wochen stellte sich Ernüchterung ein: Jeden Mittag gingen die Kollegen an ihrem Einzelbüro vorbei, ohne zu fragen, ob sie mit Essen ginge. Die junge Frau fasste sich ein Herz und sprach einen Kollegen darauf an. "Aber du willst doch mittags durcharbeiten", erwiderte diese erstaunt. Das hatte jedenfalls eine Kollegin erzählt, die in der dynamischen Neuen eine Konkurrentin witterte.
Das Missverständnis war rasch geklärt, die Intrige im Keim erstickt. In vielen Fällen ist das Ansehen aber bereits stark beschädigt, wenn der Betroffene endlich realisiert, dass er zur Zielscheibe geworden ist. Das Teufelskarussell gewinnt an Fahrt: Der gemobbte Mitarbeiter wird unsicher, misstrauisch und zieht sich zurück. Die Motivation sinkt und mit ihr die Leistung - was wiederum Anlass zu weiterer Kritik gibt.
Gemobbt wird meist aus Angst
In Deutschland hat bereits jeder neunte Arbeitnehmer Intrigen im Job erlebt, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten, repräsentativen Studie der Sozialforschungsstelle Dortmund. 44 Prozent der Betroffenen erkranken in Folge, knapp die Hälfte davon über einen längeren Zeitraum. Schlimmer noch: Schätzungen zufolge nehmen sich hierzulande pro Jahr etwa 200 Mobbing-Opfer das Leben.
Gemobbt wird in allen Branchen, Tätigkeitsbereichen und Hierarchiestufen. Besonders häufig dort, wo Verantwortungsbereiche unklar und das Führungsverhalten mangelhaft sind. In den meisten Fällen ist es sogar der Vorgesetzte selbst, der unfaire Manöver fährt. "Anlass sind häufig verborgene Ängste", weiß die Berliner Psychologin Rita Metzner.
Die Angst etwa um die eigenen Pfründe. Wer neu in eine Abteilung kommt, behält Vorschläge, wie man den Laden umkrempeln könnte, besser erst mal für sich. Statt allzu forschem Auftreten ist ein Sondieren der Strukturen angesagt. Fühlt man sich hingegen notorisch unter- oder überfordert oder mit sinnlosen Aufgaben betraut, sollte man sofort ein Gespräch mit dem Chef suchen. Findet man dort kein Gehör, geht man zum nächsthöheren Verantwortlichen, oder besser noch, zum Betriebsrat. "Dort werden Beschwerden gesammelt und es wird schnell klar, ob ein als schwierig bekannter Mitarbeiter am Werk ist", sagt Metzner.
Diplomatisch vorgehen
Besonders heikel sind subtile Angriffe wie verletzende Anspielungen, Gerüchte oder die Ausgrenzung vom Informationsfluss. Ist da etwas gegen mich im Gange oder bilde ich mir das nur ein?, lautet die schwierige Frage. Klarheit kann ein Gespräch mit einem vertrauten Kollegen bringen . Findet sich keiner, helfen Mobbing-Beratungsstellen bei einer möglichst objektiven Analyse der Situation. "Der Betroffene trägt ja bereits eine gefärbte Brille. Zudem merkt man im Gespräch schnell, ob das jemand ist, der generell leicht aneckt", sagt die Psychologin.
Pauschalrezepte zur Lösung der verfahrenen Situation gibt es nicht. Anfangs kann eine direkte Aussprache helfen. "Aber bitte nicht hingehen und sagen: Du mobbst mich", warnt die Psychologin. Diplomatie ist angesagt. Anhand konkreter Beispiele gilt es klar zu machen, dass man sich ungerecht behandelt fühlt. Dabei heißt es: Sachlich bleiben, sich keinesfalls provozieren lassen. Manchmal kann man Intriganten mit einer guten Prise Humor den Wind aus den Segeln nehmen. Metzner: "Eine Klientin hörte, dass Kollegen sie im Vorbeigehen eine dumme Kuh nannten. Die superschlanke Frau erwiderte: Blöde Ziege wäre doch passender, oder?" Hinterher war Ruhe.
Im Extremfall helfen Mittler
Besteht ein Kräfte-Ungleichgewicht - sprich: der Vorgesetzte mobbt - sollte man auf jeden Fall eine n Mittler einschalten. Gleiches gilt, wenn der Konflikt festgefahren und das Klima bereits vergiftet ist. An der Versetzung in eine andere Abteilung geht dann häufig kein Weg mehr vorbei. Im Zweifelsfall rät Metzner, das Unternehmen zu verlassen: "Besser man geht, solange man noch Kraft und Selbstvertrauen besitzt."
Wer stichaltige Beweise anführen kann und idealerweise rechtschutzversichert ist, sollte den Gang vors Arbeitsgericht nicht scheuen. Der Schutz von Mobbingopfern wurde voriges Jahr durch ein Grundsatzurteil verstärkt. Das Landesarbeitsgericht Thüringen bewertete den "systematischen Psychoterror" als schweren Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Schreitet der Arbeitgeber nicht unverzüglich gegen die Intrigen ein, hat der Gemobbte Anspruch auf Schmerzensgeld
THEMA DER WOCHE
Die Hölle sind die anderen
Jeder Neunte ist schon einmal Opfer von Intrigen am Arbeitsplatz geworden. In manchen Fällen lässt sich die Situation durch eine sachliche Aussprache aushebeln. Doch manches Mal hilft nur noch der Weg zu Betriebsrat oder Beratungsstellen, notfalls endet die Schikane sogar dem Arbeitsgericht.
Doris S. freute sich auf ihren neue Job als PR-Managerin in einer IT-Firma. Die Arbeit schien herausfordernd, das Betriebsklima locker, die Mitarbeiter nett. Nach ein paar Wochen stellte sich Ernüchterung ein: Jeden Mittag gingen die Kollegen an ihrem Einzelbüro vorbei, ohne zu fragen, ob sie mit Essen ginge. Die junge Frau fasste sich ein Herz und sprach einen Kollegen darauf an. "Aber du willst doch mittags durcharbeiten", erwiderte diese erstaunt. Das hatte jedenfalls eine Kollegin erzählt, die in der dynamischen Neuen eine Konkurrentin witterte.
Das Missverständnis war rasch geklärt, die Intrige im Keim erstickt. In vielen Fällen ist das Ansehen aber bereits stark beschädigt, wenn der Betroffene endlich realisiert, dass er zur Zielscheibe geworden ist. Das Teufelskarussell gewinnt an Fahrt: Der gemobbte Mitarbeiter wird unsicher, misstrauisch und zieht sich zurück. Die Motivation sinkt und mit ihr die Leistung - was wiederum Anlass zu weiterer Kritik gibt.
Gemobbt wird meist aus Angst
In Deutschland hat bereits jeder neunte Arbeitnehmer Intrigen im Job erlebt, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten, repräsentativen Studie der Sozialforschungsstelle Dortmund. 44 Prozent der Betroffenen erkranken in Folge, knapp die Hälfte davon über einen längeren Zeitraum. Schlimmer noch: Schätzungen zufolge nehmen sich hierzulande pro Jahr etwa 200 Mobbing-Opfer das Leben.
Gemobbt wird in allen Branchen, Tätigkeitsbereichen und Hierarchiestufen. Besonders häufig dort, wo Verantwortungsbereiche unklar und das Führungsverhalten mangelhaft sind. In den meisten Fällen ist es sogar der Vorgesetzte selbst, der unfaire Manöver fährt. "Anlass sind häufig verborgene Ängste", weiß die Berliner Psychologin Rita Metzner.
Die Angst etwa um die eigenen Pfründe. Wer neu in eine Abteilung kommt, behält Vorschläge, wie man den Laden umkrempeln könnte, besser erst mal für sich. Statt allzu forschem Auftreten ist ein Sondieren der Strukturen angesagt. Fühlt man sich hingegen notorisch unter- oder überfordert oder mit sinnlosen Aufgaben betraut, sollte man sofort ein Gespräch mit dem Chef suchen. Findet man dort kein Gehör, geht man zum nächsthöheren Verantwortlichen, oder besser noch, zum Betriebsrat. "Dort werden Beschwerden gesammelt und es wird schnell klar, ob ein als schwierig bekannter Mitarbeiter am Werk ist", sagt Metzner.
Diplomatisch vorgehen
Besonders heikel sind subtile Angriffe wie verletzende Anspielungen, Gerüchte oder die Ausgrenzung vom Informationsfluss. Ist da etwas gegen mich im Gange oder bilde ich mir das nur ein?, lautet die schwierige Frage. Klarheit kann ein Gespräch mit einem vertrauten Kollegen bringen . Findet sich keiner, helfen Mobbing-Beratungsstellen bei einer möglichst objektiven Analyse der Situation. "Der Betroffene trägt ja bereits eine gefärbte Brille. Zudem merkt man im Gespräch schnell, ob das jemand ist, der generell leicht aneckt", sagt die Psychologin.
Pauschalrezepte zur Lösung der verfahrenen Situation gibt es nicht. Anfangs kann eine direkte Aussprache helfen. "Aber bitte nicht hingehen und sagen: Du mobbst mich", warnt die Psychologin. Diplomatie ist angesagt. Anhand konkreter Beispiele gilt es klar zu machen, dass man sich ungerecht behandelt fühlt. Dabei heißt es: Sachlich bleiben, sich keinesfalls provozieren lassen. Manchmal kann man Intriganten mit einer guten Prise Humor den Wind aus den Segeln nehmen. Metzner: "Eine Klientin hörte, dass Kollegen sie im Vorbeigehen eine dumme Kuh nannten. Die superschlanke Frau erwiderte: Blöde Ziege wäre doch passender, oder?" Hinterher war Ruhe.
Im Extremfall helfen Mittler
Besteht ein Kräfte-Ungleichgewicht - sprich: der Vorgesetzte mobbt - sollte man auf jeden Fall eine n Mittler einschalten. Gleiches gilt, wenn der Konflikt festgefahren und das Klima bereits vergiftet ist. An der Versetzung in eine andere Abteilung geht dann häufig kein Weg mehr vorbei. Im Zweifelsfall rät Metzner, das Unternehmen zu verlassen: "Besser man geht, solange man noch Kraft und Selbstvertrauen besitzt."
Wer stichaltige Beweise anführen kann und idealerweise rechtschutzversichert ist, sollte den Gang vors Arbeitsgericht nicht scheuen. Der Schutz von Mobbingopfern wurde voriges Jahr durch ein Grundsatzurteil verstärkt. Das Landesarbeitsgericht Thüringen bewertete den "systematischen Psychoterror" als schweren Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Schreitet der Arbeitgeber nicht unverzüglich gegen die Intrigen ein, hat der Gemobbte Anspruch auf Schmerzensgeld