Handelsblatt
FRANKFURT. Die Biotechnologie gewinnt rasant an Bedeutung - das gilt für die medizinische Entwicklung wie für den Einsatz in der Landwirtschaft, der so genannten grünen Biotechnik. Wenig bekannt in der Öffentlichkeit, aber mindestens ebenso wachstumsstark ist die weiße Biotechnik, also alle Anwendungen in der industriellen Produktion. Nach Schätzungen der Beratungsgesellschaft McKinsey wird dieser Zweig allein bei der Herstellung von Chemikalien im nächsten Jahr 125 Mrd. Euro Umsatz erreichen - rund zehn Prozent der weltweiten Chemieerlöse.
Die Einsatzpalette ist breit: Biologische Rohstoffe wie Enzymeoder Mikroorganismen können Waschmittel noch sauberer waschen lassen. Sie können den Energie- und Rohstoffbedarf in der Produktion verringern und fossile Brennstoffe ersetzen. "Industrielle Biotechnologie ist Ausdruck einer Industrietransformation mit Schwerpunkt auf Produkt- und Prozessinnovationen", sagt Siegfried Bialojan, Spezialist der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young.
In dem Markt tummeln sich nicht nur kleine und mittlere börsennotierte Start-ups, sondern auch globale Chemiekonzerne wie BASF, Dupont oder DSM. Für die Firmen ist das Engagement in der weißen Biotechnologie lohnend. "Die Chemiekonzerne schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe", sagt Bialojan. Neben innovativen Produkten und kostengünstigeren Herstellungsprozessen lockt auch die Chance, Umweltauflagen besser zu erfüllen und von einer vorteilhafteren Energiebilanz zu profitieren, erläutert der Analyst.
Ein besonders vielversprechendes Betätigungsfeld liegt in der Produktion nachwachsender Brennstoffe wie beispielsweise Bioethanol. McKinsey schätzt, dass sich dessen Produktion bis 2020 verachtfacht. Hersteller versprechen sich davon eine gesicherte Energieversorgung. Staaten hoffen, ihre Energieabhängigkeit zu mindern.
Noch wird in den produktionsstärksten Ländern wie den USA und China Bioethanol aus Maiskolben hergestellt oder wie in Brasilien aus Zuckerrohr. Allerdings ist die Energiebilanz dieser ersten Generation Bioethanol nicht optimal. Zudem lohnt sich der Einsatz nach Einschätzung von Experten nur bei anhaltend hohen Ölpreisen.
Hinzu kommt: Die Herstellung von Bioethanol ist in die öffentliche Kritik geraten, weil Maiskolben aus Sicht der Kritiker vorwiegend zu Lebensmittel- und Tierfutter verarbeitet werden sollten. Sie fürchten steigende Lebensmittelpreise und zudem die Ausweitung der Anbauflächen, der wiederum mehr Monokulturen und Zerstörungen von natürlichem Lebensraum folgten.
Mit einer neuen Generation der Bioethanol-Produktion soll das alles passé sein. Die dänische Firma Novozymes will im nächsten Jahr Enzyme auf den Markt bringen, die es ermöglichen, Bioethanol aus reinen Bioabfällen zu gewinnen. Das soll dann, im Gegensatz zur jetzigen Generation, auch nahezu CO2-neutral sein. Die Branche forscht intensiv an Enzymen, die aus Blättern und Stiel der Maispflanze oder aus Bagasse, dem Restprodukt bei der Verarbeitung von Zuckerrohr, Bioethanol produzieren können.
Novozymes tummelt sich mit großen Konzernen wie Danisco und Captive Producers in diesem Marktsegment. Mit rund 1,5 Mrd. Dollar Umsatz ist Novozymes weniger als ein Zehntel so groß wie Danicso, führt aber die Enzymfabrikation für die Bioethanolproduktion nach Angaben von JP Morgan mit einem Anteil von 55 Prozent an. Ab 2010 will Novozymes in den USA, in China und Brasilien mit der zweiten Generation durchstarten. In China hat Novozymes deshalb gerade ein Joint Venture abgeschlossen.
Genencor, die Bioethanolabteilung der dänischen Firma Danisco und mit 21 Prozent Marktanteil größter Konkurrent von Novozymes, liegt zwar ebenfalls gut im Rennen. Der Konzern ist aber 2010 offenbar noch nicht in der Lage, ein industriell voll nutzbares Enzym zu liefern, schätzen Branchenexperten.
Bei Novozymes unterstützt das US Department of Energy seit 2001 mit Subventionen in Höhe von 25 Mio. Dollar die Enzymforschung. Die Vereinigten Staaten subventionieren ihre Bioethanolproduktion ohnehin stark. Zudem legt der "renewable fuel standard" gesetzlich fest, wie hoch der Anteil von Bioethanol an der Treibstoffproduktion sein muss. Dieses Jahr liegt er bei 10,5 Mrd. Gallonen. Bis 2015 wird er auf 15 Mrd. Gallonen steigen. Die zweite Generation soll 2022 einen Produktionsanteil von 16 Mrd. Gallonen einnehmen. Der Markt ist also garantiert.
"Obamas Politik kommt uns zu Gute", sagt Steen Riisgaard, Präsident und CEO von Novozymes. Die neue Regierung will 2030 sogar 60 Mrd. Gallonen Bioethanol produzieren lassen, etwa 25 Prozent des US-Bedarfs. Laut McKinsey könnte Bioethanol im gleichen Jahr mehr als 25 Prozent des globalen Treibstoffbedarfs abdecken, und zwar ohne mehr Anbaufläche als heute zu beanspruchen.
Noch macht Novozymes das größte Geschäft aber mit Enzymen für Waschpulver, das mit geringerer Wassertemperatur auskommt. Ausgehend von Zucker kann alles hergestellt werden, dessen Basis heute Erdöl ist. JP Morgan errechnet für Novozymes 47 Prozent Marktanteil bei der Produktion industriell nutzbarer Enzyme. Ein Markt, den die Bank aktuell mit rund zwei Mrd. Euro bewertet.
Herausstellen will ich besonders den Satz :"Ausgehend von Zucker kann alles hergestellt werden, dessen Basis heute Erdöl ist."
FRANKFURT. Die Biotechnologie gewinnt rasant an Bedeutung - das gilt für die medizinische Entwicklung wie für den Einsatz in der Landwirtschaft, der so genannten grünen Biotechnik. Wenig bekannt in der Öffentlichkeit, aber mindestens ebenso wachstumsstark ist die weiße Biotechnik, also alle Anwendungen in der industriellen Produktion. Nach Schätzungen der Beratungsgesellschaft McKinsey wird dieser Zweig allein bei der Herstellung von Chemikalien im nächsten Jahr 125 Mrd. Euro Umsatz erreichen - rund zehn Prozent der weltweiten Chemieerlöse.
Die Einsatzpalette ist breit: Biologische Rohstoffe wie Enzymeoder Mikroorganismen können Waschmittel noch sauberer waschen lassen. Sie können den Energie- und Rohstoffbedarf in der Produktion verringern und fossile Brennstoffe ersetzen. "Industrielle Biotechnologie ist Ausdruck einer Industrietransformation mit Schwerpunkt auf Produkt- und Prozessinnovationen", sagt Siegfried Bialojan, Spezialist der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young.
In dem Markt tummeln sich nicht nur kleine und mittlere börsennotierte Start-ups, sondern auch globale Chemiekonzerne wie BASF, Dupont oder DSM. Für die Firmen ist das Engagement in der weißen Biotechnologie lohnend. "Die Chemiekonzerne schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe", sagt Bialojan. Neben innovativen Produkten und kostengünstigeren Herstellungsprozessen lockt auch die Chance, Umweltauflagen besser zu erfüllen und von einer vorteilhafteren Energiebilanz zu profitieren, erläutert der Analyst.
Ein besonders vielversprechendes Betätigungsfeld liegt in der Produktion nachwachsender Brennstoffe wie beispielsweise Bioethanol. McKinsey schätzt, dass sich dessen Produktion bis 2020 verachtfacht. Hersteller versprechen sich davon eine gesicherte Energieversorgung. Staaten hoffen, ihre Energieabhängigkeit zu mindern.
Noch wird in den produktionsstärksten Ländern wie den USA und China Bioethanol aus Maiskolben hergestellt oder wie in Brasilien aus Zuckerrohr. Allerdings ist die Energiebilanz dieser ersten Generation Bioethanol nicht optimal. Zudem lohnt sich der Einsatz nach Einschätzung von Experten nur bei anhaltend hohen Ölpreisen.
Hinzu kommt: Die Herstellung von Bioethanol ist in die öffentliche Kritik geraten, weil Maiskolben aus Sicht der Kritiker vorwiegend zu Lebensmittel- und Tierfutter verarbeitet werden sollten. Sie fürchten steigende Lebensmittelpreise und zudem die Ausweitung der Anbauflächen, der wiederum mehr Monokulturen und Zerstörungen von natürlichem Lebensraum folgten.
Mit einer neuen Generation der Bioethanol-Produktion soll das alles passé sein. Die dänische Firma Novozymes will im nächsten Jahr Enzyme auf den Markt bringen, die es ermöglichen, Bioethanol aus reinen Bioabfällen zu gewinnen. Das soll dann, im Gegensatz zur jetzigen Generation, auch nahezu CO2-neutral sein. Die Branche forscht intensiv an Enzymen, die aus Blättern und Stiel der Maispflanze oder aus Bagasse, dem Restprodukt bei der Verarbeitung von Zuckerrohr, Bioethanol produzieren können.
Novozymes tummelt sich mit großen Konzernen wie Danisco und Captive Producers in diesem Marktsegment. Mit rund 1,5 Mrd. Dollar Umsatz ist Novozymes weniger als ein Zehntel so groß wie Danicso, führt aber die Enzymfabrikation für die Bioethanolproduktion nach Angaben von JP Morgan mit einem Anteil von 55 Prozent an. Ab 2010 will Novozymes in den USA, in China und Brasilien mit der zweiten Generation durchstarten. In China hat Novozymes deshalb gerade ein Joint Venture abgeschlossen.
Genencor, die Bioethanolabteilung der dänischen Firma Danisco und mit 21 Prozent Marktanteil größter Konkurrent von Novozymes, liegt zwar ebenfalls gut im Rennen. Der Konzern ist aber 2010 offenbar noch nicht in der Lage, ein industriell voll nutzbares Enzym zu liefern, schätzen Branchenexperten.
Bei Novozymes unterstützt das US Department of Energy seit 2001 mit Subventionen in Höhe von 25 Mio. Dollar die Enzymforschung. Die Vereinigten Staaten subventionieren ihre Bioethanolproduktion ohnehin stark. Zudem legt der "renewable fuel standard" gesetzlich fest, wie hoch der Anteil von Bioethanol an der Treibstoffproduktion sein muss. Dieses Jahr liegt er bei 10,5 Mrd. Gallonen. Bis 2015 wird er auf 15 Mrd. Gallonen steigen. Die zweite Generation soll 2022 einen Produktionsanteil von 16 Mrd. Gallonen einnehmen. Der Markt ist also garantiert.
"Obamas Politik kommt uns zu Gute", sagt Steen Riisgaard, Präsident und CEO von Novozymes. Die neue Regierung will 2030 sogar 60 Mrd. Gallonen Bioethanol produzieren lassen, etwa 25 Prozent des US-Bedarfs. Laut McKinsey könnte Bioethanol im gleichen Jahr mehr als 25 Prozent des globalen Treibstoffbedarfs abdecken, und zwar ohne mehr Anbaufläche als heute zu beanspruchen.
Noch macht Novozymes das größte Geschäft aber mit Enzymen für Waschpulver, das mit geringerer Wassertemperatur auskommt. Ausgehend von Zucker kann alles hergestellt werden, dessen Basis heute Erdöl ist. JP Morgan errechnet für Novozymes 47 Prozent Marktanteil bei der Produktion industriell nutzbarer Enzyme. Ein Markt, den die Bank aktuell mit rund zwei Mrd. Euro bewertet.
Herausstellen will ich besonders den Satz :"Ausgehend von Zucker kann alles hergestellt werden, dessen Basis heute Erdöl ist."