02.10.2006 15:00
Medion - ganz untenDer Elektronik-Dienstleister, bekannt unter anderem durch die Aldi-PCs, enttäuscht auf der ganzen Linie. Das Unternehmen wird im Gesamtjahr massive Verluste schreiben. Die Aktie ist auf den tiefsten Stand aller Zeiten gefallen.
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Die Medion-Aktie brach zu Handelsbeginn um 18 Prozent auf 7,15 Euro ein. Das war der tiefste jemals erreichte Stand, seit das Unternehmen im Jahr 1999 an die Börse gegangen war. In ihren besten Zeiten kostete die Aktie mehr als 60 Euro.
Das SDax-Mitglied rechnet im Gesamtjahr nur noch mit einem Umsatz von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro nach bisher erwarteten zwei Milliarden Euro. Unter dem Strich soll es einen Verlust von 45 bis 60 Millionen Euro geben. Das operative Ergebnis werde sich um 15 Millionen bis 25 Millionen Euro verschlechtern und damit voraussichtlich im einstelligen Millionenbereich liegen, teilte Medion mit.
Preise unter Druck
Die Konsumenten hätten sich mit Käufen zurückgehalten. In der Folge sei es zu einem noch weiter verstärkten Wettbewerb und zusätzlichem Druck auf die Preise und Margen gekommen. "Kostete früher ein Notebook 1400 Euro, so kostet heute das gleiche Produkt nur noch die Hälfte", kommentierte Medion-Chef Gerd Brachmann.
"Das Problem sind eindeutig die Preise", sagte Roland Könen vom Bankhaus Lampe gegenüber Reuters. Anders als noch vor ein paar Jahren biete nicht mehr nur Aldi PCs an, sondern auch viele andere Händler mit Niedrigpreis-Strategie. Auch mittelfristig werde Medion nicht mehr zu den Margen zurückkehren, die es noch vor drei bis fünf Jahren erzielt habe.
Ausgelöst durch den harten Preiskampf hätten sich auch die wichtigsten Kunden mit Bestellungen zurückgehalten, teilte Medion mit. Die Folge: Der Umsatz im mit Abstand wichtigsten vierten Quartal wird 20 bis 30 Prozent hinter den Planungen zurückbleiben.
Auch auf mögliche Vorzieheffekte durch die anstehende Mehrwertsteuererhöhung mag Medion nicht wirklich hoffen: "Sicherlich wird es bei bestimmten Produktgruppen Vorzugseffekte im vierten Quartal geben. In welchen Bereichen und in welchem Umfang diese ausfallen und wie sich dabei der anhaltende Preisverfall auswirkt, muss sich aber erst noch zeigen", teilte das Unternehmen gegenüber boerse.ARD.de mit.
Massive Abschreibungen
Durch das schwache Konsumklima tut sich Medion nun schwerer, zurückgegebene Waren wieder an den Mann zu bringen. Die Folge sind unter anderem Wertberichtigungen auf Vorräte, die sich zusammen mit höheren Rückstellungen für Gewährleistungen auf insgesamt 80 bis 90 Millionen Euro summieren. "Durch die Rückstellungen werden Garantieverpflichtungen auch bei reduzierten Umsätzen sichergestellt. Die Qualität der Produkte ist nach wie vor auf hohem Niveau. Durch die hohe Komplexität vieler Produkte und den zunehmenden Trend zur digitalen Vernetzung ist jedoch die Beratungsintensität deutlich gestiegen."
Vor dem Hintergrund der schwachen Entwicklung will das Essener Unternehmen sein Kostensenkungsprogramm noch beschleunigen, um in Zukunft auch bei einem Umsatzniveau von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro Gewinne zu schreiben.
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