Massenentlassungen vs. Humor

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vega2000:

Massenentlassungen vs. Humor

 
05.11.01 22:55
Der Galgenhumor der Gefeuerten

Massenentlassungen vs. Humor 463752

Weltweit sind in den vergangenen Monaten Hunderttausende von Arbeitnehmern vor die Tür gesetzt worden. Kein Grund zum Jammern – in den USA gilt arbeitslos zu sein bei einigen inzwischen sogar als cool und wird im Internet auf zahlreichen Websites zelebriert.

Diskussionsforum FuckedCompany: Welches Dot.com beißt als nächstes in Gras?

Austin/Hamburg – Carlotta Stankiewicz hat aus der Misere ein Geschäft gemacht. Die Werbetexterin aus Austin im US-Staat Texas wurde bereits vor einem Jahr gefeuert – kurz darauf erwischte es auch ihren Mann, der bei einer Videospielfirma arbeitete. Zunächst aus purem Trotz dachte sie Slogans aus, wie "Jobs sind was für Weicheier!" oder "Meine Abfindung ist größer als Deine!" Später ließ Stankiewicz die Sprüche auf T-Shirts drucken und verkaufte sie zunächst im Bekanntenkreis, dann über ihre Internetseite PlanetPinkSlip.com, eine Art Portal für den fröhlichen Arbeitslosen. Neben T-Shirts und Kaffeebechern gibt es bei Stankiewicz E-Mail-Kondolenzkarten, mit denen man anderen geschassten Arbeitnehmern Trost spenden kann. Reich wird die Werbetexterin dadurch nicht, kann aber nach eigenen Angaben zumindest die Kosten für den Betrieb decken.
Nur nicht Jammern

Auf der Webseite FuckedCompany.com (FC) werden indes Wetten darauf abgeschlossen, welche Dot.com als Nächste ins Gras beißt. Ein heißer Kandidat ist Consilient, eine Internetfirma, die nach eigenen Angaben, eine "einzigartige, humanzentrierte" Software zum "Erstellen, distribuieren, und optimieren von Geschäftsprozessen" verkauft - und einen kleinen Finanzengpass hat. Zumindest wird das im Chat von FC kolportiert. Mitleid hat hier keiner. "Noch mehr Pussies, die rumjammern, weil sie keine Finanzspritze kriegen", kommentiert ein Teilnehmer. "Hasenhirne" urteilt ein anderer.

In der "Hall of Fame" hat FC inzwischen 485 Firmen verewigt, die entweder Pleite oder "seriously fucked" seien. Die Seite war zunächst nur ein Ventil für wütende Dot.com-Mitarbeiter, die Dampf ablassen wollten. Neuerdings verkauft FC allerdings auch Fan-Artikel. Denn arbeitslos zu sein gilt in den USA teilweise als hip – besonders, wenn man ein Opfer des maßlosen Internetbooms geworden ist. Im FC-Shop gibt es zum Beispiel extra scharfe Chilisoße der Marke "Burn Rate", für alle, die sich gerne an die gute alte Zeit erinnern, als man jeden Monat Millionen von Dollar durch den Kamin blasen durfte – auf Kosten der Wagniskapitalgeber und ohne eine Mark Umsatz zu machen. Ferner verkauft FC T-Shirts mit Logo oder Mousepads, auf denen ein Fön abgebildet ist. Darunter steht: "Für Marketingpräsentation hier drücken."

Einem besonderen Problem Gefeuerter nimmt sich IJustGotFired.com an. Schlimmer als der Verlust von Gehalt, Dienstwagen und sozialen Kontakten ist der Entzug der Firmen-E-Mailadresse, glauben die Macher der Seite. Deshalb gibt es Adressen im Format "name@ijustgotfired.com" gratis. Und weil Gefeuerte auch ihrer Visitenkarten beraubt werden, bietet die Website Vorlagen für so genannte "Out-of-Business-Cards" an.

Quelle: Spiegel
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