SPIEGEL ONLINE: Wie viel Öl steckt noch in der Erde?
Mallet: Seit Beginn der industriellen Förderung hat die Menschheit etwa 1000 Milliarden Barrel verbraucht, den Großteil davon in den vergangenen 30 Jahren. Die gleiche Menge steht noch einmal zur Verfügung - plus mögliche Neufunde. Hinzu kommen unkonventionelle Vorkommen wie Schweröl, Ölsand oder Ölschiefer. Allerdings ist deren Erschließung teuer. Und bei den Auswirkungen auf die Umwelt sind noch nicht alle Aspekte geklärt.
SPIEGEL ONLINE: Wie lange reicht das Öl also?
Mallet: In den nächsten 20 Jahren haben wir kein Problem. Wenn wir mit der Nachfrage vernünftig umgehen, reicht es sogar noch für 40 oder 50 Jahre.
SPIEGEL ONLINE: Aber die Nachfrage steigt, vor allem in Asien.
Mallet: Deshalb haben wir eine klare Botschaft: Wir müssen sparen, sparen, sparen.
SPIEGEL ONLINE: Total ist der einzige Ölkonzern, der eine stagnierende Produktion voraussagt. Verschließen die anderen die Augen vor der Wahrheit?
Mallet: Ich weiß es nicht. Nur so viel: Wer zum Kauf großer Autos aufruft, um seinen Ölabsatz zu steigern, begeht einen schweren Fehler. Ich selbst gehe zu Fuß zur Arbeit.
SPIEGEL ONLINE: Vielleicht dramatisieren Sie nur, um hohe Benzinpreise zu rechtfertigen.
Mallet: Benzin ist nicht teuer. Ohne Steuern kostet es 32 Cent pro Liter, das ist weniger als ein gutes Mineralwasser.
SPIEGEL ONLINE: Millionen Autofahrer sehen das anders.
Mallet: Wir haben in Deutschland die niedrigste Gewinnmarge in ganz Europa. Der Wettbewerb ist extrem hart: Für einen Cent Preisunterschied fahren die Deutschen einen Riesenumweg bis zur nächsten Tankstelle.
SPIEGEL ONLINE: Manche Politiker fordern, die Mineralölsteuer zu senken.
Mallet: Die Mineralölsteuer ist dafür da, in neue Energien investieren zu können, in Forschungen, die eine langfristige und umweltfreundliche Mobilität sichern. Das kann auch ein Autofahrer begrüßen.
SPIEGEL ONLINE: Total will eine höhere Mineralölsteuer?
Mallet: Nein. Aber Energie muss etwas kosten. Wir brauchen Anreize zum Sparen - und um Alternativen zu entwickeln. Es gibt zum Beispiel keine Steuer auf Flugbenzin. Das ist vollkommen unvernünftig. Beim Energiesparen sind wir zu dritt: die Politik mit Gesetzen und Richtlinien, die Industrie, die effiziente Produkte zur Verfügung stellt, und die Verbraucher, die durch ihr Verhalten viel bewirken können.
SPIEGEL ONLINE: Die Kunden dürften andere Wünsche haben …
Mallet: Warum? Wenn der Energieverbrauch sinkt, wird es für die Kunden in der Summe nicht teurer. Ein Liter Benzin kostet dann zwar mehr. Wer aber ein sparsames Auto fährt, muss nicht so viel tanken.
Das Interview führte Anselm Waldermann
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,617191-2,00.html