Am 11. Mai 2010 hat die Kromi Logistik AG die Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2009/10 veröffentlicht. Im Berichtszeitraum verringerte sich der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um 16,5 Prozent auf rund 23,4 Millionen Euro. Das EBIT kletterte hingegen um 89,2 Prozent auf 193.000 Euro. Die Veröffentlichung des Quartalsberichts nahm Martin Münzenmayer vom Stuttgarter Researchbüro als Anlass für ein Interview mit Finanzvorstand Uwe Pfeiffer.
Stuttgarter Researchbüro: Herr Pfeiffer, nicht alle Anleger kennen Kromi Logistik. Können Sie bitte das Geschäftsmodell des Unternehmens erklären.
Uwe Pfeiffer: Wir übernehmen für produzierende Gesellschaften im In- und Ausland das Tool-Management. Konkret bedeutet dies, dass wir unsere Kunden an ihren Standorten über Ausgabeautomaten mit Präzisionswerkzeugen versorgen und dies mit IT-Systemen steuern und überwachen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf technisch anspruchsvollen Zerspanungswerkzeugen (Verschleiß- und Trägerwerkzeuge, zum Beispiel Bohrer) für die Metall- und Kunststoffbearbeitung. Zusätzlich optimieren wir kontinuierlich den Werkzeugeinsatz unserer Kunden und ermöglichen ihnen somit erhebliches Einsparpotenzial.
Stuttgarter Researchbüro: Wie beurteilen Sie die Umsatz- und Ergebnisentwicklung in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2009/10?
Uwe Pfeiffer: Ich bin mit den Zahlen durchaus zufrieden. Schließlich konnten wir trotz des Umsatzrückgangs das operative Ergebnis erheblich steigern. Das EBIT ist für uns übrigens eine wichtige Kennziffer, an der wir auch in Zukunft unseren Unternehmenserfolg messen werden. Bedenken sollte man zudem, dass die Ergebnisse des Vorjahreszeitraums von dem bis Ende 2008 andauernden Boom im Maschinenbau geprägt waren. Vor diesem Hintergrund relativiert sich der Umsatzrückgang in den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres.
Stuttgarter Researchbüro: Die Automobilzuliefererbranche, der Maschinenbausektor und der Schiffsmotorenbau sind wichtige Kundenbranchen von Kromi Logistik. Beschreiben Sie bitte die aktuelle Situation in den drei Bereichen.
Uwe Pfeiffer: Die Produktion bei den Automobilzulieferern läuft bei einigen Unternehmen dieser Branche inzwischen wieder an. Einige von ihnen können aufgrund einer respektablen Orderflut ihre Liefertermine kaum noch einhalten. Mittelfristig rechne ich bei den Zulieferern infolge der Konjunkturaufhellung mit einer guten Auftragslage. Zuversichtlich bin ich auch bezüglich der künftigen Geschäftentwicklung der Maschinenbauer, da sich ein Teil dieser Unternehmen seit einiger Zeit wieder über eine zunehmende Anzahl an Anfragen und Bestellungen freuen kann. Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden Monaten in steigenden Produktionsvolumina niederschlagen. Im Schiffsmotorenbau liefen die Geschäfte zu Beginn der Wirtschaftkrise aufgrund hoher Auftragsbestände gut. Inzwischen ist hier aber eine deutliche Eintrübung spürbar. Voraussichtlich wird es noch etwas dauern, bis sich der spätzyklische Schiffsmotorenbau wieder im Aufwind befindet. Erfreulicherweise erwirtschaften wir in dieser Branche nur einen kleinen Teil unseres Umsatzes.
Stuttgarter Researchbüro: Wie schätzen Sie die Möglichkeiten für die Gewinnung von Neukunden ein?
Uwe Pfeiffer: Diesbezüglich sehe ich im Maschinenbau gute Chancen. Denn die in diesem Sektor tätigen Unternehmen sind in der derzeitigen Marktsituation stark daran interessiert, Kostentreiber zu identifizieren und zu eliminieren. Entsprechenden Maßnahmen lassen sich derzeit wesentlich einfacher durchführen als 2008. Damals waren die Fertigungskapazitäten der Maschinenbauer noch voll ausgelastet und selbst eine kurze Produktionsunterbrechung zur Implementierung unserer Versorgungstechnik kaum möglich. Heute ist das einfacher. Zudem ist der Kostendruck der Unternehmen und damit deren Handlungsbedarf enorm gestiegen.
Stuttgarter Researchbüro: Will Kromi Logistik den Auslandsgeschäfts-Umsatzanteil in Höhe von aktuell 25 Prozent steigern?
Uwe Pfeiffer: Wir haben in diesem Zusammenhang keine Zielquote festgelegt. Unabhängig davon nehmen wir an, dass wir in Zukunft überproportional außerhalb Deutschlands wachsen werden. Denn die mechanische Produktion vieler Betriebe findet auch verstärkt im Ausland statt – das heißt in den entsprechenden Wachstumsmärkten. Aber auch in Deutschland gibt es für uns noch Potenzial, das es in den nächsten Jahres zu heben gilt.
Stuttgarter Researchbüro: Wie beurteilen Sie die Perspektiven von Kromi Logistik in Brasilien?
Uwe Pfeiffer: Wir haben in Brasilien vor rund zwei Jahren eine Tochtergesellschaft gegründet, deren Geschäfte inzwischen sehr gut laufen. Brasilien ist für Kromi Logistik aus heutiger Sicht definitiv der aussichtsreichste Markt außerhalb Europas. Schließlich gibt es in dem lateinamerikanischen Staat reichlich Rohstoffe sowie viele zerspanende Unternehmen, die weltmarkfähige Produkte fertigen und diese auf einem wachsenden Inlandsmarkt vertreiben. Daher versprechen wir uns von unserem Engagement in Brasilien sehr viel.
Stuttgarter Researchbüro: Im Juni 2009 hat der Zerspanungswerkzeug-Hersteller IMC Group im Rahmen einer Kapitalerhöhung einen Anteil von 9,09 Prozent an Kromi Logistik erworben. Könnte diese Gesellschaft ihre Beteiligung eventuell aufstocken?
Uwe Pfeiffer: Ob die IMC Group, die sich zu 80 Prozent im Besitz von Warren Buffet befindet, ihre Beteiligung früher oder später aufstocken wird, kann ich nicht einschätzen. Auf alle Fälle erfüllt es uns mit Stolz, dass sich der weltweit zweitgrößte Werkzeughersteller an Kromi Logistik beteiligt hat. Darüber hinaus zeigt der Einstieg der IMC Group, dass man von den Perspektiven des Tool-Management-Marktes überzeugt ist.
Stuttgarter Researchbüro: Ein großer Teil der Kromi Logistik-Aktien befindet sich im Besitz des Managements. Wird das künftig so bleiben?
Uwe Pfeiffer: Aktuell hält das Management mehr als 50 Prozent der Aktien, und es ist unser erklärtes Ziel, auch weiterhin eine hohe Aktienquote zu behalten, da wir alle langfristig denken. Dies spiegelt sich auch in unserer Strategie wider, die auf nachhaltiges Wachstum des Unternehmens abzielt.
Die Aktie ist ein chancenreiches Langfristinvestment
Die jüngst veröffentlichten Quartalszahlen zeigen, dass sich Kromi Logistik im Krisenjahr 2009 wacker geschlagen hat. Lobenswert ist vor allem, dass der Tool-Management-Spezialist auf Neunmonatsbasis das EBIT dank eines strikten Sparkurses deutlich steigern konnte. Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch der Rückgang des Nettogewinns um 37,7 Prozent auf 81.000 Euro aufgrund einer gestiegenen Steuerquote. Bilanztechnisch punktet das Hamburger Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 84,8 Prozent und einem Cash-Bestand von 11,1 Millionen Euro. Auch die Wachstumsaussichten können sich sehen lassen. Schließlich zieht die Nachfrage der Bestandskunden an und zudem sieht Finanzvorstand Uwe Pfeiffer gute Chancen für die Gewinnung von Neukunden. Daher eignet sich die Kromi Logistik-Aktie als Depotbeimischung für langfristig orientierte Börsianer.
Weitere Informationen
Internetseite:
www.kromi.deWKN: A0K FUJ
ISIN:
DE000A0KFUJ5aktueller Kurs: 8,20 Euro (Stand: 21.05.2010)
Marktkapitalisierung: 33,8 Millionen Euro
KGV 2010/11e: 17
Jabl