Japan & Weltwirtschaft ...

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Japan & Weltwirtschaft ...

 
#1
Heute interessanter Artikel in der Berliner Zeitung,
m.E. können die jap. Banken wohl nicht viel anderes
machen, als das was dort beschrieben wird.


Kursverfall bedroht Japans Bankenbranche
Angela Köhler
Wenn die Not leidenden Institute ihr Auslandsvermögen zurückholen, wackelt das Weltfinanzsystem TOKIO, 25. März. Japans angeschlagene Banken geraten weiter unter Druck: Die Bodenpreise sind 2000 das zehnte Jahr in Folge gefallen - im Landesdurchschnitt um 4,9 Prozent. Damit sinkt der Wert von Kreditsicherheiten weiter, das Volumen Not leidender Darlehen weitet sich aus. Am Freitag gab die Regierung bekannt, noch einmal zwei Regionalbanken durch öffentliches Geld vor dem Bankrott zu retten. Rote Bilanzzahlen und ein tendenziell schwächerer Yen könnten Japans Geldinstitute verleiten, auch Teile ihrer beträchtlichen Auslandsvermögen zu repatriieren. Das wäre eine Katastrophe für das Weltfinanzsystem. Denn Japan ist der weltgrößte Kreditgeber.
Noch kann Nippons Regierung genügend Geldsäcke füllen, um die Dämme nicht brechen zu lassen. Mit umgerechnet fast 1,3 Milliarden Mark wurden am Freitag die Kinki Osaka Bank und die Gifu Bank - zwei regionale Geldinstitute mit hohem Immobilienrisiko - vor dem Zusammenbruch gerettet.
Kreditsicherheiten entwertet

Aber immer mehr Finanzhäuser fürchten, dass die "Asset Deflation" - die Abwertung von Kreditsicherheiten wie Immobilien oder Aktien - seit dem Platzen der Spekulationsblase nicht mehr umzukehren, kurzfristig wahrscheinlich nicht einmal aufzuhalten ist. Japans größte auf die Taxierung von großen Grundstückswerten spezialisierte Firma, Sanyu Appraisal Corp. erwartet "für die nächsten Jahre einen weiteren Preisrutsch von noch einmal 50 Prozent". Das bedeutet, dass die von Experten auf aktuell rund 1,3 Billionen Mark geschätzten faulen Kredite des japanischen Bankensystems tendenziell zunehmen und außer Kontrolle geraten könnten. Die Folge wäre eine Welle von Bankenpleiten, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.
Erfahrene Marktbeobachter wie David Roche von Independent Strategy in London sind sich ziemlich sicher, dass jetzt bereits "zwei bis drei führende Banken insolvent sind". Bricht die latente Krise offen aus, sind die öffentlichen Hände als Retter überfordert. In das Budget für das Finanzjahr 2001, das am 1. April beginnt, hat die Regierung als Vorbeugemaßnahme gegen einen Crash immerhin 265 Milliarden Mark Rückstellung eingebaut. Dabei ist sich jedoch niemand sicher, ob das im Ernstfall auch ausreichen wird. "Das schlimmste Szenario ist, dass eine Anzahl von großen Banken kollabiert, bevor die Regierung ihr Rettungsnetz überhaupt auswerfen kann", warnte die Zeitung "The Asian Wall Street Journal".
Japan hängt wie kein anderes Industrieland von seinem privaten Bankensystem ab. Der Anteil von Bankkrediten am Bruttoinlandprodukt ist 2,5fach höher als in den USA. Zwischen 1993 und September 2000 mussten 1,2 Billionen Mark faule Kredite abgeschrieben werden. Wichtige Geldinstitute wie das Brokerhaus Yamaichi und die große nordjapanische Regionalbank Hokkaido Takushoku brachen unter dieser Last zusammen.
Hinzu kommt der Verfall am Aktien- und Rentenmarkt. Aus Angst, dass sinkende Börsenkurse ihr Vermögen weiter reduzieren, stoßen viele Banken ihre Wertpapiere ab. Allein im Februar verkauften 16 Großbanken netto Aktien für zehn Milliarden Mark - das war Monatsrekord an der Tokioter Börse.
Neue Bilanzregeln
Experten sind sich sicher, dass dieser Trend auch über den Bilanztermin des Finanzjahres am 31. März anhalten, sich wahrscheinlich sogar verstärken wird. Ab 1. April gelten in Japan neue Bilanzregeln, wonach Aktienbesitz zum Tageskurs und nicht zur internen Bewertung in die Bilanz eingestellt werden muss. Zum ersten Mal wird diese ehrlichere Abrechnung am 30. September zum Halbjahresabschluss wirksam.
Auch die Yen-Schwäche lastet auf den Geldinstituten. Umso mehr der Außenwert der Währung sinkt, umso größer wird die Versuchung, Teile der Auslandsvermögen zu repatriieren. Die Dai-Ichi Kangyo Bank kündigte bereits an, ihren 27-Prozent-Anteil an der US-Finanzgruppe CIT für 2,5 Milliarden Dollar abzustoßen. Die Daiwa Bank dementiert bisher Gerüchte, dass sie in New York Goldman Sachs und Salomon Smith Barney mit dem Verkauf von Aktiva über fünf Milliarden US-Dollar inklusive australischer Anlagen beauftragt habe, um einen Konkurs abzuwenden. Japanische Anleger haben schätzungsweise 1,5 Billionen Dollar an der Wall Street investiert. "Sie werden wahrscheinlich einen Großteil davon nach Hause holen", meint Jason Rogers von der Ratingagentur Fitch. Wenn sie nur die Hälfte davon in Cash umwandeln würden, könne das eine Katastrophe für das Weltfinanzsystem auslösen.


Gruesse
MOB


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