Japan schnürt Notpaket

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Japan schnürt Notpaket

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11.03.01 03:13
ftd.de, Fr, 9.3.2001, 14:57

Die japanische Regierung hat am Freitag ein Notpaket vorgestellt, um
die Wirtschaft anzukurbeln.

Die Pläne sehen niedrigere Dividendensteuern und die Einrichtung
eines privaten Fonds für Verkäufe von Überkreuzbeteiligungen der
Unternehmen vor. Zudem fordert die Regierung darin die Bank von Japan (BoJ) zu
einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik auf. Analysten vermissten in dem
Katalog Vorschläge für tiefgreifende Strukturreformen. Regierungspolitiker
äußerten sich erneut widersprüchlich über den Kurs der japanischen
Währungspolitik. Zudem wuchsen Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt des
unpopulären Ministerpräsidenten Yoshiro Mori.

Das Notpaket soll nach Angaben der Regierung vor allem den zuletzt
arg unter Druck geratenen japanischen Aktienmärkten wieder Auftrieb
verleihen. Dazu sei zum einen eine drastische Senkung der Steuern auf
Aktiendividenden geplant, um Aktien als Anlageform wieder attraktiver zu machen.
Darüber hinaus solle ein privater Fonds für den Aufkauf von Aktien
eingerichtet werden, die wegen der Auflösung von Überkreuzbeteiligungen der
Unternehmen verkauft werden. Diese Veräußerungen kurz vor Ende des Fiskaljahres
am 31. März waren Analysten zufolge ein Hauptgrund für die jüngsten
Kursverluste japanischer Aktien. Der Nikkei-Index hatte sich in den vergangenen
Tagen bereits etwas von seinem zuvor erreichten 15-Jahres-Tief erholt. Am
Freitag schloss der Index vor Bekanntgabe des Notpaketes 0,18 Prozent im
Minus bei 12.628 Zählern.

Keine expansiven fiskalpolitischen Schritte

Analysten begrüßten, dass in dem Maßnahmenkatalog entgegen früherer

Regierungspolitik keine expansiven fiskalpolitischen Schritte vorgesehen sind. Sie
fragten sich aber, wer die Mittel für den Aktienaufkauf-Fonds bereitstellen
solle, wenn die Regierung dies offenbar nicht plane. Außerdem dürften nicht
nur Symptome bekämpft werden, sondern die wirtschaftlichen Probleme
müssten an der Wurzel gepackt werden.
Von der Notenbank forderte die Regierung darüber hinaus eine weitere
geldpolitische Lockerung, beispielsweise durch das Setzen eines Inflationsziels.
Nach Einschätzung des BoJ-Chefs Masaru Hayami ist das angesichts der
momentanen Preisbewegungen nicht möglich.
Regierungspolitiker betonten, das Paket schlage explizit keine
Umstellung des Yen-Wechselkurses vor. Zuvor waren Spekulationen aufgekommen, der
Yen-Kurs könne im Verhältnis 1:100 neu festgelegt werden, um die Währung für
Investoren attraktiver zu machen. Ein derartiges Vorhaben hatten Experten jedoch
als reine Geldverschwendung bezeichnet. "Warum drucken sie nicht direkt
dreieckige Banknoten, so dass sich jeder neue Geldbörsen kaufen muss. Das würde
die Wirtschaft wirklich ankurbeln", sagte Marshall Gittler,
Währungsstratege bei der Bank of America.

Erneut Verwirrung auf Finanzmärkten

Führende Regierungspolitiker sorgten unterdessen mit
widersprüchlichen Aussagen zur Währungspolitik erneut für Verwirrung an den
Finanzmärkten. Während Wirtschaftsminister Taro Aso Devisenmarktinterventionen zur
Schwächung des Yen als falsch bezeichnete, sagte Handelsminister Takeo Hiranuma:
"Ein sinkender Yen-Kurs ist bis zu einem gewissen Grad tolerierbar, wenn
er nicht überschießt." Finanzminister Kiichi Miyazawa hatte sich zuvor
ebenfalls gegen Interventionen ausgesprochen, nachdem BoJ-Chef Hayami dies
prinzipiell nicht ausgeschlossen hatte. Miyazawa entschuldigte sich am Freitag
außerdem für seine Äußerungen vom Vortag, der Staatshaushalt des Landes stehe
kurz vor dem Kollaps. "Die von mir gewählten Worte waren unangebracht",
sagte er in Tokio.
Der Yen zeigte sich am Freitag nach den deutlichen Kursverlusten der
Vortage weitgehend stabil, konnte aber von dem Notpaket der Regierung auch
nicht nennenswert profitieren. Die Aussicht auf einen Rücktritt Moris
verlieh der Währung dagegen leichten Auftrieb. Gegen 13.00 Uhr MEZ notierte
der Dollar mit 119,8 Yen, nachdem er am Vortag noch auf ein
20-Monats-Hoch bei 120,40 Yen geklettert war. Ein Euro kostete 111,8 Yen, nachdem er
am Donnerstag noch über 112 Yen gestiegen war.

Dieser Artikel ist im Internet abrufbar unter der URL:
www.ftd.de/pw/in/FTDC3SWS3KC.html?nv=nl


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