Intel macht Investoren Mut Von Henry Lübberstedt, HamburgNach zweijähriger Durststrecke in der Halbleiterbranche gieren die Investoren auf Zeichen des Aufschwungs. Die Zahlen des Branchenführers Intel machen dem Markt zwar Mut, doch eine Trendwende in der Branche deuten sie nicht an.
Im Jahresvergleich konnte Intel seinen Gewinn im zweiten Quartal auf 896 Mio. $ verdoppeln, der Umsatz legte dagegen lediglich um acht Prozent auf 6,75 Mrd. $ zu. Gegenüber dem ersten Quartal 2003 ging der Umsatz um ein Prozent zurück, allerdings gilt das zweite Quartal in der Halbleiterbranche als das schwächste. Den Gewinn pro Aktie gab der Konzern mit 0,14 $ an, Analysten hatten im Schnitt mit 0,13 $ gerechnet.
"Wir haben in den vergangenen drei Quartalen im Gegensatz zum Vorjahr ein kontinuierliches Wachstum gesehen, es bildet sich wieder ein saisonales Muster aus und das zweite, gewöhnlich schwächste Quartal lag auf dem Niveau des ersten," sagte Intel-Europa-Chef Jürgen Thiel. Seiner Ansicht nach alles positive Faktoren. Doch wie es im zweiten Halbjahr weitergeht, müsse abgewartet werden.
Analyst: "Alles andere wäre enttäuschend"
Analysten beurteilen das Ergebnis zurückhaltender. "Alles andere als ein Gewinn von 14 Cent pro Aktie wäre eine Enttäuschung gewesen", sagte Ingmar Lehmann, Analyst bei SEB. Die Erwartungen des Marktes lägen eindeutig höher. Intel bedient mit seinen PC-Prozessoren rund 80 Prozent des Gesamtmarktes, die Quartalszahlen des Branchenführers gelten daher als Indikator für die gesamte Branche. Investoren fürchten, die Aktien der Halbleiterunternehmen könnten überbewertet sein. Die Aktien von Halbleiterfirmen legten zuletzt in Erwartung eines Aufschwungs im zweiten Halbjahr kontinuierlich zu. Wie stark der Anstieg ausfiel, spiegelt der Philadelphia Semiconductor Index wider. Über das Jahr stieg er um 33 Prozent und übertraf damit den Nasdaq Composite und Standard & Poors 500.
Die Angst vor Überbewertung hegte offenbar auch Intels-Chef Craig Barett. Noch kurz vor Veröffentlichung hatte er versucht, allzu optimistischen Erwartungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Wir rutschen nicht ab, wir können aber auch keinen Aufschwung versprechen", sagte er in einem Interview.
Entsprechend vorsichtig fiel bei Intel der Ausblick auf das dritte Quartal aus. Der Branchenprimus hat einen Umsatz zwischen 6,9 und 7,5 Mrd. $ in Aussicht gestellt, über den Gewinn wollte sich der Konzern nicht äußern. Positiv beurteilen die Analysten allerdings die angekündigte Bruttogewinnmarge von 54 Prozent, in diesem Quartal erzielte Intel knapp 51 Prozent.