HV-Bericht CargoLifter AG

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das Zentrum d.:

HV-Bericht CargoLifter AG

 
23.03.01 08:01
HV-Bericht CargoLifter AG



Die 4. ordentliche Hauptversammlung der CargoLifter AG fand am 17. März 2001 erstmals in der neuen Werfthalle statt, der größten frei tragenden Halle der Welt auf dem Gelände des ehemaligen russischen Militärflugplatzes in Briesen-Brand, ca. 60 km südlich von Berlin. Das Unternehmen wurde am 30. Mai 2000 an der Börse eingeführt und im Dezember 2000 in den MDAX aufgenommen.
Die Gesellschaft, die mit dem Transportluftschiff CL 160 den Logistik-Markt revolutionieren will, zählt etwa 62.000 Aktionäre, von denen ca. 1.000 am Samstag, dem 17.3.2001, erschienen waren, um die Werfthalle zu bestaunen und den Bericht des Vorstands über das am 31. August 2000 beendete Geschäftsjahr entgegenzunehmen. Nachdem die Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch ein Vertreter von GSC Research, bereits ab 10 Uhr mit Vorführungen und Vorträgen informiert worden waren, begann die Hauptversammlung dann um 13 Uhr.


Bericht des Vorstands

Heinz Herrmann eröffnete als Vorsitzender des Aufsichtsrats die Versammlung und verkündete nach Erläuterung der Formalien, nach der Ernennung von Karl Bangert zum Vorstand für Finanzen sei man nun auf der Suche nach einem Technikvorstand. Gespräche würden bereits geführt. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Carl von Gablenz gab dann seinen Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr ab.

Zunächst blickte Dr. von Gablenz auf die wichtigsten Ereignisse im Berichtsjahr zurück. Am 20. Januar 2000 erfolgte die Anerkennung als Entwicklungsbetrieb durch das Luftfahrtbundesamt. Am 3. Juni wurde das Besucherzentrum auf dem Werksgelände eröffnet, welches bis zum Jahresende bereits 140.000 Besucher verzeichnen konnte.

Am 1. September besuchte der Bundeskanzler die Werft, und am 16. September feierte man das „Torfest“. Dr. von Gablenz erklärte, die Marke „CargoLifter“ besitze inzwischen einen erheblichen Wert. Das Besucherzentrum und der Absatz von Merchandising-Produkten tragen bereits zum Umsatz bei.

Anschließend erläuterte Herr Meinl die Auswirkungen der erstmaligen Anwendung der Richtlinien nach US-GAAP auf den vorgelegten Jahresabschluss. Gemäß US-GAAP werden alle Aufwendungen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Projektentwicklung stehen, als Forschungs- und Entwicklungsaufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht und nicht aktiviert, wie dies nach HGB möglich wäre. Dies betrifft auch den Bau der Werfthalle, für die im Berichtsjahr 31,6 Mio. Euro in den Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten sind. Für die Entwicklung des CL 160 wurden 28 Mio. Euro aufgewendet.

Das Aktivierungsverbot gilt so lange, bis die technische Realisierbarkeit des Projekts, die durch Tests mit dem Prototypen im Jahr 2003 nachgewiesen werden soll, eindeutig feststeht. Diese Kosten für Forschung und Entwicklung wurden im Berichtsjahr durch Investitionszuschüsse von 15,6 Mio. Euro abgemildert. Insgesamt hat CargoLifter bisher 35,6 Mio. Euro an Fördermitteln von der InvestitionsBank des Landes Brandenburg erhalten. Die Umstellung auf US-GAAP ergibt, so Herr Meinl, einen deutlich höheren Kostenausweis, weniger Anlagevermögen und damit weniger Abschreibungen und letztlich einen früheren Break-even.

Das Geschäftsjahr 1999/2000 schließt mit einem Konzernjahresfehlbetrag von 67,9 Mio. Euro (3,48 Euro pro Aktie) ab. Dieser setzt sich neben den Forschungs- und Entwicklungskosten (47 Mio. DM) aus allgemeinen Verwaltungskosten (24,4 Mio. DM), sonstigen betrieblichen Erträgen (2,1 Mio. Euro aus Einnahmen des Besucherzentrums sowie Merchandising) und einem positiven Zinssaldo von 1,4 Mio. Euro zusammen.

Die vorläufigen und ungeprüften Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2000/2001 (1. September 2000 bis 28. Februar 2001) wurden wie folgt angegeben: Die Investitionen betrugen 12 Mio. Euro und werden im zweiten Halbjahr deutlich ansteigen, das Ergebnis liegt bei minus 50 Mio. Euro (Ende 1. Quartal: 27 Mio. Euro), und die flüssigen Mittel betragen 82 Mio. Euro.

Der Bau der Halle erfolgte innerhalb des Zeit- und Kostenplans, erklärte sodann das Vorstandsmitglied Bangert. Man habe ein Verkehrswertgutachten für die Halle anfertigen lassen, um eine Grundlage für eine Aufnahme von Fremdkapital zu haben. Dieses Gutachten, das vor einer Woche fertiggestellt worden sei, gibt den Verkehrswert mit 175 Mio. DM an, was ungefähr dem investierten Betrag entspreche.

Entgegen der ursprünglichen Planung, erste Erlöse im Geschäftsjahr 2003/2004 mit dem CL 160 zu generieren, rechnet man nun durch den kommerziellen Einsatz des CL 75 AC (Air-Crane) schon im Geschäftsjahr 2002/2003 mit Einnahmen. Der CL 75 AC ist ein Ballon ohne eigenen Antrieb, an dem die Ingenieure die Befüllung mit Helium und das Lastaufnahmeverfahren testen. Aufgrund entsprechender Nachfrage aus dem Schwerlastmarkt plant man, 10 Systeme des CL 75 für Kurzstreckentransporte bis 250 km und 75 t z.B. für Windkraftanlagen einzusetzen.

Der Vorstand stellte dann die durch Einbeziehung des CL 75 veränderten Planzahlen vor. Die Investitionen bis zur Serienproduktion des CL 160 steigen auf 590 Mio. Euro (Planung ohne CL 75: 511 Mio. Euro), der Break-even verschiebt sich um ein Jahr auf 2005/2006, der Unternehmenswert, so der Vorstand, steigt jedoch durch die Einbeziehung des CL 75 an.

Der Zeitplan sieht demnach so aus: 2002/2003 Montage des CL 160, erste Funktionstests und erste Einnahmen aus dem CL 75 Air-Crane, 2003/2004 erste Flugtests mit dem CL 160 und erste Erlöse aus der Vermarktung von dessen Werbefläche, 2004/2005 Beginn der Serienproduktion des CL 160.

Der Kapitalbedarf von insgesamt 590 Mio. Euro bis zur Serienproduktion des CL 160 setzt sich aus 135 Mio. Euro Investitionen in die Halle und den Standort sowie 455 Mio. Euro für den Aufbau der Produktion zusammen. Als weiterer Finanzierungsschritt stehe im laufenden Jahr eine Wandelanleihe an, im Jahr 2002 wolle man eine Barkapitalerhöhung durchführen.

Außerdem sei die Aufnahme von zusätzlichen Kreditmitteln geplant, was nun, da für die Halle ein Bewertungsgutachten vorliege, möglich sei. Bezüglich der Kapitalmaßnahmen werde der Hauptversammlung unter TOP 4 ein Genehmigtes Kapital von 10 Mio. Aktien und unter TOP 5 die Begebung einer Wandelschuldverschreibung vorgeschlagen.


Allgemeine Aussprache

Insgesamt 15 Aktionäre stellten Fragen zu technischen Details und, was interessanter erscheint, zur Finanzierung sowie zur Aktionärsstruktur. Letzteres wurde dahin gehend beantwortet, die zum Börsengang engagierte Investmentgesellschaft Henderson habe keine Aktien verkauft. Es seien weitere Fonds überwiegend aus dem angelsächsischen Raum engagiert. Auf die Gefahr einer Übernahme angesprochen, erklärte der Vorstand, eine solche müsse verhindert werden. Derzeit liege der Börsenwert unter dem Unternehmenswert, was eine solche Gefahr naturgemäß berge. Gegen Partnerschaften sperre man sich aber grundsätzlich nicht.

Auf die Frage, wie das risk-sharing mit den Entwicklungspartnern, z.B. General Electric für die Triebwerke, funktioniert, antwortete der Vorstand, risk-sharing bestehe bei CargoLifter darin, dass die Partner erbrachte Leistungen nicht, geringer oder verspätet abrechnen.

Dr. von Gablenz wurde dann auf einen Zeitungsartikel angesprochen, in welchem er mit der Aussage zitiert wurde, „die Halle bleibt auch nach dem Scheitern des Projekts als Logistikhalle erhalten“ und es „ist nicht Aufgabe von CargoLifter, Luftschiffe zu bauen, sondern Lasten zu transportieren“.

Dr. von Gablenz beteuerte, diese Aussagen so nicht gemacht zu haben. Er habe vielmehr auf die Forderung eines bekannten Kritikers von CargoLifter reagiert, die Gesellschaft müsse mangels Durchführbarkeit des Luftschiffprojekts die erhaltenen Fördermittel zurückzahlen. Er habe klarstellen wollen, dass die Fördergelder nicht für den Bau einer Halle oder eines Luftschiffs, sondern für die Schaffung von 239 Arbeitsplätzen bereitgestellt wurden.


Abstimmungen

Das Grundkapital von 40,5 Mio. Euro, eingeteilt in 27 Mio. Aktien mit einem rechnerischen Nennwert von 1,5 Euro, war durch gut 7,6 Mio. Aktien zu 28 Prozent vertreten. Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, die Schaffung eines genehmigten Kapitals von 15 Mio. Euro, die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel- oder Optionsschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von bis zu 150 Mio. Euro, ein Stock-Options-Programm, die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien, die Wahl des Abschlussprüfers sowie über diverse Satzungsänderungen.

Die Beschlüsse erfolgten mit einer Zustimmung von über 99 Prozent im Sinne der Verwaltung. Die Versammlung endete dann gegen 18 Uhr.


Fazit

Die technische Realisierbarkeit soll hier nicht diskutiert werden, da der Aussage des Vorstands Glauben geschenkt werden darf, CargoLifter habe einen Großteil des weltweiten Know-how in der „lighter-than-air“-Technologie vereinigt. Ohnehin muss die im Anhang des Geschäftsberichts enthaltene Aussage, „erst die Tests des Prototyps CL 160 P1 mit einer Last von bis zu 160 Tonnen, die für das Kalenderjahr 2003 geplant sind, werden endgültigen Aufschluss über die technische Realisierbarkeit des Projekts geben“, bei Anlageerwägungen berücksichtigt werden. Es handelt sich also um Venture Capital in Reinkultur.

Interessanter scheint die Finanzierbarkeit des Vorhabens. Der Halbjahresverlust von 50 Mio. Euro und flüssige Mittel von 82 Mio. Euro machen eine baldige Kapitalzufuhr erforderlich. Der unter 10 Euro gesunkene Aktienkurs ist dafür nicht förderlich. Er spiegelt die Verzögerungen wider, die von den Anlegern abgestraft werden, bei einem derart komplexen Vorhaben aber unvermeidlich sind.

Auch der hohe Anteil von Privataktionären und das weitgehende Fehlen bekannter institutioneller Investoren dürften Kapitalmaßnahmen erschweren. Aus Anlagegesichtspunkten besteht zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit, in CargoLifter zu investieren, da durch die geplanten Kapitalmaßnahmen vermutlich Druck auf den Aktienkurs aufkommen wird.

Der Privatanleger sollte abwarten, ob sich institutionelle Investoren oder Entwicklungspartner in größerem Umfang engagieren. Solange unter „risk-sharing“ verstanden wird, dass Entwicklungspartner „Leistungen verspätet abrechnen“, wird dem Privatinvestor ein zu hoher Anteil am Risiko aufgebürdet.


Kontaktadresse

CargoLifter Aktiengesellschaft
Potsdamer Platz 10
10785 Berlin

Telefon: 030-7261039-2000
Telefax: 030-7261039-2099

Email: info@cargolifter.com
Internet: www.cargolifter.de


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