Hans Bernecker: Quartalsberichte abwarten

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jack303:

Hans Bernecker: Quartalsberichte abwarten

 
02.07.02 10:46
Quartalsberichte abwarten  

Hans Bernecker: Quartalsberichte abwarten
Mails/Nachrichten vom 02.07.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
gestern gab es wohl einen Weltrekord im Tiefflug für Aktienkurse. Um 97,30 % stürzte WORLDCOM auf letztlich 7 Cents je Aktie ab. Das schlägt natürlich auch auf den Index durch, womit der Nasdaq nicht ganz zu halten war. Er hat jedoch insgesamt sein Tagestief vom September nicht unterschritten. Freilich ist dies ein etwas billiger Trost. Der Nasdaq 100 Tracking Stock verteidigte übrigens seine Basis 25/27 E. noch relativ gut, wenn auch extrem knapp. Ich bleibe dabei:

Warten Sie die Saison der Quartalsberichte ab. Auf keinen Fall neue Mittelbindung, bevor nicht Fakten vorliegen. Was sich gestern andeutete, wurde in New York schon anderweitig kolportiert. Ich komme darauf auch in der nächsten AB zu sprechen. In die Abschlüsse zum 30.06. wird alles reingepackt werden, was machbar ist. Deshalb bleibe ich sehr, sehr vorsichtig. Der erneute Schwächeanfall von IBM auf 67,60 $ entspricht dem, was ich in der letzten AB geschrieben habe. Gleiches gilt für die anderen Schwergewichte, wie beschrieben, und im übrigen auch für die Deutschen der gleichen Branche.

Unverkennbar ist aber meines Erachtens: Werden diese Titel mit den Halbjahreszahlen massiv zurückgenommen, so werden sie ein Kauf. Vermutlich 25 % billiger, um mal eine Zahl zu nennen.

Die Rüstungsspekulation hat ein neues Datum. NORTHROP erwirbt TRW für einen Preis, der nur mühsam zu rechnen ist. Also Wechsel. Kasse machen bei NORTHROP, dafür Ausbau der Position BOEING, wie kürzlich beschrieben. Gestern übrigens erstmals über 45 $. Ferner auf ROCKWELL COLLINS achten, dem Spinn off von ROCKWELL INTERNATIONAL, mit gestern über 27 $. Nächstes Kursziel reicht bis 31 $.

Interessant ist, wie die Autospekulation läuft. GM verlor inzwischen gut 14 $ gegenüber meinem Verkauf, nach vorher wiederum gut 40 % Plus, und der Tausch in FORD bleibt richtig, die ihre Basis 15/16 $ sehr gut verteidigen. Aber auch hier warte ich die nächsten Zahlen ab.

Bei PHILIPS haben Sie hoffentlich mit 42/43 $ den Einstieg versucht. Gestern bis 45,50 $, und vielleicht haben Sie noch Glück mit 44,50 $. Die Nr. 2, REYNOLDS, ist ebenfalls so zu sehen, siehe dazu auch nächste AB. Dagegen bleibe ich extrem vorsichtig bei allen teuren Retailern, wie WALMART oder auch HOME DEPOT, die einfach zu teuer sind. Weichen Sie dafür aus auf SEARS oder auch SACKS.

Trotz WORLDCOM-Pleite (nicht wörtlich) beobachten Sie bitte die anderen Telekomkonzerne sehr sorgfältig. Ich bin darauf schon eingegangen. Hier gilt die alte Markterfahrung: Wenn einer kippt, sogar ein großer, beginnen die Kurse der anderen Schritt für Schritt zu steigen. Am besten wäre also ein Chapter 11 für WORLDCOM. Sie beobachten bitte nur zwei Werte, nämlich AT+T bei 9-10 $ und SPRINT auf gleicher Ebene. Das ist aber noch keine direkte Kaufempfehlung.

Frankfurt hat auch seine Halbjahresprobleme. Hier gibt es zwar weniger Quartalszahlen als in New York, aber die eine oder andere Überraschung schließe ich nicht aus. Die sehr hohe Volatilität der Technologieaktien, z. B. 75 % für INFINEON oder 51,8 % für SAP und EPCOS gestern, sind stets eine Warnung. Wo die fairen Werte dieser Titel liegen, habe ich häufig erklärt. Nur hier gilt allerdings im Gegensatz zu anderen: Folgen Sie nicht den Sprüchen der Manager, sondern den tatsächlichen Zahlen.

Die Telekom-Spekulation ist ausgelaufen. Andere machen es anders. Zum Beispiel die Franzosen. Das ist schon gekonnt: Paris lancierte das Gerücht einer möglichen Rückverstaatlichung, was nie ernsthaft gemeint ist. Das bedeutete: Niemand wird in einem solchen Fall die Bonität Frankreichs in Frage stellen wollen und mithin auch nicht die von FRANCE TELECOM. Das Thema Rating-Reduzierung ist also vom Tisch. Der Kurs stieg gestern um 12,5 %, weil die Botschaft klar ist: Paris steht hinter seiner Tochter und die Finanzierung verbilligt sich um sicherlich 150 bis 180 Basispunkte bei langfristigen Verbindlichkeiten. Das alles, ohne einen Euro (pardon, Franc) zu riskieren , aber mit der guten Botschaft, die der Markt hören will. Ob das ein Mann wie Eichel versteht? Dennoch: Gestern erstmals über 10 E., wenn auch nicht zum Schluß. Meine Erinnerung bleibt: Rechnen Sie bitte noch einmal durch, wie sich Ihre Verbilligungsstrategie komplettieren läßt. Diese hatte ich in der AB beschrieben.

Ansonsten gilt heute: Ich warte auf konkrete Firmeninfos, die per Stichtag 30.06. einwandfrei vorliegen müssen. Dabei habe ich die Vermutung, daß es für eine ganze Reihe außerordentlich interessante Aspekte gibt. Im Mittelpunkt dürften sehr wahrscheinlich demnächst die Banken stehen.

Die E.ON-Story ist noch nicht zu Ende, sondern beginnt. Niemand setzt seine langfristige Strategie so konsequent um wie die Düsseldorfer. Selbst RWE kommt da nicht ganz mit. Der Kauf von POWERGEN ist inzwischen genehmigt. Der RUHRGAS-Deal wird in dieser Woche entschieden. Lesen Sie dazu bitte, was ich letzthin mehrfach zu E.ON geschrieben habe.

Erfreulich: Die Baisseattacke gegen FMC läuft aus. Sie konnten es gestern an den Umsätzen erkennen. Nach meinen Infos ist mindestens ein Hedge Funds ausgeschieden. Damit gelang die Stabilisierung des Kurses nicht auf dem Niveau von 49,50 E., sondern leider etwas tiefer. Es wäre gut gewesen, wenn FMC sich frühzeitig eingeschaltet und etwas zum Geschäftsverlauf gesagt hätte.

Pause bei Gold. Nehmen Sie geplante Käufe vorerst zurück. Die technische Korrektur sehe ich in ganz engem Zusammenhang zum Dollar, der die Parität zum Euro noch nicht überzeugend geschafft hat. Beides korrespondiert relativ eng miteinander, und dies wiederum mit der Markttechnik von New York.

Dazu eine Anmerkung am Rande: In der nächsten AB finden Sie auf der Seite 1 eine interessante Tabelle. Nämlich für den Umfang aller Baisseperioden der letzten 40 Jahre. Bei exakt 9.100 im Dow Jones wurde gestern der Durchschnitt aller Baisseperioden erreicht, nämlich mit rund 30 % gegenüber dem jeweiligen Spitzenwert.

Ich wünsche Ihnen heute einen guten Blick für die richtigen Firmendaten, die ab morgen oder übermorgen wohl schon herauskommen werden.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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