MZ Halle (Saale) Halloren-Chefs rechnen mit Absatzsteigerung: Mit der Kugel raus aus der Krise
Mit der Kugel raus aus der Krise Halloren-Chefs rechnen mit Absatzsteigerung
Von Steffen Höhne 16.12.19, 15:45 Uhr
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Halloren-Kugel
In diesem Jahr sollen mehr Hallorenkugeln als 2018 produziert werden.
Foto: dpa
Die Konzentration auf das Kerngeschäft zeigt bei Halloren erste Erfolge.
Der Vorstand der Schoko-Firma aus Halle meldet Absatzrekorde und bringt Pralinen-Snacks auf den Markt.
Halle (Saale) -
Das Umbauen und Sparen bei der Schoko-Firma Halloren hat bald ein Ende. Kurz vor Weihnachten wartet Vorstand Darren Ehlert mit einer frohen Botschaft auf: „Die Restrukturierung des Unternehmens ist zum Jahresende abgeschlossen.“ Das hallesche Unternehmen konzentriert sich künftig auf das Kerngeschäft: Das sind die Halloren-Kugel und Halloren-Markenprodukte wie beispielsweise Pralinen. Dazu werden aktuell auch ganz neue Snack-Produkte getestet.
Gang in den Westen: Hallorenkugel verbucht Absatzrekord
Die traditionsreiche Halloren-Kugel, die aus zwei Füllungen mit Schoko-Guss besteht, verbucht laut Ehlert einen Absatzrekord. „Etwa 14,5 Millionen Schachteln werden wir in diesem Jahr verkaufen“, sagte Ehlert am Montag. Im Vorjahr seien es knapp 14 Millionen gewesen. Das Plus führt der Finanz-Chef auf drei Veränderungen zurück: Erstens haben die Hallenser ihre Vermarktung in den westlichen Bundesländern und Drogerien verstärkt. „Wir haben zahlreiche Aktionen in Supermärkten gehabt“, erklärt Ehlert.
Im Fokus stünden zunächst Nordrhein-Westfalen (NRW) und Berlin. „Die bodenständigen Arbeiter in NRW kaufen ähnlich ein wie Ostdeutsche“, so Ehlert. So sei es ein Märchen, dass die Halloren-Kugel den westdeutschen Verbrauchern zu süß ist. Ehlert hat in den vergangenen Monaten die Datenanalyse intensiviert, um das Kundenverhalten besser zu verstehen. Damit wurde auch die zweite Veränderung angestoßen. Es gibt nur noch fünf bis sechs Kugel-Sorten, die ständig im Sortiment sind.
„In Ostdeutschland ist der Klassiker Sahne-Cacao mit Abstand die beliebteste Halloren-Kugel“, so der Vorstand. Künftig würden verstärkt je nach Jahreszeit Saison-Mischungen in den Läden angeboten. Die dritte Ursache für das Absatzplus liegt allerdings nicht in der Hand des Unternehmens. Im Hitzesommer 2018 waren Schoko-Waren aller Hersteller vielfach Ladenhüter, die Situation hat sich in diesem Jahr normalisiert.
Halloren wollen Ende 2020 wieder Gewinne schreiben
Nach Worten Ehlerts werden somit die finanziell gesteckten Ziele erreicht. Der Umsatz soll in diesem Jahr zwischen 20 und 22 Millionen Euro liegen. Unter dem Strich wird noch ein Jahresverlust von 1,6 Millionen Euro erwartet. Ende 2020 will die Firma wieder Gewinne schreiben.
Der 46-jährige Ehlert ist Mehrheitsgesellschafter der Schokofirma und im August 2019 überraschend auch in den Vorstand eingezogen. Er hat die Verantwortung für Finanzen, Marketing und Vertriebsaktivitäten an sich gezogen. Vorstand Ralf Wilfer, dessen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert wurde, leitet weiter die Restrukturierung und die Neuausrichtung der Marke. Die Arbeitsteilung der beiden Manager funktioniert offenbar gut. Bisher stand Ehlert eher am Spielfeldrand und kritisierte, was besser werden muss. Nun ist er auf die Trainerbank gewechselt und für das Tagesgeschäft mitverantwortlich.
Um wieder profitabel zu wachsen, testet das Unternehmen gerade neue Produkte. So wurden sogenannte Halloren Chocolate Bits in vier Geschmacksrichtungen (Peanut & Raspberry, Roasted Nuts & Caramel, Salty Caramel und Nougat Crunch) herausgebracht, die in den Halloren-Shops und einigen Supermarkt-Ketten in der Region getestet werden.
„Es handelt sich um eine Praline, die aber als kleiner Schoko-Snack produziert und verpackt ist“, umschreibt Ehlert das Produkt. Damit wollen die Hallenser jüngere Kunden gewinnen. Für viele unter 30-Jährige hat die Pralinen-Schachtel ein angestaubtes Image, kleine Schoko-Snacks gewinnen dagegen an Bedeutung. „Verlaufen die Tests positiv, werden die Snacks in Serie gehen“, so Ehlert.
Schoko-Firma Halloren in zwei Jahren stark geschrumpft
In den vergangenen zwei Jahren ist das Unternehmen in fast allen Bereichen geschrumpft. Nach einer gescheiterten Auslandsexpansion wurden alle Tochter-Firmen, darunter die Delitzscher Schokoladenfabrik, verkauft.
Die Großaktionäre Charlie Investors, dazu gehört Darren Ehlert, und Katjes stritten erbittert über den Kurs. Katjes hat sich in diesem Jahr zurückgezogen. Durch die Firmen-Verkäufe ist der Umsatz rapide gesunken. Im Jahr 2017 lagen die Erlöse noch bei 107 Millionen Euro, doch wurden auch deutliche Verluste geschrieben. (mz)