Im Sinne einer optimalen Diversifizierung sollte man Möglichkeiten finden um alle 3 Strategien gleichzeitig zu handeln. Wichtig dabei ist aber das sowohl jede Strategie alleine für sich profitabel ist und sie miteinander möglichst wenig korrelieren.
* Handeln nach Trendfolge Systemen.
* Handeln nach Kontratrend Systemen.
* Handeln in oder den Ausbruch aus einer Range
1 Handeln nach Trendfolge Systemen.
Ich denke dies ist wohl die meist gelehrte Variante um zu handeln und dies auch aus gutem Grund. Handeln mit dem Trend hat viele Vorteile und eine der Grundargumenten aller Trendfolger ist das die Menschen "Herdentiere" sind und das es immer schon, seit es Aufzeichnungen über Finanzzeitreihen gibt, Trends gegeben hat.
Einige der bekanntesten Trendfolger sind Dunn, Campel und auch das österreichische Aushängeschild Quadriga.
Wenn ich Trendfolge Systeme handle kennzeichnen Sie sich durch folgende Eigenschaften.
1.) EINSTIEGE: Für einen Einstieg muss bereits ein signifikanter Trend vorherrschen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten um so was festzustellen ADX muss größer 25 oder 30 sein das aktuelle Hoch muss das Highest High der letzten 60 und 30 Bars sein usw. Es ist sehr wichtig geduldig zu sein und wirklich darauf zu warten das ein Trend sich etabliert denn die Gefahr ist sehr hoch in einer Range am Top zu kaufen und am Low wieder covern zu müssen.
2.) STOPS: Der Stop ist basierend auf der Volatilität der letzten X Bars etwas weiter entfernt. Ein guter Trade benötigt Platz zum Atmen. Da man bei Trendfolgesystemen auch von einer größeren Bewegung in die erwartete Richtung ausgeht darf man nicht zu schnell durch das Rauschen ausgestoppt werden.
3.) AUSSTIEG: Hier kommt ein viel zitierter Tradingsgrundsatz zu tragen. Gewinne niemals beschränken oder besser Gewinne Laufen lassen. Gerade als Trendfolger lebt man von den wirklich großen Schlägen. Das 10fache an Gewinnen in der Relation zum Risiko ist durchaus möglich und diese Schläge bescheren einem eine sehr gute Performance. Trailingstops sollten bereits gemachte Gewinne absichern. Einen gravierenden Nachtteil hat diese Sache aber. Man wird es wohl nur sehr selten schaffen genau am Top aus zu steigen und als Trendfolger gibt man oft einen Teil der bereits gemachten Gewinne wieder her. Aber so ist das Spiel entweder man beschränkt die Gewinne und verliert somit die wirklich großen Schläge oder man lässt die Gewinne laufen und muss dann vor dem Ausstieg wieder einen guten Teil abgeben.
4.) WIN TO LOSS RATIO: Bei Trendfolgestrategien muss ich mindestens das doppelte von meinem eingegangenem Risiko raus holen können oft sind es 3:1 4:1 Ratios. Dafür leidet natürlich die Erfolgswahrscheinlichkeit. Oft sind nur 45% oder noch weniger Trades auf der Gewinnerseite und man wird oft ausgestoppt aber wenn ein Trade dann mal läuft holt man die bereits gemachten Verluste sehr schnell wieder auf und kann das Konto wieder gut ins Plus drehen.
5.) POSITIONSGRÖSSENMODELLE: Hier gibt es nur eine Möglichkeit und das ist wohl auch eine der effizientesten Varianten der Positionsgrößenmodelle nämlich in einem Trade der bereits im Plus liegt noch mal drauf zu hauen - Überwasserpyramide. Beispiel Eurodollar 1 Kontract Long bei 0.98 zweiter Kontrakt nachgekauft bei 1.00 dritter Kontrakt nachgekauft bei 1.02 usw. Somit bleibt das Risiko am unsichersten Punkt im Trading nämlich beim Einstieg am geringsten und wenn so ein Trade mal läuft kann man so richtig schön abschöpfen.
6.) NACHTEILE: Einen großen Nachteil hat das Trendfolgetraden und das ist die Psychologische Falle in der Erfolgswahrscheinlichkeit. Oft sind 10 Verlusttrades in Serie keine Seltenheit und das muss man als Einsteiger erst mal verkraften. Könnten Sie das ? 10 mal in die Sch**** greifen und dann immer noch fröhlich weiter traden? Man benötigt schon ein großes Vertrauen in sich selbst und die Strategie um das durchstehen zu können. Das schöne an dieser Variante ist aber das wenn man den Drawdown durchsteht und weiterhandelt mit 2 Gewinntrades alles kleinen Verluste wieder rein geholt werden können.
Einige Beispiele für Trendfolgesysteme:
| FLAGGEN: Ganz ordinär einfache Flaggen die in jedem technische Analyse Heft oder Buch beschrieben sind. Oft sind es gerade die einfachen Sachen die am konstantesten Funktionieren. Blaue Pfeile zeigen die Einstiegspunkte. Erneute Flaggenbildung wenn man bereits in einem Trade ist bieten eine gute Möglichkeit um eine Überwasserpyramide zu bauen. |
| ROSSHAKEN: Ein etwas späterer Einstieg als die Flaggen. Die Grundidee ist das wenn ein Long Trend vorhanden ist und der Kurs etwas nachgibt beim durchberechen des Highest High eingestiegen wird. Short das selbe nur umgekehrt. Stops werden meist an der 2 gesetzt. Für genaue Beschreibung des Rosshaken hat Joe Ross ein eigenes Buch geschrieben ;) |
| BOLLINGERBANDS UND ÜBERVERKAUFSITUATIONEN IN EINEM LONGTREND: Eine etwas schwierigere Variante um in Trends ein zu steigen aber sicher eine der Besten ist es nach Überverkauftsituationen in bereits bestehenden Longtrends zu suchen. Wie in diesem Beispiel mit den Bollingerbands. Man wartet bis ein Long Trend da ist dann steigt man ein wenn die Kurse nachgeben und das untere Band berühren. Sollte der Kurs den Trend wieder aufnehmen hat man einen Gewaltigen Risk Reward Ratio für diesen Trade da man den Stop sehr knapp setzen kann und sollte der Kurs seine Richtung wieder aufnehmen läuft er ein vielfaches des Risikos. |
Für Intradayhändler ist dies sicher eine sehr gute Variante da man zusätzlich zu den Indikatoren noch das Tape und das Orderbuch mitverfolgen kann. Mit etwas Übung erkennt man solche Punkte sehr gut sobald die ersten Gewinnmitnahmen wieder aufhören und der Kurs wieder seinen Weg aufnimmt.
2 Handeln nach Kontratrend Systemen.
Das berühmte: "Ins fallende Messer greifen". Oft wird davor gewarnt sich gegen den Trend zu stellen aber wenn man die Techniken richtig anwendet und diszipliniert durchhalten kann ist sie nicht nur sehr Ertragreich sondern auch leicht zu handeln da die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgstrades eher hoch ist.
Die berühmtesten Kontra Trend Trader sind die Market Maker, Pittrader und Specialists in den verschiedenen Börsen. Ihre Aufgabe ist es zumeist für einen fairen Markt und einen kleinen Spread zu sorgen. Deshalb kaufen sie wenn alle anderen verkaufen und verkaufen wenn alle andere kaufen. Ein Spezialist an der NYSE hat sogar die Auflage das er nur auf einen Uptick Shorten und einen DownTick Long gehen darf. Es ist aber nicht so das ein Spezialist dessen Aufgabe es ist ins fallende Messer zu greifen alle Jahr pleite geht. Ganz im Gegenteil um diese Leute braucht man sich finanziell sicher keine Sorgen machen J
1. EINSTIEGE: Je nach dem wie früh oder wie schnell man einen Kontraeinstieg wagen möchte ist ein kleiner oder größerer Trend notwendig. Kontrasysteme funktionieren aber auch gut wenn kein Trend also oszillierende Märkte vorliegen. Die Grundidee ist das den Bullen oder Bären die Luft aus geht und der Markt korrigiert.
2. STOPS: Der Stop ist basierend auf der Volatilität der letzten X Bars etwas enger gesetzt als bei den Trendfolgesystemen. Meistens ist eine Standardabweichung oder je nach dem wo der Einstieg erfolgte das Highest High oder Lowest Low der letzten X Bars.
3. AUSSTIEG: Bei Kontratrendsystemen hat sich für mich bewährt mit Targets zu arbeiten. Je nach dem welchen Markt man handelt ist es nicht zwangsläufig so das der Markt am Ende eines Trends total umkehrt und den ganzen Weg in die andere Richtung läuft. Oft ist es so das der Markt eine TR korrigiert und dann für eine Stunde oder mehr in einer Range hin und her pendelt. Je nach Positionsgrößenmodell kann man aber einen Kontrakt beim Target raus nehmen den Stop auf Break Even nach ziehen und den zweiten laufen lassen.
4. WIN TO LOSS RATIO: Bei meinen Kontratrendsystemen ist Win to Loss Ratio oft nicht viel größer als 1.1/1 oder 1.2/1 wie oben beschrieben sind die Korrekturen oft nur kurz und meist nicht viel mehr als der Stop aber dafür ist die Wahrscheinlichkeit das der Trade im Plus endet oft meist über 60%. Gute Kontratrendsysteme haben eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 80%.
5. POSITIONSGRÖSSENMODELLE: Es gibt hier zwei Möglichkeiten die ich verwende. 1st Unterwasserpyramiden dies ist aber sehr sehr gefährlich und bedarf genauer Risikoberechnung zu jeder Zeit - dies würde ich keinem Einsteiger oder Trader empfehlen der mit dem ziehen von Stops Probleme hat. Eine andere Möglichkeit ist die Rossmethode die er im Buch Ross Haken beschreibt. Man geht zum Beispiel mit 2 Kontrakten Long nimmt den ersten bei 1R (1 Einheit Risko) raus und zieht den Stop für den zweiten auf Breakeven nach und lässt ihn Trade laufen.
6. NACHTEILE: Es gibt bei dieser Art zu handeln einige Nachteile. Einer der größten ist mit Sicherheit die hohe Aktivität gerade für einen Intradayhändler sind 20 und mehr Einstiegssignale am Tag keine Seltenheit. Viele Trades kosten viel Kommissionen und generieren viel Slippage - dies muss alles erst wieder rein geholt werden. Weiters muss man den ganzen Tag hochkonzentriert traden. Es ist nicht leicht 6 Stunden vor dem Chart zu sitzen immer wachsam zu sein sich nicht ablenken zu lassen das Tape zu beobachten und immer bereit zu sein in Sekundenschnelle wichtige Entscheidungen zu treffen.
Weiters besteht die Gefahr des berühmten "Ach lassen wir ruhig laufen der Markt kommt schon wieder" Wenn man einen Trendfolgetrade laufen lässt ist das kein Problem aber wenn man bei Kontrasysteme nicht konsequent Stopps zieht ist das Konto schneller auf Null als man Blaubeerkuchen sagen kann.
Bei so vielen Nachteilen bleibt aber noch zu erwähnen das ein Kontratrendtrader eher kleinere Drawdowns hat als eine Trendfolger und das die Zeit Unterwasser (Highwatermark) zumeist kürzer ist.
Ein Beispiel für Trendfolgesysteme:
| 1-2-3 FORMATIONEN: Es gibt viele Möglichkeiten Kontratrend zu handeln hier mal ein Beispiel für 1-2-3 Formationen:
Weitere Möglichkeiten sind Indikatoren oder auch Candlestick Patterns eignen sich hervorragend. Die wohl beste Methode für den Intradaymarkt sind eine Kombination aus technischer Analyse und dem Tapereading.
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Tapereading bedarf zwar etwas Übung dafür können aber die Signale aus der technischen Analyse super gefiltert werden.
3 Handeln in oder den Ausbruch aus einer Range.
Wie oft sitzt man vorm Chart und sieht dem Markt zu wie er so "rumzittert". Er will nicht so recht mal rauf dreht oben wieder um geht wieder etwas runter aber kommt nie so richtig in Gang. Oft bildet sich eine klar erkennbare Range der Markt dreht an ganz bestimmten Punkten immer wieder. Gerade solche Situationen bieten für den privaten "kleinen" Trader der schnell rein und wieder raus kann gute Möglichkeiten. Grundsätzlich kann man solche Ranges auf zwei Arten nützen.
Eigenschaften und Kennzahlen wurden oben beschrieben. Der Vorteil hier ist das man den Trend an seinen Wurzeln packen kann und einen sehr frühen Einstieg erreicht. Sollte sich nach einem solchen Ausbruch wirklich ein klarer Trend etablieren ist der Risk to Loss Ratio noch um einiges Höher. Es gibt einige Studien die erfolgreich belegen das auf Zeiten einer Kontraktion (Rangebildung) in den Finanzmärkten eine Zeit der ausgeprägten Trends folgt. Ein guter Artikel dazu wurde im Stocks and Commodities unter dem Titel "A new market paradigm" veröffentlicht.
| KONTRATREND: Dies ist im Intradaybereich aber nur für Trader mit "geringer Lot Size" möglich da gerade an den Punkten wo der Markt wieder dreht meist große Size im Buch steht und man sich mindesten 1 Tick vor den Punkt stellen muss und trotzdem nur schwerlich einen Fill bekommt. |
Der große Vorteil an der Möglichkeit in der Range zu traden ist im unterschied zum oben beschriebenen Trend und Kontratrendtrend die sogenannte stop and revers Technik.
Man beginnt mit dem Kontratrendtrading in der Range sollte der Kurs aber wieder dem erwarten nicht an dem Punkt umdrehen sondern ausbrechen nimmt man für die initial Position einen kleinen Stop in kauf und dreht die Position. Das bedeutet im obrigen Beispiel man geht long sollte der Kurs aber nach unten aus der Range ausbrechen geht man aus dem Kontratrendtrade raus und investiert Short. Somit wird aus einem Kontratrade ein Trendfolgetrade.
Bei einem Kontratrendsystem ohne Range wie oben beschrieben würde ich diese Technik nicht empfehlen da starke Trends oft in einer Range enden und wenn ein Kontratrend nicht funktioniert oft nicht genug Power da ist um den vorherigen Trend wieder auf zu nehmen.
Handel aller 3 Strategien:
Die ganz große Power liegt in der Möglichkeit alle 3 Varianten gleichzeitig zu handeln. Dabei gilt es aber darauf zu achten das jede Strategie an sich positive Performance und gute Riskparameter zeigt.
Wenn man es schafft für alle 3 Systeme erfolgreich um zu setzen haben diese zumeist zueinander eine negative Korrelation und senken somit den Max Drawdown des gesamten Portfolios.
Ein einfaches Beispiel: An Trendtagen gewinnt das Trendfolgesystem und das Kontratrend macht ein wenig Minus. Wenn der Tag aber in die Seite geht macht das Trendfolgesystem Minus und Kontratrend und Rangesysteme können gewinnen.