Graumarkt
Handeln vor dem Handel
Regelmäßig macht sich bei Anlegern Enttäuschung breit - nämlich immer dann, wenn sie bei Neuemissionen nicht zum Zuge gekommen sind, keine Zuteilung der neuen Aktien erhalten haben. Dabei gibt es die Möglichkeit, Aktien im Vorfeld eines Börsenganges nicht nur zu zeichnen, sondern bereits auch zu kaufen. Im so genannten "Handel per Erscheinen" oder Graumarkt werden bei Börsenmaklern die Papiere kommender Parkettneulinge umgesetzt.
Wer junge Aktien erwerben will, muss den Börsenstart nicht abwarten. Der Begriff “Graumarkt” (wie auch “Vorbörslicher Handel” oder “Handel per Erscheinen”) bezeichnet den Handel mit noch nicht an der Börse gelisteten Titeln vor Abschluss der Zeichnungsfrist. Dabei wechseln die Rechte auf Aktien den Besitzer – eine Art Termingeschäft, weil die ge- und verkauften Papiere ja noch nicht existieren. Hier liegt der Unterschied zum , auf dem oft gehandelt werden, die möglicherweise nie an die Börse kommen. Sobald die Bookbuilding-Spanne feststeht, bestimmen Börsenmakler wie Schnigge, Lang & Schwarz, die Berliner Freiverkehr Handel AG oder Finacor Rabe aufgrund von Angebot und Nachfrage An- und Verkaufspreise für Neuemissionen. Für den Börsenkandidaten geben diese Kurse den Trend an und lassen eine Prognose über den Verlauf des IPO zu.
Der Graumarkthandel ist nach dem geregeltem Markt der Bereich mit dem geringsten Anlegerschutz, denn er unterliegt nicht den strengen Regeln der Börsenaufsicht. Dies könnte sich in Zukunft ändern, doch müsse eine Neuregelung im internationalen Rahmen erfolgen, stellte vor einiger Zeit das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel fest.
Der vermittelt nicht einfach (wie ein Börsenmakler) zwischen Angebot und Nachfrage, sondern nimmt die angebotenen Aktien in seinen Bestand. Mit seiner Taxierung versucht er, den Markt zu “treffen”. “Ob der erste Preis zu günstig oder zu teuer war, wissen auch wir nur nachträglich”, räumt Schnigge ein. Kommt kein Geschäft zu Stande, verändert der Freimakler so lange den Preis, bis ge- und verkauft wird. Kritiker warnen, dass bei der Taxenbildung Manipulationen nicht auszuschließen seien.
Viele Privatanleger meinen, bei überzeichneten Neuemissionen biete der vorbörsliche Handel eine Chance, begehrte Anteilscheine unabhängig von Zuteilungsquoten zu ergattern. Doch dies ist eine riskante Strategie: Die Graumarktkurse liegen oft über den ersten offiziellen Börsenkursen. Bei guter Börsenstimmung ist die Graumarkttaxe ungefähr doppelt so hoch wie die Bookbuildingspanne. Für Privatanleger gebe es “immer ein Risiko und kaum Schnäppchen”.
Allerdings sei der Graumarkt für Kleinanleger eine Orientierungshilfe, die “zeigt, wie Aktien bewertet sein können”, meint Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Doch gerade in den letzten Monaten bestätigten einige Werte die Ausnahme von der Regel: In mageren Börsenzeiten erreichen die ersten Börsenkurse meist nicht den vorherigen Taxkurs, Enttäuschung macht sich breit und das Geschäft war kein erfolgreiches. Beispiele dafür gab es in der Vergangenheit viele, Infineon war eines der prominentesten. Zu Beginn des letzten Jahres wurden ausnahmslos alle Neuemissionen gezeichnet, dann wird der Graumarkt zum Spielcasino, so Jörg Schwarz von Lang & Schwarz. Wird die Aktie zur Rakete, kann der Zeichner ein gutes Schnäppchen machen, allerdings nur, wenn der Kurs zu niedrig taxiert wurde.
Und so läuft es ab: Informationen über die gehandelten Emissionen erhalten Profis und private Investoren bei den jeweiligen Maklern. Vielfach sind die Daten auch im Internet abrufbar. Im zweiten Schritt kann dann der Auftrag platziert werden. Die gekauften Stücke werden am Handelstag in das Kundendepot eingebucht. Die am Graumarkt angebotenen Stücke stammen in der Regel aus dem Angebot institutioneller Anleger. Investmentfonds etwa, die sicher mit einer Zuteilung rechnen und die Stücke verkaufen, weil der Titel beispielsweise nicht in die Struktur des Portfolios passt.
Grundsätzlich gilt, dass nur Makler in diesem Geschäft tätig werden dürfen - eine Verbindung zu diesen ist über ein Kreditinstitut herzustellen. Wer also im "vorbörslichen" Handel mitmischen will, muss sich an sein Kreditinstitut wenden.
Der Handel vor dem Börsenstart ist eingebettet in den außerbörslichen Handel mit Wertpapieren - auch OTC-Handel genannt. Direktbanken ermöglichen es dem Anleger auf diesem Wege zu handeln, wenn andere Marktteilnehmer längst Pause machen. Im außerbörslichen Handel gehen die Handelszeiten weit über die Öffnungszeiten der Börse hinaus. In der Zeit von 8 bis 23 Uhr und an Samstagen von 10 bis 16 Uhr stellen beispielsweise große Emissionshäuser sowie Makler wie Lang & Schwarz und Finacor Rabe An- und Verkaufspreise für alle gängigen Aktien. Anders als bei der Börse weiß der Kunde bei der Order genau, wann und zu welchem Kurs sie ausgeführt wird, da er einen verbindlichen Kurs vor der Orderaufgabe gestellt bekommt. Der außerbörsliche Kauf von Aktien und Optionsscheinen nimmt jeden Monat an Bedeutung zu. Verglichen damit steht der Handel per Erscheinen noch am Anfang. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Kleinaufträge am Graumarkt stark gestiegen.
Kritisch zu sehen ist insbesondere die fehlende Transparenz. Zu den Umsätzen können keine detaillierten Angaben gemacht werden. Doch die veröffentlichten Graumarktpreise sind eigentlich nur dann aussagekräftig, wenn sie bei nennenswerten Umsätzen zu Stande gekommen sind. Außerdem ist immer unklar, wer hinter den Käufen und Verkäufen steht, denn gehandelt wird nur zwischen den Banken und Maklern.
Manipulationen sind da nicht ausgeschlossen. Da die Auftraggeber der Banken im Dunkeln liegen, ist es möglich, dass Kurse gezielt beeinflusst werden. Bisher sind dadurch aber nach Angaben der Makler keine nennenswerten Probleme entstanden. Zur Sicherheit verpflichten sich die Konsortialbanken, bei Neuemissionen am Handel per Erscheinen nicht teilzunehmen. Auch ihre Kunden können über sie am Graumarkt nicht ordern. Ebenfalls ausgeschlossen sind in der Regel Altaktionäre.
Für Anleger, die nicht am Graumarkt teilnehmen, sind gleichwohl seine Kurse interessant. An Hand der gebotenen Preise können Rückschlüsse auf den zukünftigen Börsenerfolg der Aktien geschlossen werden - wenn auch in diesem Jahr nur begrenzt. Abzulesen ist, wie erfolgreich das Interesse an den neuen Unternehmen durch Werbung geschürt wurde. Und nicht zuletzt gibt der Graumarkt Hinweise auf die Verfassung der Börsen insgesamt. Ist die Stimmung gut, werden auch mutigere Gebote am Graumarkt abgegeben. Für den risikobewußten Investor bleibt nur, auf ein glückliches Händchen zu hoffen oder bei einem Online-Emissionshaus wie net.IPO, Going Public oder Kling, Jeko, Dr. Demel (KJD) seine Zeichnungschancen zu erhöhen.
Nicht verwechseln sollte man das vorbörsliche Handeln am Grauen Markt mit den Akteuren am grauen Kapitalmarkt. Denn im Gegensatz zum organisierten Kapitalmarkt fehlt hier weitgehend die staatliche Aufsicht. Viele Unternehmen am grauen Kapitalmarkt zeichnen sich dadurch aus, daß sie ihre Kunden über das Telefon akquirieren, ihren Firmensitz im Ausland haben und ihren Anlegern verlockend hohe Renditen versprechen. Doch sie verlangen meist so enorme Gebühren, dass sich die Gewinnchancen erheblich verschlechtern. Häufig kommt es sogar zum Totalverlust der eingesetzten Gelder. Jährlich verlieren Anleger Milliarden an Mark bei Engagements dieser Art.
Regelmäßig veröffentlicht Börse Online in Zusammenarbeit mit auf Kapitalanlagerecht spezialisierten Rechtsanwälten den Graumarkt-Report und die sogenannte "Graue Liste" mit Firmen, die durch eines oder mehrere der eben genannten Kriterien oder andere ungewöhnliche Umstände auf sich aufmerksam gemacht haben.
Handeln vor dem Handel
Regelmäßig macht sich bei Anlegern Enttäuschung breit - nämlich immer dann, wenn sie bei Neuemissionen nicht zum Zuge gekommen sind, keine Zuteilung der neuen Aktien erhalten haben. Dabei gibt es die Möglichkeit, Aktien im Vorfeld eines Börsenganges nicht nur zu zeichnen, sondern bereits auch zu kaufen. Im so genannten "Handel per Erscheinen" oder Graumarkt werden bei Börsenmaklern die Papiere kommender Parkettneulinge umgesetzt.
Wer junge Aktien erwerben will, muss den Börsenstart nicht abwarten. Der Begriff “Graumarkt” (wie auch “Vorbörslicher Handel” oder “Handel per Erscheinen”) bezeichnet den Handel mit noch nicht an der Börse gelisteten Titeln vor Abschluss der Zeichnungsfrist. Dabei wechseln die Rechte auf Aktien den Besitzer – eine Art Termingeschäft, weil die ge- und verkauften Papiere ja noch nicht existieren. Hier liegt der Unterschied zum , auf dem oft gehandelt werden, die möglicherweise nie an die Börse kommen. Sobald die Bookbuilding-Spanne feststeht, bestimmen Börsenmakler wie Schnigge, Lang & Schwarz, die Berliner Freiverkehr Handel AG oder Finacor Rabe aufgrund von Angebot und Nachfrage An- und Verkaufspreise für Neuemissionen. Für den Börsenkandidaten geben diese Kurse den Trend an und lassen eine Prognose über den Verlauf des IPO zu.
Der Graumarkthandel ist nach dem geregeltem Markt der Bereich mit dem geringsten Anlegerschutz, denn er unterliegt nicht den strengen Regeln der Börsenaufsicht. Dies könnte sich in Zukunft ändern, doch müsse eine Neuregelung im internationalen Rahmen erfolgen, stellte vor einiger Zeit das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel fest.
Der vermittelt nicht einfach (wie ein Börsenmakler) zwischen Angebot und Nachfrage, sondern nimmt die angebotenen Aktien in seinen Bestand. Mit seiner Taxierung versucht er, den Markt zu “treffen”. “Ob der erste Preis zu günstig oder zu teuer war, wissen auch wir nur nachträglich”, räumt Schnigge ein. Kommt kein Geschäft zu Stande, verändert der Freimakler so lange den Preis, bis ge- und verkauft wird. Kritiker warnen, dass bei der Taxenbildung Manipulationen nicht auszuschließen seien.
Viele Privatanleger meinen, bei überzeichneten Neuemissionen biete der vorbörsliche Handel eine Chance, begehrte Anteilscheine unabhängig von Zuteilungsquoten zu ergattern. Doch dies ist eine riskante Strategie: Die Graumarktkurse liegen oft über den ersten offiziellen Börsenkursen. Bei guter Börsenstimmung ist die Graumarkttaxe ungefähr doppelt so hoch wie die Bookbuildingspanne. Für Privatanleger gebe es “immer ein Risiko und kaum Schnäppchen”.
Allerdings sei der Graumarkt für Kleinanleger eine Orientierungshilfe, die “zeigt, wie Aktien bewertet sein können”, meint Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Doch gerade in den letzten Monaten bestätigten einige Werte die Ausnahme von der Regel: In mageren Börsenzeiten erreichen die ersten Börsenkurse meist nicht den vorherigen Taxkurs, Enttäuschung macht sich breit und das Geschäft war kein erfolgreiches. Beispiele dafür gab es in der Vergangenheit viele, Infineon war eines der prominentesten. Zu Beginn des letzten Jahres wurden ausnahmslos alle Neuemissionen gezeichnet, dann wird der Graumarkt zum Spielcasino, so Jörg Schwarz von Lang & Schwarz. Wird die Aktie zur Rakete, kann der Zeichner ein gutes Schnäppchen machen, allerdings nur, wenn der Kurs zu niedrig taxiert wurde.
Und so läuft es ab: Informationen über die gehandelten Emissionen erhalten Profis und private Investoren bei den jeweiligen Maklern. Vielfach sind die Daten auch im Internet abrufbar. Im zweiten Schritt kann dann der Auftrag platziert werden. Die gekauften Stücke werden am Handelstag in das Kundendepot eingebucht. Die am Graumarkt angebotenen Stücke stammen in der Regel aus dem Angebot institutioneller Anleger. Investmentfonds etwa, die sicher mit einer Zuteilung rechnen und die Stücke verkaufen, weil der Titel beispielsweise nicht in die Struktur des Portfolios passt.
Grundsätzlich gilt, dass nur Makler in diesem Geschäft tätig werden dürfen - eine Verbindung zu diesen ist über ein Kreditinstitut herzustellen. Wer also im "vorbörslichen" Handel mitmischen will, muss sich an sein Kreditinstitut wenden.
Der Handel vor dem Börsenstart ist eingebettet in den außerbörslichen Handel mit Wertpapieren - auch OTC-Handel genannt. Direktbanken ermöglichen es dem Anleger auf diesem Wege zu handeln, wenn andere Marktteilnehmer längst Pause machen. Im außerbörslichen Handel gehen die Handelszeiten weit über die Öffnungszeiten der Börse hinaus. In der Zeit von 8 bis 23 Uhr und an Samstagen von 10 bis 16 Uhr stellen beispielsweise große Emissionshäuser sowie Makler wie Lang & Schwarz und Finacor Rabe An- und Verkaufspreise für alle gängigen Aktien. Anders als bei der Börse weiß der Kunde bei der Order genau, wann und zu welchem Kurs sie ausgeführt wird, da er einen verbindlichen Kurs vor der Orderaufgabe gestellt bekommt. Der außerbörsliche Kauf von Aktien und Optionsscheinen nimmt jeden Monat an Bedeutung zu. Verglichen damit steht der Handel per Erscheinen noch am Anfang. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Kleinaufträge am Graumarkt stark gestiegen.
Kritisch zu sehen ist insbesondere die fehlende Transparenz. Zu den Umsätzen können keine detaillierten Angaben gemacht werden. Doch die veröffentlichten Graumarktpreise sind eigentlich nur dann aussagekräftig, wenn sie bei nennenswerten Umsätzen zu Stande gekommen sind. Außerdem ist immer unklar, wer hinter den Käufen und Verkäufen steht, denn gehandelt wird nur zwischen den Banken und Maklern.
Manipulationen sind da nicht ausgeschlossen. Da die Auftraggeber der Banken im Dunkeln liegen, ist es möglich, dass Kurse gezielt beeinflusst werden. Bisher sind dadurch aber nach Angaben der Makler keine nennenswerten Probleme entstanden. Zur Sicherheit verpflichten sich die Konsortialbanken, bei Neuemissionen am Handel per Erscheinen nicht teilzunehmen. Auch ihre Kunden können über sie am Graumarkt nicht ordern. Ebenfalls ausgeschlossen sind in der Regel Altaktionäre.
Für Anleger, die nicht am Graumarkt teilnehmen, sind gleichwohl seine Kurse interessant. An Hand der gebotenen Preise können Rückschlüsse auf den zukünftigen Börsenerfolg der Aktien geschlossen werden - wenn auch in diesem Jahr nur begrenzt. Abzulesen ist, wie erfolgreich das Interesse an den neuen Unternehmen durch Werbung geschürt wurde. Und nicht zuletzt gibt der Graumarkt Hinweise auf die Verfassung der Börsen insgesamt. Ist die Stimmung gut, werden auch mutigere Gebote am Graumarkt abgegeben. Für den risikobewußten Investor bleibt nur, auf ein glückliches Händchen zu hoffen oder bei einem Online-Emissionshaus wie net.IPO, Going Public oder Kling, Jeko, Dr. Demel (KJD) seine Zeichnungschancen zu erhöhen.
Nicht verwechseln sollte man das vorbörsliche Handeln am Grauen Markt mit den Akteuren am grauen Kapitalmarkt. Denn im Gegensatz zum organisierten Kapitalmarkt fehlt hier weitgehend die staatliche Aufsicht. Viele Unternehmen am grauen Kapitalmarkt zeichnen sich dadurch aus, daß sie ihre Kunden über das Telefon akquirieren, ihren Firmensitz im Ausland haben und ihren Anlegern verlockend hohe Renditen versprechen. Doch sie verlangen meist so enorme Gebühren, dass sich die Gewinnchancen erheblich verschlechtern. Häufig kommt es sogar zum Totalverlust der eingesetzten Gelder. Jährlich verlieren Anleger Milliarden an Mark bei Engagements dieser Art.
Regelmäßig veröffentlicht Börse Online in Zusammenarbeit mit auf Kapitalanlagerecht spezialisierten Rechtsanwälten den Graumarkt-Report und die sogenannte "Graue Liste" mit Firmen, die durch eines oder mehrere der eben genannten Kriterien oder andere ungewöhnliche Umstände auf sich aufmerksam gemacht haben.