ftd.de, Mi, 1.8.2001, 7:00
Geldanlage: Indexzertifikate sind die wahren Schnäppchen
Von Rüdiger Spann
Kein Ausgabeaufschlag, keine Verwaltungsgebühr: Banken sprechen nur ungern über diese Alternative zu Indexfonds.
Besser abschneiden als der Dax? Kein Problem: In den letzten anderthalb Jahren hat das jeder Sparbuchinhaber geschafft. Die meisten der hoch bezahlten Fondsmanager hingegen haben nicht mal die Benchmark geschlagen, an der sie sich messen lassen. Wenn es schon so schwer ist, einen Index zu überholen, liegt es nahe, ihn wenigstens nicht enteilen zu lassen: durch Indexfonds. Die werden zwar nie besser abschneiden als der Index, aber auch nur marginal schlechter (zum Beispiel wegen der Gebühren, die anfallen, wenn sich die Zusammenstellung des Index ändert und deshalb Aktienpositionen ausgetauscht werden müssen).
Vernunft-Investment
Seit elf Jahren gibt es in Deutschland noch ein weiteres Anlagemedium für Investoren, die den Kräften der Märkte mehr vertrauen als dem Geschick eines Fondsmanagers. Mit Indexzertifikaten setzt man auf die Performance eines Gesamtmarktes, der durch einen Index repräsentiert wird. Diese Papiere vollziehen die Entwicklung des Dax, des S&P 500, des EuroStoxx 50 oder eines anderen Börsenbarometers punktgenau nach. Die meisten Zertifikate repräsentieren ein Zehntel oder ein Hundertstel des jeweiligen Index. Steht der Dax zum Beispiel bei 5800 Punkten, dann kostet ein solches Papier 580 beziehungsweise 58 Euro. Steigt er auf 6000 Punkte, so klettern die Kurse der Zertifikate auf 600 und 60 Euro. Es handelt sich also um ein vernünftiges Produkt für Anleger, die in Aktien investieren wollen, ohne sich selbst um die Auswahl kümmern oder jemand anderen für diese Arbeit bezahlen zu müssen.
Bis vor kurzem gab es allerdings den Nachteil, dass es sich formal um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten handelte, die eine begrenzte Laufzeit aufwiesen. Der Anleger konnte also nicht sicher sein, nach Ablauf dieser Laufzeit wieder in ein analoges Finanzprodukt investieren zu können, und er musste damit rechnen, dass bei der Wiederanlage erneut Gebühren anfallen.
Breites Angebot
Im September 2000 kamen erstmals Indexzertifikate mit unbegrenzter Laufzeit auf den Markt. Vorreiter war die niederländische Großbank ABN Amro. Viele andere Emittenten haben inzwischen nachgezogen. Überhaupt ist das Angebot breiter geworden: Gab es früher nur Zertifikate auf die meistbeachteten Indizes, so stehen heute auch zahlreiche Themenzertifikate zur Auswahl. Sie eignen sich für Anleger, die nicht auf den Gesamtmarkt, sondern auf die Entwicklung bestimmter Branchen setzen möchten. Zudem gibt es seit dem vergangenen Jahr in Deutschland auch Index-aktien. Im Gegensatz zu Index-zertifikaten sind diese Titel, auch "Exchange Traded Funds" (ETF) genannt, von der Konstruktion her Aktienfonds mit unbegrenzter Laufzeit. Die Auswahl ist noch nicht sehr groß: nur etwa 20 Indexaktien werden derzeit in Deutschland gehandelt.
Wenig Publicity
Trotz ihrer Vorteile spielen Indextitel im Bewusstsein hiesiger Anleger kaum eine Rolle. Noch immer wissen erstaunlich viele Investoren gar nicht, dass es solche Papiere gibt und was es damit auf sich hat. Das kommt nicht von ungefähr, denn diese Titel genießen wenig Publicity. Nach wie vor verkaufen die Banken lieber Fonds - vorzugsweise hauseigene - als Indexzertifikate oder ETFs. Schließlich lassen sich beim Vertrieb von Fondsanteilen lukrative Ausgabeaufschläge und Verwaltungsgebühren erwirtschaften. Kein Wunder also, dass der Privatanleger nicht damit rechnen darf, der Banker seines Vertrauens werde ihm ausgerechnet Indextitel zum Kauf empfehlen.
Eine allgemeine Empfehlung ist hier auch schlecht möglich, denn die Attraktivität von Indextiteln für den Einzelanleger hängt von dessen individuellen Eigenschaften ab. Wer eine weit überdurchschnittliche Performance anstrebt, wird diese Papiere links liegen lassen. Für den typischen Fondsanleger sind Indexzertifikate und ETFs aber in der Tat eine interessante Alternative - wenn er sich damit abfindet, niemals besser abschneiden zu können als der Index. Aber diese ernüchternde Einsicht teilt man mit gut 80 Prozent der Fondsmanager.
© 2001 Financial Times Deutschland
Viel Glück
V2000
Geldanlage: Indexzertifikate sind die wahren Schnäppchen
Von Rüdiger Spann
Kein Ausgabeaufschlag, keine Verwaltungsgebühr: Banken sprechen nur ungern über diese Alternative zu Indexfonds.
Besser abschneiden als der Dax? Kein Problem: In den letzten anderthalb Jahren hat das jeder Sparbuchinhaber geschafft. Die meisten der hoch bezahlten Fondsmanager hingegen haben nicht mal die Benchmark geschlagen, an der sie sich messen lassen. Wenn es schon so schwer ist, einen Index zu überholen, liegt es nahe, ihn wenigstens nicht enteilen zu lassen: durch Indexfonds. Die werden zwar nie besser abschneiden als der Index, aber auch nur marginal schlechter (zum Beispiel wegen der Gebühren, die anfallen, wenn sich die Zusammenstellung des Index ändert und deshalb Aktienpositionen ausgetauscht werden müssen).
Vernunft-Investment
Seit elf Jahren gibt es in Deutschland noch ein weiteres Anlagemedium für Investoren, die den Kräften der Märkte mehr vertrauen als dem Geschick eines Fondsmanagers. Mit Indexzertifikaten setzt man auf die Performance eines Gesamtmarktes, der durch einen Index repräsentiert wird. Diese Papiere vollziehen die Entwicklung des Dax, des S&P 500, des EuroStoxx 50 oder eines anderen Börsenbarometers punktgenau nach. Die meisten Zertifikate repräsentieren ein Zehntel oder ein Hundertstel des jeweiligen Index. Steht der Dax zum Beispiel bei 5800 Punkten, dann kostet ein solches Papier 580 beziehungsweise 58 Euro. Steigt er auf 6000 Punkte, so klettern die Kurse der Zertifikate auf 600 und 60 Euro. Es handelt sich also um ein vernünftiges Produkt für Anleger, die in Aktien investieren wollen, ohne sich selbst um die Auswahl kümmern oder jemand anderen für diese Arbeit bezahlen zu müssen.
Bis vor kurzem gab es allerdings den Nachteil, dass es sich formal um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten handelte, die eine begrenzte Laufzeit aufwiesen. Der Anleger konnte also nicht sicher sein, nach Ablauf dieser Laufzeit wieder in ein analoges Finanzprodukt investieren zu können, und er musste damit rechnen, dass bei der Wiederanlage erneut Gebühren anfallen.
Breites Angebot
Im September 2000 kamen erstmals Indexzertifikate mit unbegrenzter Laufzeit auf den Markt. Vorreiter war die niederländische Großbank ABN Amro. Viele andere Emittenten haben inzwischen nachgezogen. Überhaupt ist das Angebot breiter geworden: Gab es früher nur Zertifikate auf die meistbeachteten Indizes, so stehen heute auch zahlreiche Themenzertifikate zur Auswahl. Sie eignen sich für Anleger, die nicht auf den Gesamtmarkt, sondern auf die Entwicklung bestimmter Branchen setzen möchten. Zudem gibt es seit dem vergangenen Jahr in Deutschland auch Index-aktien. Im Gegensatz zu Index-zertifikaten sind diese Titel, auch "Exchange Traded Funds" (ETF) genannt, von der Konstruktion her Aktienfonds mit unbegrenzter Laufzeit. Die Auswahl ist noch nicht sehr groß: nur etwa 20 Indexaktien werden derzeit in Deutschland gehandelt.
Wenig Publicity
Trotz ihrer Vorteile spielen Indextitel im Bewusstsein hiesiger Anleger kaum eine Rolle. Noch immer wissen erstaunlich viele Investoren gar nicht, dass es solche Papiere gibt und was es damit auf sich hat. Das kommt nicht von ungefähr, denn diese Titel genießen wenig Publicity. Nach wie vor verkaufen die Banken lieber Fonds - vorzugsweise hauseigene - als Indexzertifikate oder ETFs. Schließlich lassen sich beim Vertrieb von Fondsanteilen lukrative Ausgabeaufschläge und Verwaltungsgebühren erwirtschaften. Kein Wunder also, dass der Privatanleger nicht damit rechnen darf, der Banker seines Vertrauens werde ihm ausgerechnet Indextitel zum Kauf empfehlen.
Eine allgemeine Empfehlung ist hier auch schlecht möglich, denn die Attraktivität von Indextiteln für den Einzelanleger hängt von dessen individuellen Eigenschaften ab. Wer eine weit überdurchschnittliche Performance anstrebt, wird diese Papiere links liegen lassen. Für den typischen Fondsanleger sind Indexzertifikate und ETFs aber in der Tat eine interessante Alternative - wenn er sich damit abfindet, niemals besser abschneiden zu können als der Index. Aber diese ernüchternde Einsicht teilt man mit gut 80 Prozent der Fondsmanager.
© 2001 Financial Times Deutschland
Viel Glück
V2000