Chris Mercer wurde in Los Angeles geboren und ist dort aufgewachsen. Selbst Sonne und Surfen konnten ihn als Junge nicht davon abhalten, die Aktienkurse zu verfolgen. Während seines Wirtschaftsstudiums an der Universität von San Diego in La Jolla, Kalifornien, beschloss er sich nach einem kleinen Job umzusehen, um etwas Taschengeld zu verdienen; das war bereits der Anfang seiner Trader-Karriere. Seitdem war er Mitinhaber eines Brokerunternehmens, hat Fonds gemanaget, ein NASDAQ-Trading-Desk betrieben und eine eigene Website mit Lerninhalten zum Thema Finanzen aufgebaut – Tradesight.com. Zur Zeit lebt er mit seiner Frau und seinem sechs Monate alten Sohn in Phoenix im US-Bundestaat Arizona.
FRAGE: Was hat Sie dazu verleitet mit dem Traden anzufangen?
Mercer: Meine Karriere hat sich nicht einfach so aus meinem Interesse an Finanzen ergeben. Ich habe mich im College auf Wirtschaft und Politik spezialisiert und brauchte einen Job, um mir während der Schulzeit Dinge kaufen zu können. Die erste sich bietende Gelegenheit war, als Cold Caller zu einem Broker zu gehen, wo schon ein Freund von mir arbeitete. Innerhalb von drei Wochen hatte ich eine Serie 7-Lizenz und verkaufte am Telefon Aktien an Fremde.
Nach einiger Zeit wechselte ich zu einem kleineren Unternehmen, wo ich alles über Market Making und Ausführung der Trades lernte. Ich lernte auch die Broker kennen, die Kundengelder betreuten: Ich beobachtete die, die erfolgreich waren, und versuchte zu verstehen, was sie taten. Ich fing auch an, für mich selbst zu traden, es kamen ein paar Kunden dazu, und ich kombinierte das mit dem Führen eines Trading-Desk. Es war die Beste aller Welten, ein richtig gute Zeit.
FRAGE: Mit was haben Sie zu handeln begonnen? Womit handeln Sie jetzt?
Mercer: Mein erster Trade war zusammen mit meinem Vater, weil ich noch nicht alt genug war, um ein eigenes Konto zu eröffnen. Es waren Optionen auf Time Inc. Das war bevor die Time Warner und AOL und dann wieder Time Warner waren. Es ist gut gelaufen. Optionen zu kaufen hat mir immer gefallen, weil man sein Risiko begrenzen und doch die Gewinnseite offen halten kann. Im Laufe der Jahre handelte ich meist Aktien, weil dort das größte Kundeninteresse liegt. Außerdem haben wir als Market Maker meist Aktien gehandelt. Ich habe auch Futures gehandelt, aber meine Leidenschaft gehört dem Forex. Im Durchschnitt mache ich 75 Prozent meiner Trades dort.
FRAGE: Haben Sie mit einem kleinen oder einem großen Konto angefangen zu traden?
Mercer: Da es sich um Optionen handelte, brauchten wir nicht so viel Geld. Ich ging dann zur Universität, und als ich fertig war und das NASDAQ-Desk betrieb, konzentrierte ich mich auf mein eigenes Konto. Soweit ich mich erinnere, hatte ich nicht mehr als $10 000. Das war 1993, als es die $25 000-Daytrading-Rule der SEC noch nicht gab. Ich war ziemlich aktiv damit und hatte ein sehr erfolgreiches erstes Jahr.
FRAGE: Viele Trader, die mit einem kleinen Konto anfangen, fliegen in wenigen Wochen oder Monaten aus dem Markt. Sie begannen mit einem sehr kleinen Konto und traden jetzt in Vollzeit. Glauben Sie, dass das vielen Tradern gelingen kann?
Mercer: Es gibt zweifellos Umstände, die das heute schwieriger machen, also lassen Sie uns die Kategorien nach Tradinginstrumenten einteilen.
Es heute mit Aktien zu wiederholen, wäre hart. Wir sind nicht mehr in den späten Neunzigern. Ebay läuft nicht 20 Punkte am Tag. Und mit diesem $25 000-Mindestkonto Trades aktiv zu verwalten macht das schwierig. Ich werde immer Aktien handeln, ich recherchiere sie und finde jeden Abend Handelsvorschläge für meine Abonnenten. Wenn man lernt, wonach man suchen muss, und geduldig genug ist, günstige Gelegenheiten abzuwarten, werden Aktien immer großes Potenzial haben. Aber der Prozentsatz an Leuten, die $30 000 in einem oder zwei Jahren in eine sechsstellige Zahl verwandeln können, ist zur Zeit sehr klein, und mit weniger anzufangen geht auch nicht.
Wenn man Optionen einsetzt, sieht es schon anders aus. Wenn jemand ein hervorragendes Verständnis für Aktien hat und entscheidende technische Bewegungen abwarten kann, ist er in der Lage, mit sehr wenig Geld in der Optionsarena einen prozentual hohen Gewinn zu machen. Wenn man falsch liegt, kann man natürlich den gesamten Einsatz des Trades verlieren; man muss es also verstehen, wählerisch zu sein, seine Trades zu managen und in jeden Trade den richtigen Betrag zu stecken. Weil Optionen in der Regel nicht im Daytrading eingesetzt werden, muss ein Trader auch nicht mit $25 000 beginnen, aber man sollte die Feinheiten von Aktien und Optionen verstehen.
Der Futures-Markt hat immer ein gutes Potenzial und ist sehr liquide, aber die Spannen sind bei den Indizes wie dem S&P und dem Nasdaq auch nicht mehr so wie früher; im Augenblick also schwierig, aber vielleicht kommen ihre Tage wieder.
Die Forex-Märkte sind sehr spannend, und man kann gut mit einem kleinen Geldbetrag anfangen. Man muss ein gutes System haben, das das Risiko managt und auf die Verlustseite bei jedem Trade aufpasst. Ob man mit $5 000 oder $50 000 beginnt, man darf nur einen kleinen Prozentsatz des Kapitals einsetzen. Die Liquidität ist jedoch erstaunlich und das Gewinnpotenzial gewaltig, wenn man es einmal verstanden hat. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass der Forex rund um die Uhr gehandelt wird, so dass man immer kontrollieren kann, wo man aussteigt. Ein Währungspaar hat keine Lücken, wie Aktien sie bei Neuigkeiten über Nacht haben können. Es ist unbedingt erforderlich, sich sehr gut vorbereitet zu haben, bevor man viel Geld im Forex-Markt einsetzt. Zur Zeit geht die Entwicklung hin zu vernünftigen Verhältnissen für den kleinen Kunden. In diesem Markt bestehen meiner Ansicht nach bessere Aussichten, klein anzufangen und das Geld anwachsen zu lassen. Es wird mit der Zeit Veränderungen geben, aber der Forex wird immer da sein, und ich sehe nicht voraus, dass sich die Kursspannen ändern.
FRAGE: Was für ein Trader sind Sie?
Mercer: Ich meine, „aktiv“ ist die offensichtliche Antwort. Bis 2002 habe ich zwar nicht tonnenweise Daytrading gemacht, aber doch eine ganze Menge Trades durchgeführt. Während der Monate, die mit der Irak-Invasion endeten, wurde der Markt bei unglaublich geringem Volumen überaus langweilig und inaktiv, und ich musste mich umstellen. Danach wurde es eine zeitlang besser, aber ich behielt eine Komponente des Daytradens bei meiner Herangehensweise an den Markt bei, was sich auch als sehr vorteilhaft erwies. Ich hole mir heute meinen Lohn aus einem Teil meines Trades und lasse den Rest mit einem Stopp laufen, um eine größere Bewegung einzufangen, falls der Markt weiterläuft. Das ist besonders in den Forex-Märkten sehr sinnvoll.
FRAGE: Bitte nennen Sie uns Beispiele Ihrer Marktkonzepte bzw. Handelsideen.
Mercer: Ich habe viele verschiedene Trading-Methoden und –systeme beobachtet. Ich habe an ungezählten Seminaren teilgenommen und tonnenweise Artikel und Bücher gelesen. Auf der Suche nach dem entscheidenden Indikator, der mit einem Schlag alles lösen würde, habe ich viel Zeit mit Scanning-Programmen zugebracht. Es stellt sich heraus, das Trading zuerst und zuletzt Unterstützung und Widerstand ist, was bedeutet, dass man logische Punkte für den Einstieg finden muss, an denen sich Käufer und Verkäufer treffen. Der Einstieg stellt 80 Prozent des Weges zum Erfolg in den Märkten dar. Die zweite Komponente ist das Trade-Management. Viele Leute verstehen es gut, kritische Einstiegspunkte zu finden, aber sie lassen ihre Verlierer zum Problem werden. Wenn Sie ein System haben, das viele Gewinner produziert, stellen Sie sicher, dass die Verluste klein gehalten werden. An einem Punkt brauchte ich sehr komplexe Charts mit zwanzig Indikatoren, um in einen Trade zu gehen. Jetzt sind meine Charts ziemlich sauber. Ich gebe jetzt sogar ein Seminar, das ich „Brute Force Trading with Clean Charts“ nenne. Die Menschen machen Dinge gerne übermäßig kompliziert.
FRAGE: Worauf bauen Sie dann Ihre Trading-Entscheidungen auf?
Mercer: Unterstützung und Widerstand zählen mehr als alles andere. Ich benutze Charts in verschiedenen Zeitrahmen und stelle fest, wo eine Aktie erst einmal anhalten könnte, und entscheide mich auf diesem Niveau einzusteigen oder nicht. Die Hälfte der Indikatoren, die man heute haben kann – es sind hunderte – dienen nur dazu, den Leuten etwas Neues zu verkaufen. Trading ist nicht einfach nur das Einsetzen von Formeln. In den Forex-Märkten ist es etwas anspruchsvoller, und wir führen zusätzlich zu den Charts Berechnungen durch, um herauszufinden, wo Käufer und Verkäufer zusammen treffen könnten.
FRAGE: Wie lange laufen Ihre typischen Trades?
Mercer: Ich schließe etwa 80 Prozent aller meiner Transaktionen in Aktien, Futures und Forex wieder innerhalb von 24 Stunden. Wenn ein Trade im Gewinn ist und mir gefällt, was ich sehe, lasse ich einen Teil davon weiter laufen. Jeder sollte als Motto beherzigen, keinen Verlierer laufen zu lassen. Das allein erhöht schon die Erfolgsrate und den Gewinn in den Märkten. Jeder große Verlust hat klein angefangen.
Optionen gehören nicht zum Daytrading-Bereich, man investiert weniger Geld, das aber einen etwas größeren Spread bewältigen muss, und man erwartet eine längere Bewegung. So wie ich sie handele, brauchen Optionen mehrere Tage, um aufzugehen. Man braucht eine gewisse Kursspanne und Volatilität, um ihren Einsatz sinnvoll zu machen.
FRAGE: Handeln Sie nur Calls und Puts oder wenden Sie auch komplexere Strategien wie Spreads, Straddles und Strangles an?
Mercer: Ich mache Strangles auf den breiten Markt, z. B. den QQQQ (die Nasdaq Index Tracking Aktie), auf Monatsbasis. Ich suche nach Schlüsselsituationen im Markt, wo ich eine Bewegung erwarte, ohne mir über die Richtung klar zu sein, und gehe mit Optionen in beide Richtungen. Davon abgesehen halte ich mich überwiegend an den Kauf und Verkauf von Calls und Puts für Aktien, die ich dafür aussuche. Spreads können interessant sein, und ich habe auch viel mit ihnen gemacht, aber Optionshandel bedeutet für mich in erster Linie, Calls oder Puts zu kaufen, wenn ich eine Aktie sehe, von der ich glaube, dass sie zwei Tage lange eine gute Bewegung machen könnte. Die Gewinnseite ist nach oben offen, die Verlustmöglichkeit begrenzt.
FRAGE: Hängen Ihre Options-Trades nur von der erwarteten Richtung der nächsten Bewegung ab oder ist für Sie eine sehr hohe oder sehr niedrige Volatilität auch ein Grund für einen Trade?
Mercer: Abgesehen von meinen Strangles auf die QQQQ-Aktie und andere gehe ich für meine Options-Trades immer von einer aufgrund des Chart-Musters der Aktie zu erwartenden Bewegung aus. Statt die Aktie zu besitzen – mit dem damit verbundenen Kapitaleinsatz und Übernachtrisiko – kaufe ich Optionen, die so weit im Geld sind, dass der Gewinn der gleiche ist, aber der Einsatz nicht so hoch wie beim Aktienkauf.
FRAGE: Sind Sie ein systematischer Trader?
Mercer: Ich würde mich methodisch nennen, aber ich teile nicht die Meinung, dass man ein System erschaffen kann. Der Begriff System hat für mich die Bedeutung, dass man es immer dem Computer überlassen könnte, den Trade für einen vorzunehmen. Ich glaube einfach nicht, dass es so geht. Es gibt Nuancen, die nur dem geübten Auge auffallen und die in keiner Gleichung programmiert sind. Allerdings, ja, ich suche nach bestimmten Dingen, und sie sind auch bei wohl 95 Prozent von allem, was ich in den Märkten tue, ausschlaggebend. Wenn das systematisch ist, dann bin ich systematisch.
FRAGE: Wo kommt Ermessensfreiheit ins Spiel?
Mercer: Bei den Nuancen. Das Leben ist selten nur schwarz oder weiß. Die Dinge sind etwas kompliziert. Beim Trading ist es genauso. Geben wir einmal Leuten 20 Ideen für Trades, die alle durchgeführt werden. Selbst wenn zwei Leute für alle Trades dieselbe Stückzahl an Aktien nehmen, kommen völlig unterschiedliche Ergebnisse dabei heraus, wenn einer von beiden weiß, welche Trades etwas besser sind oder eine breitere Marktunterstützung haben. Ich weise meine Abonnenten jeden Tag wieder darauf hin, dass Trades nie gleich sind. Selbst „gute“ Trades sind nicht gleich. Man muss überlegen, welche Größe angemessen ist.
Nehmen wir ein Beispiel. Gehen wir davon aus, dass ich am Wochenende recherchiere und zwei Charts finde. Beides sind liquide Aktien mit einem Ausbruch aus einer klassischen Untertassenformation, die nahezu identisch sind. Um das Beispiel allgemein zu halten, nehmen wir exakt gleiche Kurse an. Eine Aktie bricht am Montag in einem scharfen Marktanstieg aus. Die andere bricht am Mittwoch aus, aber der Markt bricht stark ein. Welche wird besser laufen? Offensichtlich hat die erste die Unterstützung des breiten Marktes und springt an einem Tag an, an dem das Publikum in Kauflaune ist. Dann ein Blick auf die zweite Aktie. Wie nennen wir eine Aktie, die an einem allgemein schwachen Tag neue Hochs erreicht? Ein Ziel. Die Shorts und Verkäufer kommen ins Spiel. Man kann also nicht einfach nur mit Aktienformationen arbeiten. Man muss die Marktkomponente einbeziehen. Deswegen muss man den zweiten Trade nicht unbedingt auslassen, aber man sollte ihn unbedingt kleiner halten. Das ist für mich Ermessen.
FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?
Mercer: Durchaus! Selbst wenn ich daytrade, ziehe ich nicht nur die Aktivität des Vortages für meinen Einstieg heran. Ich beginne mit einem Tages-Chart und sehe mir einen 2-Wochen-Chart an, anschließend die letzten 24 Stunden und damit habe ich einen Eindruck, wie die Dinge liegen. Leute, die einfach einen 5-Minuten-Chart von gestern und heute aufmachen und versuchen, das Momentum im Aktienmarkt einzufangen, werden nie Erfolg haben. Das mag hart klingen, aber ich habe sehr vielen Leuten im Laufe der Jahre geholfen und bisher niemanden gefunden, der beständig Geld damit macht, das Momentum der Intraday-Bewegungen zu scalpen. Sicher mag es Zeiten geben, in denen das klappt. 1999 und 2000 haben manche Leute auf diese Weise Geld verdient, ohne zu wissen, was Trading ist. Aber die meisten haben es wieder verloren. Sie waren keine Trader. Es waren Leute, die ihren Nutzen aus dem Zusammentreffen von Ereignissen gezogen haben, die nicht wieder vorkommen werden, und am Ende haben die meisten von ihnen verloren. Man muss unterschiedliche Zeitrahmen einbeziehen, um Erfolg zu haben.
FRAGE: Spielt das Volumen in Ihrem Trading-Ansatz eine Rolle?
Mercer: Die Antworten dazu sind: ja bei Aktien, nein bei Optionen, etwas bei Futures, nicht wirklich bei Forex. Sie dachten wohl, das sei nur eine Frage.
In Wahrheit brauche ich das Volumen bei Aktien aus verschiedenen Gründen. Ich muss wissen, dass das durchschnittliche Volumen groß genug ist, damit die Leute ein- und aussteigen können. Ich möchte Volumen beim Durchstoßen von Unterstützungs- und Widerstandsbereichen sehen. Wenn ich Aktienoptionen handele, sehe ich mir das größere Bild der Aktie an, so dass das Optionsvolumen überhaupt keine Rolle spielt. Manche Leute haben die Sorge, dass sie der einzigen sind, der in einer bestimmten Option einen an einem Tag machen könnte. Im Allgemeinen aber besitzen Optionen einen fairen Preis. Wenn die Aktie in die Richtung läuft, die man wollte, tut es die Option auch. Das Volumen spielt keine Rolle, weil die Bewegung von der zugrunde liegenden Aktie ausgeht.
Bei Futures kann man während der Öffnungszeiten der Aktienmärkte beliebig ein- und aussteigen. Das Volumen kann etwas helfen festzustellen, ob genügend Publikum anwesend ist, um eine Bewegung zu verursachen. Forex ist einfach zu groß und liquide, und es gibt sowieso keine konsolidierte Volumenfeststellung. Man muss nur wissen, zu welcher Uhrzeit im Laufe des Tages das meiste Volumen gehandelt wird.
FRAGE: Wie testen Sie Ihre Trading-Ideen?
Mercer: Backtesting ist gut, aber die Wahrheit über ein System erfährt man erst, wenn man es am Markt einsetzt. Ich kenne viele Leute, die auf dem Papier Millionen verdient haben. Aber irgendwie läuft es doch nicht so, wenn sie dann in den Markt gehen.
Der Schlüssel ist, sich Notizen zu machen. Wenn man bei etwas neu ist, sollte man sich Notizen machen, jeden Trade in einer Tabelle kurz beschreiben. Bei Aktien, war es ein richtiger Ausbruch oder nur ein Intraday-Spiel? War der Markt in der Richtung des Trades unterwegs, als Sie ihn eingingen? Bei Forex, sind Sie den Trade während der aktiven Trading-Zeiten eingegangen, oder als es ruhiger war? Haben Sie auf Unterstützung und Widerstand oben und unten geachtet, um sicherzustellen, dass ein gutes Chance-/Risiko-Verhältnis gegeben war?
Nehmen Sie sich die Trades nach ein paar Monaten wieder vor und teilen Sie sie in Kategorien ein. Schauen Sie, was funktioniert hat und konzentrieren sich darauf. In zwei Wochen können Sie noch kein funktionierendes System haben. Bei den meisten erfolgreichen Tradern dauert es mehr als ein Jahr, bevor wirklich ein System zustande kommt.
FRAGE: Suchen Sie weiterhin nach neuen Trading-Ansätzen?
Mercer: Ich will zwar nicht sagen, dass ich mich nicht mehr nach neuen Mustern umsehe, aber der Grundaufbau, den ich brauche, ist zur Zeit eigentlich immer derselbe. Gelegentlich finde ich etwas Interessantes, aber letztlich handelt es sich immer um den Durchbruch durch Unterstützungs- und Widerstandspunkte, und das läuft auf dasselbe hinaus.
FRAGE: Wie viele verschiedene Trading-Ansätze verwenden Sie?
Mercer: Darauf habe ich keine konkrete Antwort. Aber es ist ein interessantes Detail. Ich kenne die einzelnen Teile, nach denen ich suche, und das sind etliche. Natürlich erkenne ich sie, wenn ich sie sehe. Wenn man es wirklich verallgemeinert, sind es wohl vier oder fünf Ansätze, die gleichermaßen long und short funktionieren.
FRAGE: Wie managen Sie Ihr Risiko?
Mercer: Teilgewinne mitnehmen, den Stopp nachziehen. Das predige ich immer wieder. Das ist ein Teil von dem, was Forex etwas leichter für einen echten Trader macht. Bei Aktien kaufen die Leute, werden nachlässig, die Aktie läuft gegen sie, und plötzlich sagen sie: „ Es ist ja XYZ. Ich mag ihre Produkte. Die Aktie kommt wieder zurück.“ Sie sagen es, als wäre das alles. Sie nehmen vielleicht einen kleinen Verlust mit, aber wenn es plötzlich über einen bestimmten Punkt hinausgeht, wollen sie keinen so großen Verlust machen.
Wie wäre der gleiche Gedanke denn bei Forex? „Ich mag den Euro wirklich, er wird schon wiederkommen“? Niemand denkt in dieser Form an den Euro, und man darf auch nicht so denken. Währungen sind gehebelte Handelsinstrumente. Man muss immer einen Stopp gesetzt haben oder wäre einfach nicht erfolgreich.
Dazu kommt, dass man den Stopp immer nachziehen muss. Die Leute verwenden unterschiedliche Zeitrahmen, und das ist richtig. Wenn man einem Trade die Chance geben will, ein paar Tage durchzulaufen, darf man keinen zu engen Stopp setzen, sonst wird man ausgestoppt. Zu viele Leute setzen aber Ziele ein. „Wo will ich verkaufen?“ Das höre ich die ganze Zeit. Wie wäre es mit folgendem: „Bei welchem Kurs soll ich einen Stopp setzen, und wohin soll ich ihn ziehen?“ Nur nicht die Verlierer behalten, und den Gewinnern die bestmögliche Chance einräumen.
FRAGE: Wie legen Sie fest, dass Sie in einem Trade falsch liegen?
Mercer: Das ist leicht für mich, aber es dauert etwas. Sie fragen nach der geheimen Statistik im Trading? Je länger es dauert, bis sich etwas in die gewünschte Richtung bewegt, desto wahrscheinlicher wird es das gar nicht tun. Ich verwende in meinen Trades sehr enge Stopps, sowohl in Aktien, wie in Forex – sehr enge. Ich konzentriere mich lieber auf die Gewinner und gebe den Verlierern nicht viel Raum in meinem Denken. Wenn ich also in einem Trade bin, der nicht in annehmbarer Zeit an den logischen Punkt kommt, wo ich die Hälfte verkaufen kann, gehe ich eher raus und mache weiter.
FRAGE: Wie viel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
Mercer: Das ist sehr unterschiedlich. Wenn ich im Forex mein absolutes Lieblingsmuster finde, setze ich 25 – 30 Prozent meines Kontos als Margin in dem einen Trade ein. Das findet mit einem Hebel von 100 zu 1 zu statt, ist also wirklich eine Menge. In der Mehrzahl meiner Trades setze ich aber nie so viel ein. Bei Aktien gehe ich bis zu 50 Prozent und mehr in einem Trade, halte aber nicht alles über Nacht. Ich fange mit einem bestimmten Betrag an und verkaufe nach und nach. Ich ziehe es vor, große aber wenige Trades zu machen als ein Bündel kleiner Trades in der Hoffung, dass etwas davon funktioniert.
FRAGE: Wie managen Sie Ihre offenen Trades?
Mercer: Bei Aktien lasse ich einen Trade nicht über Nacht offen, wenn ich nicht mindestens 20 Cents im Plus bin und nicht schon die Hälfte verkaufen konnte, um etwas Gewinn zu sichern und ein Polster zu schaffen. Außerdem möchte ich das Gefühl haben, dass der Markt in die richtige Richtung läuft, damit Aussichten bestehen, dass es am nächsten Tage weitergeht.
FRAGE: Welche Art Stopps und/oder Gewinnziele setzen Sie ein?
Mercer: Im Forex begrenze ich meine durchschnittlichen Verlierer auf 25 – 30 Pips. Meine durchschnittlichen Gewinner sind etwa 70 oder 80 Pips, wenn man die einzelnen Verkäufe im Verlauf zusammenzählt. Im heutigen Aktienmarkt verliere ich nicht mehr als 20 Cent in einem Trade. Ende. Wenn ein Trade läuft, können die Gewinner ein paar Punkte sein.
FRAGE: Ist die Durchführung der Trades ein subjektiver Ablauf oder läuft das mechanisch ab?
Mercer: Für mich gibt es hierbei zwei Dinge. Bei den Aktien ist es subjektiv. Ich verwende MB Trading mit E-Signal als Aktien-, Options- und Futures-Plattform, und ein Signal gibt mir Bescheid, wenn Trades in die Nähe rücken, wie ich sie liebe; dann sehe ich mir das an und entscheide, wie viel ich auf einmal kaufen will. Wir haben ein Gratis-Tool für unsere Abonnenten, dass die Intraday-Marktrichtung aus institutioneller Sicht analysiert; das zeigt mir an, ob ich einen Trade long oder short eingehe und mit wie viel Einsatz. Ich überwache meine Trades gern auch manuell, aber wenn ich meinen Schreibtisch verlasse, setze ich Stopps im System, damit nichts, in dem ich eine Position halte, gegen mich laufen kann.
Bei Futures automatisiere ich etwas mehr. Ich stelle vollständige Einstiege, Limits und Stopps vorher ein und nehme im Verlauf Eingriffe von Hand vor.
Die Forex-Märkte haben in letzter Zeit am meisten Spaß gemacht. Da es ein extrem liquider 24-Stunden-Markt ist, kann ich nicht anwesend sein und Tasten drücken. Während der aktiven Forex-Zeiten schlafen wir in den USA, und ich habe meinen Rhythmus nicht geändert. Ich gebe abends komplexe Orders mit Einstieg, Stopp und Ziel in das System ein, und dann wache ich morgens auf und sehe, was gelaufen ist. Weil Forex ein 24-Stunden-Markt ist, gibt es keine Kurslücken, und dieses Risiko entfällt damit. Ich finde, dass Leute sich nichts Gutes tun, wenn sie zu lange auf den Forex-Schirm starren, weil sie unbedingt handeln wollen. Forex ist im übrigen die Hälfte der Zeit langweilig.
FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Ihre Gewinn-Trades zu den Verlust-Trades?
Mercer: Rund 60 bis 70 Prozent meiner Trades im Forex-Markt gehen gut, bei 25-30 Pips Verlust und 70-80 Pips Gewinn im Durchschnitt. Man kann sagen, dass das über längere Zeiträume zutrifft. Manche Monate sind besser als andere.
Bei den Aktien variiert es stärker. Es gibt nicht mehr die Kursspannen und das Volumen wie 1996 bis 2002. Ich habe mein Aktientrading entsprechend angepasst und mich mehr zum Forex orientiert. Dennoch, wenn ich Aktien handele, gehe ich weiterhin davon aus, einen hohen Prozentsatz zu gewinnen. Der liegt im Durchschnitt immer noch im Bereich von 60 bis 70 Prozent. Ich bin sehr wählerisch bei der Auswahl meiner Trades. Wenn der Markt sich nicht erwartungsgemäß verhält, verwerfe ich meine eigenen Handelsideen. Ich will einen stimmigen Aufbau.
FRAGE: Was war Ihr schlimmster Drawdown?
Mercer: Das ist eine lustige Frage. Im Forex war es nicht viel. In schlechten Zeiten gleichen sich bei unserer Methodik Gewinner und Verlierer ungefähr aus, und eine Zeit lang kommt nicht viel zusammen. Ich habe keine Verlustserien, die das Konto richtig nach unten ziehen. Bei Aktien habe ich kaum mehr einen Drawdown, weil ich so wenig über Nacht halte und enge Stopps setze. Soweit 2004. Aber ich habe einmal 20 Prozent meines Kontos an einem Tag verloren, als es verrückt zuging.
FRAGE: Was frustriert Sie am meisten beim Traden?
Mercer: Schwere Frage. Natürlich ärgert mich irgendetwas, aber ich liebe Traden nun einmal. Langweilige Zeiten oder ein paar Verluste nacheinander machen mir nichts mehr aus. Ich konzentriere mich auf den Forex, wofür ich nur 30 Minuten am Tag brauche. Ich versuche, die Eröffnung am Aktienmarkt nicht zu verpassen, aber wenn da in den ersten zwei Stunden nichts läuft, tue ich meist den Rest der Sitzung auch nichts mehr. Ich zerbreche mir den Kopf über Ihre Frage, aber es fällt mir nichts ein. Die Wahrheit ist wohl, dass ich in der Vergangenheit die langweiligen Zeiten besonders lästig fand. Aber heute weiß ich, dass ich unter all den Dingen, die ich handele, immer etwas zu tun finde. Wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen. Es bleibt nicht langweilig.
FRAGE: Wo kommt das psychologische Moment ins Spiel?
Mercer: In jeder Minute. Man kann sich nicht „wünschen“, Geld zu machen. Man darf keine „Angst“ vor dem Risiko haben. Man darf nicht darüber „besorgt“ sein, einen Verlust einzustecken. Solche Emotionen aus dem Trading herauszuhalten, ist von kritischer Bedeutung, und um es unverblümt zu sagen, viele Menschen werden sich nie dafür eignen. Es ist einfach nichts für jedermann, wissen Sie? Wir alle haben Dinge, die wir können und die wir nicht können.
FRAGE: Was denken Sie, ist der Unterschied zwischen Ihnen und den vielen anderen Tradern, die nicht durchhalten?
Mercer: Das ist wieder nicht leicht zu beantworten. Es ist doch so, der Markt tut eine Zeit lang etwas, und manche Leute machen damit Geld. Die Leute haben jahrelang umsonst in Gold investiert, dann ist es eine Weile heiß, und sie machen gute Gewinne. Das macht sie in keiner Umgebung zu einem guten Trader. Die späten neunziger Jahre boten die Gelegenheit, Momentum abzuschöpfen. Das wurde soweit verbilligt, dass es die großen Brokerhäuser verdrängt hat. Die meisten Leute denken aber nur an steigende Aktienkurse, was nebenbei bemerkt, die Entstehung der Blase begünstigt hat. Als es dann abwärts ging, stellte sich heraus, dass sie nicht in der Lage waren, sich der Short-Seite zuzuwenden.
Wer Trader im weitesten Sinn des Wortes sein will, muss über möglichst viele Methoden Bescheid wissen und sie zur richtigen Zeit einsetzen können. Solche Trader vergehen nicht, aber über den Typus hört man nicht viel. Man hört über den Mann, der $20 000 Internet-Aktien von 1998 bis 2000 durch Hebeleinsatz in $12 Millionen verwandelt hat. Natürlich ist sein Konto 18 bis 24 Monate lang in die Höhe gegangen. Da das Konzept aber kein Verkaufen vorsah, wurde das Geld noch schneller wieder verloren, weil immer höher nachgekauft wurde. Das ist eine Erfolgsstory über schnelles Geld… aber eben nur für eine Minute.
FRAGE: Wenn Sie mal nicht traden, wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Mercer: Ich liebe Baseball, sowohl zusehen wie spielen. Ich höre stundenlang Musik am Tag, um gesund im Kopf zu bleiben. Gelegentlich nehme ich ein Buch zur Hand, dass nichts mit Geld zu tun haben darf, und versuche, es in wenigen Tagen durchzulesen, um den Faden nicht zu verlieren. Ich habe einen sechs Monate alten Sohn, der mir viel Freude macht und natürlich Zeit braucht. Ich zeige ihm die Charts, aber er freut sich wohl nur über die Farben auf dem Bildschirm.
redaktion.boerse-go.de/cms/gallery/0000000214.jpg" style="max-width:560px" >
B1) GBP/USD FOREX – 5-Minuten-Chart
Dies ist für mich ein klassisches Beispiel für ein Muster in einem 5-Minuten-Chart, weil das GBP/USD-FOREX-Paar dreimal (Punkte A, B und C) genau auf einem S1-Niveau der Pivot-Serie aufgesetzt hat. Ich gehe gern beim Durchbruch durch diesen Bereich short, nachdem er wie hier mehrfach getestet wurde. Beachten Sie, dass uns die ursprüngliche Bewegung bei Punkt D direkt an das S2-Niveau im Chart geführt hat, an dem ich empfehlen würde, die Hälfte des Trades mit 50 Pips Gewinn zu liquidieren und die andere Hälfte des Trades weiterlaufen zu lassen.
redaktion.boerse-go.de/cms/gallery/0000000213.jpg" style="max-width:560px" >
B2) Doppelniveau EURUSD
Hier sehen wir den EURUSD in einem wie wir es nennen „Doppelniveau“-Bereich, der durch das Pivot und unser eigenes UBreak-Niveau gekennzeichnet ist. Das Paar berührte diese Linien etwas früher am Abend, testete sie an Punkt A wieder, als das Forex-Volumen für den Tag anstieg, und dann gingen wir durch diese Niveaus bei B long. Die Entwicklung des Trades dauerte zwar einige Stunden, aber die Einstiegsniveaus wurden während der ganzen Sitzung nicht verletzt. Zum Schluss bewegte er sich bei C hin zu R 1 mit einem 50 Pips-Teilgewinn und lief auch danach noch weiter. Beachten Sie, dass die Konsolidierung über D bei der Kursabschwächung am R1-Niveau der Pivot-Serie stattfindet.
redaktion.boerse-go.de/cms/gallery/0000000212.jpg" style="max-width:560px" >
B3) Tasse/Basis-Formation
Dies ist eine hübsche Tasse/Basis-Formation, die nach einer Pause unser UBreak-Niveau erreicht und konsolidiert, dann bei Punkt A das Niveau durchbricht, wo wir empfehlen, long zu gehen. Wieder bringt uns der Trade in keinerlei Gefahr und erreicht dann bei Punkt B das R2-Niveau, an dem wir die Hälfte verkaufen und unseren Teilgewinn mitnehmen. Anschließend ziehen wir unseren Stopp nach, so dass der Trade ein garantierter Gewinner ist, dem wir noch Raum für weiteren Anstieg geben können.