Frühaufsteher
Dem Dax droht ein ungemütlicher Wochenausklang
06. August 2004
Am Donnerstag konnte der Dax gerade noch ein kleines Plus über die Ziellinie retten. Doch am Freitag ist die Ausgangslage weitaus ungünstiger. Die Wall Street mußte herbe Verluste einstecken, und der Ölpreis hat schon wieder ein neuen Rekordniveau erklommen. Dieses gefährliche Gemisch dürfte auch dem deutschen Aktienmarkt zusetzen. Händler sehen den Dax, der am Donnerstag bei 3.829 Punkten geschlossen hat. schon zum Handelsauftakt unter die Marke von 3.800 Punkten fallen.
Anleihemarkt profitiert von der Schwäche am Aktienmarkt
Die Kursverluste an den Aktienmärkten stützen seit Tagen die Kursfindung am deutschen Rentenmarkt. Daran dürften sich auch zum Wochenausklang nichts ändern, nachdem die Vorgaben für abermalige Aktienkursverluste sprechen. Händler sehen den Bund-Future jedenfalls weiterhin gut untermauert. Über die Tagestendenz werde letztlich aber erst am Nachmittag mitentschieden, wenn die mit Spannung erwarteten amerikanischen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht werden. Zur Eröffnung steigt der Bund-Future aber erst einmal um fünf Basispunkte auf 114,91 Prozent.
Euro notiert etwas befestigt
Der Dollar tendiert am Freitag im frühen Handel etwas nachgebend. Vor den mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktdaten aus Amerika hielten sich viele Händler aber zurück, sagten Analysten. Von den Juli-Daten, die im Tagesverlauf veröffentlicht werden, erhoffen sich die Anleger Aufschluß über die weitere Konjunkturentwicklung in Amerika. Erst danach würden die Karten am Devisenmarkt eventuell neu gemischt. Der Euro präsentiert sich bis gegen 8.30 Uhr etwas befestigt um 1,2077 Dollar. Zum Yen notiert die amerikanische Währung bei 111,66 Yen.
Börse Japan vom Ölpreis gedrückt im Minus
Neue Rekordpreise für Rohöl haben am Freitag an der Tokioter Börse Sorgen um die Entwicklung der Weltkonjunktur verstärkt und die Kurse ins Minus gedrückt. Unter Druck geraten sind vor allem Exportwerte wie Sony und Canon. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor 0,8 Prozent und fiel unter die psychologisch wichtige Marke von 11.000 Punkten auf 10.973 Zähler. Der breiter gefaßte Topix-Index notierte mit 0,9 Prozent tiefer bei 1.107 Punkten.
Unter den Einzelwerten gaben die Titel des zweitgrößten Automobilherstellers der Welt, Toyota Motor um gut 2,5 Prozent nach. Aktien des Unterhaltungselektronikkonzerns Sony verloren fast ein Prozent. Gegen den Markt gewannen hingegen die Aktien des größten japanischen Chemieherstellers, Mitsubishi Chemical, und zwar um mehr als ein Prozent. Der Konzern hatte zuvor für das erste Quartal einen Gewinnsprung von 92 Prozent ausgewiesen und seine Halbjahresprognose angehoben.
Börse Hongkong am Mittag knapp behauptet
Knapp behauptet zeigt sich der Aktienmarkt in Hongkong am Freitag zum Ende der ersten Handelshälfte. Der HSI verliert 0,2 Prozent auf 12.469 Punkte, nachdem er im frühen Handel bis auf 12.392 Zähler abgerutscht war. Die Vorgaben von Wall Street und aus Tokio würden weitgehend ignoriert, da man sich auf die Fudamentaldaten der Unternehmen konzentriere, heißt es. Zu den Gewinnern gehören Hutchison mit plus 1,4 Prozent auf 55,75 Hongkong-Dollar nach einem verbesserten 3G-Ausblick. Henderson Land profitieren von starkem Interesse nach dem Projekt Grande Promenade und verteuern sich um 1,2 Prozent auf 34,90 Hongkong-Dollar.
Kursbewegungen und Neuigkeiten nach Börsenschluß
Die Kurse an der Nasdaq präsentierten sich am Donnerstag nachbörslich gut behauptet. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann 0,11 Prozent auf 1.354,96 Punkte.
Unter den Einzelwerten legten MCI nach Vorlage von Quartalszahlen um 17,3 Prozent auf 16,23 Dollar zu. Das Telekommunikationsunternehmen hatte für das zweite Quartal einen Verlust von 0,22 Dollar je Aktie mitgeteilt, nachdem MCI zu Jahresbeginn noch von der Insolvenz bedroht war. Der Umsatz betrug 5,24 Milliarden Dollar. Analysten hatten 5,22 Milliarden Dollar erwartet.
Nvidia brachen um 23 Prozent ein auf 11,22 Dollar. Das Unternehmen hatte mit einem Gewinn im zweiten Quartal von 0,03 Dollar je Aktie die Erwartungen der Analysten von 0,15 Dollar deutlich verfehlt. Beim Umsatz wies Nvidia 456,1 Millionen Dollar aus, verglichen mit prognostizierten 500,5 Millionen Dollar. Gemstar-TV-Guide International legten 7,2 Prozent auf 4,61 Dollar zu. Das Unternehmen hatte einen Gewinn je Aktie im zweiten Quartal von 0,10 Dollar ausgewiesen. Im Vorjahreszeitraum wies das Unternehmen einen Verlust von 0,06 Dollar aus.
Wall Street vom rekordhohen Ölpreis belastet
Der Anstieg der Ölpreise auf neue Rekordhöhen hat die Aktienkurse an der New Yorker Wall Street am Donnerstag ins Minus gedrückt. Der Standardwerteindex Dow Jones fiel um 1,6 Prozent und schloß mit 9.963 Zählern unter der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Der breiter gefaßte S&P-500-Index gab 1,63 Prozent auf 1.080 Punkte nach. Die Technologiebörse Nasdaq büßte 1,80 Prozent auf 1.821 Zähler ein.
„Mit Rohölpreisen von mehr 43 Dollar pro Barrel wird es schwer, eine Kursrally am Aktienmarkt auszulösen", sagte Aktienstratege Kenneth Hughes von Lind-Waldock & Co. An der -Terminbörse stieg die Notierung der Ölsorte Light wegen neuerlicher Sorgen über Engpässe bei der weltweiten Versorgung bis auf ein Rekordhoch von 44,40 Dollar. Am Mittwoch waren die Ölpreise bei Erwartung einer Entspannung der Lage des angeschlagenen russischen Ölkonzerns Yukos gesunken.
Am Donnerstag stiegen dann die Preise wieder, nachdem eine Entscheidung der russischen Regierung Sorgen geweckt hatte, daß Yukos die Ölexporte doch einstellen müsse. Das russische Justizministerium hatte die am Vortag angekündigte Freigabe der Konten des russischen Ölkonzerns zur Finanzierung der Exporte widerrufen. Russland ist weltweit der zweitgrößte Öllieferant. Yukos bestreitet allein ein Fünftel der Ölförderung des Landes.
Im Blickpunkt unter den Einzelwerten standen am Donnerstag vor allem die Papiere aus dem Einzelhandelssektor. Die Unternehmen legten für Juli überwiegend Umsatz-Zahlen vor, die im Rahmen der moderaten Erwartungen von Analysten lagen. Die Aktien von Wal-Mart verbilligten sich um 2,16 Prozent auf 52,05 Dollar. Die Aktien des in San Francisco beheimateten Einzelhändlers Gap büßten sogar 7,44 Prozent auf 19,79 Dollar ein. Das Unternehmen warnte, der Gewinn im zweiten Geschäftsquartal könne unter den Erwartungen der Analysten liegen.
Vor der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts am Freitag hielten sich die Anleger von größeren Engagements zurück. Eine günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt gilt als grundlegend für den weiteren Verlauf der Konjunktur. Neue Arbeitsplätze dürfte das Vertrauen der Verbraucher in die Wirtschaft ihres Landes stärken und sie zu einem stärkeren Konsum veranlassen. Der Konsum macht mehr als zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung in Amerika aus. Von Reuters befragte Volkswirte rechnen im Schnitt damit, daß im Juli außerhalb der Landwirtschaft 228.000 neue Stellen entstanden sind nach plus 112.000 im Juni.
Amerikanische Anleihen schlossen etwas fester
Die amerikanischen Anleihen präsentierten sich am Donnerstag nach einem erneuten Anstieg des Ölpreises etwas fester. Zudem hätten die schwach tendierenden Aktienmärkte und die am Freitag anstehenden amerikanischen Arbeitsmarktdaten zu der Entwicklung der Staatsanleihen beigetragen, hieß es. Zehnjährige Staatsanleihen mit einem Kupon von 4,750 Prozent legten 08/32 auf 102-26/32 zu, die Rendite fiel dadurch von 4,427 Prozent am Mittwoch auf 4,390 Prozent. Die mit 5,375 Prozent verzinsten dreißigjährigen Staatsanleihen gewannen 10/32 auf 103-10/32 und rentierten mit 5,144 Prozent nach 5,169 Prozent.
Zu Handelsbeginn waren die Treasurys noch unter Druck geraten, nachdem die jüngsten Konjunkturdaten veröffentlicht worden waren. Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen im Rahmen der Arbeitslosenversicherung ist in der Woche zum 31. Juli um 11.000 auf 336.000 gefallen. Volkswirte hatten im Durchschnitt ihrer Prognosen einen Rückgang um 5.000 erwartet. Die Anleger hätten dann jedoch wieder eine abwartende Haltung eingenommen. Als Grund wurden die im Blick stehenden Arbeitsmarktdaten für Juli am Freitag angeführt. Es hieß, die Zahlen könnten schlechter als bislang erwartet ausfallen.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.