Frühaufsteher
Die momentane Stimmung ist vorsichtig
16. Aug. 2002
Die europäischen Börsen dürften verhalten tendieren
Nachdem sich die US-Börsen nach richtungslosem Handel noch ins Plus hangeln konnten, dürfte die Stimmung an den europäischen Märkten zunächst vorsichtig bis verhalten sein. Denn am Nachmittag stehen weitere wichtige Konjunkturdaten - Verbraucherpreise, Realeinkommen, Baubeginne, Vertrauensindes der University of Michigan - an, die über die weitere Richtung mit entscheiden werden. Außerdem tendieren Marktteilnehmer vor dem Wochenende immer dazu, mögliche Gewinne mit ins Wochenende zu nehmen. So dürften sich die Kursbewegungen zunächst in Grenzen halten.
Bund-Future dürften sich an der Börse orientieren
Kam es am Donnerstag wegen der positven Stimmung an der Börse im Bund-Future zu Kursverlusten, dürfte sich der September-Kontrakt am Freitag zunächst vorsichtig bewegen. Vor allem die Stimmung an der Börse wird entscheiden.
Dollar in Fernost bei sehr ruhigem Handel leicht erholt
Der Dollar hat sich am Freitag in Fernost zu Euro und Yen leicht erholt. Händler begründeten dies mit den moderaten Kursgewinnen der US-Aktienmärkte am Vorabend. Der Euro gab leicht auf Kurse um 0,9810 Dollar nach, nachdem er am Vorabend im US-Handel im Sog schwächer als erwarteter US-Konjunkturdaten deutlich über 0,98 Dollar gestiegen war. Zum Yen stieg der Dollar auf Notierungen um 117,50 Yen nach zuletzt rund 117,20 Yen in New York. Am Mittwoch war der Dollar zur japanischen Währung noch bis auf 116,30 Yen gefallen. Der Euro präsentierte sich indes zum Yen kaum verändert bei Kursen um 115,30 Yen. Händler sprachen von einem sehr ruhigen Geschäft angesichts der Urlaubszeit in Japan. Viele Marktteilnehmer seien in den Ferien, hieß es.
Tokioter Börse bei dünnem Handel schwächer
Der japanische Aktienmarkt hat am Freitag bei geringen Umsätzen in einem richtungslosen Handel im Verlauf etwas schwächer tendiert. Sorgen um das Tempo der Wirtschaftserholung in den USA, die Japans größter Exportpartner sind, und der starke Yen belasteten den Markt zudem, sagten Händler. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gab im Verlauf um 0,37 Prozent nach auf 9759 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index sank um 0,4 Prozent auf 957 Zähler. Tsuyoshi Segawa von Shinko Securities sagte: „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann am Markt zuletzt so wenig los war wie zurzeit. Morgens sind die U-Bahnen und die Züge leer, da sieht man, wie wenige Investoren zur Arbeit kommen.“ Zum Höhepunkt der japanischen Sommer- und damit Urlaubszeit Mitte August ist der Handel an den heimischen Märkten traditionell sehr ruhig
Aktien Hongkong tendieren am Mittag knapp behauptet
Knapp behauptet präsentieren sich die Kurse am Freitagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte verliert der Hang-Seng-Index 0,1 Prozent auf 10.214 Punkte. Das Handelsvolumen beläuft sich auf 2,58 Milliarden Aktien. Die Anleger seien noch immer vorsichtig und wollten ihre Engagements nicht vorschnell erhöhen, sagen Marktbeobachter mit Blick auf das äußerst dünne Volumen. Der Index werde wohl auch am Nachmittag in einer engen Spanne zwischen 10.100 und 10.300 Zählern notieren. Vier der größten fünf Aktien notieren unverändert, China Mobile fallen um 0,7 Prozent auf 22,60 Dollar nach Gewinnmitnahmen.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Dell Computer legten nachbörslich leicht zu, nachdem der Computerhersteller für das zweite Quartal ein Umsatzwachstum von elf Prozent ausgewiesen und ein deutliches Gewinnwachstum prognostiziert hatte. Nach einem unveränderten regulären Handel gewannen die Titel knapp 0,3 Prozent auf 27,21 Dollar. Serena Software profitierten von einem überraschend guten Zweitquartalsausweis und dem angekündigten Aktienrückkaufprogramm. Sie verteuerten sich um rund 15 Prozent auf 11,75 Dollar.
Analog Devices fielen dagegen, obwohl die Zahlen zum dritten Quartal den Prognosen entsprochen hatten. Nach einem Plus von 2,7 Prozent im regulären Handel verloren sie nachbörslich 1,3 Prozent auf 23,70 Dollar. Um 0,3 Prozent auf 71,86 Dollar legten Kohl's zu. Das Einzelhandelsunternehmen hatte mitgeteilt, seine Ergebnisse seien besser als von Analysten prognostiziert.
Mit Kursverlusten von mehr als sieben Prozent auf zwölf Dollar reagierten die Papiere der „Klamottenhandelskette“ Gap auf einen Ertragsrückgang um 37 Prozent im zweiten Quartal. Dafür sind Preissenkungen verantwortlich, die offenbar notwendig sind, um Käufer anzulocken.
Der Nasdaq 100 After Hours Indicator fiel nachbörslich vier Punkte auf 985 Zähler.
US-Börsen schließen nach richtungslosem Handel im Plus
Die US-Aktienmärkte schlossen am Donnerstag nach richtungslosem Auf und Ab der Kurse im Plus. Der Standardwerte-Index Dow-Jones gewann 0,86 Prozent auf 8.818,14 Punkte, der Nasdaq-Index 0,80 Prozent auf 1.344,94 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte 1,15 Prozent auf 930,24 Punkte zu.
Die Stimmung am Markt sei einerseits geprägt von Hoffnung auf wiederkehrendes Vertrauen in US-Unternehmen und andererseits von Befürchtungen um die Firmengewinne angesichts des überraschend deutlichen Rückgangs des Konjunkturindex der Philly-Fed, hieß es im Handel. „Gestern wurde das Vertrauen wieder etwas hergestellt, aber die Philly-Fed hat dem Optimismus einen Dämpfer verpasst", sagte Michael O'Hare von Lehman Brothers.
Händlern zufolge hatte der Markt zunächst seine kräftigen Vortagesgewinne weiter ausgebaut. Ursache dafür sei gewesen, dass die Mehrzahl der Chefs und Finanzvorstände von mehr als 900 börsennotierten US-Unternehmen entsprechend der Anordnung der US-Börsenaufsicht (SEC) am Mittwoch fristgerecht die Bilanzen ihrer Firmen attestiert hatte. „Die meisten Firmen haben nun ihre Ergebnisse beeidet, ohne die Zahlenwerke korrigieren zu müssen. Das wird als positiv für den Markt gesehen", sagte John Simon, Analyst bei TradeSignals.com.
Unter Druck stand zunächst der Luftverkehrssektor, nachdem wenige Tage nach dem Insolvenzantrag der US-Fluggesellschaft US Airways am Mittwochabend UAL angekündigt hatte, sich ebenfalls auf einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Konkursrechts vorzubereiten. UAL-Aktien brachen daraufhin am Donnerstag vorübergehend um mehr als 16 Prozent ein, erholten sich dann aber kräftig um 11,43 Prozent auf 2,73 Dollar.
Eine niedrigere Einstufung des Ausblicks der führenden US-Hersteller von Computer-Hardware durch Goldman Sachs belastete den gesamten Sektor. Goldman-Analystin Laura Conigliaro hatte mitgeteilt, es sei nicht mehr realistisch, davon auszugehen, dass diese Firmen sich schneller erholen werden als der Rest der Branche. Sie stufte deshalb die Investment-Ratings von EMC, Sun Microsystems und Hewlett-Packard herab und setzte die Kursziele für diese Unternehmen aus. Die Aktien von EMC verloren daraufhin zunächst an Boden, schlossen dann aber um 1,39 Prozent fester mit 7,29 Dollar. Sun Microsystems gaben jedoch 7,55 Prozent auf 4,11 Dollar ab. Dagegen gewannen Hewlett-Packard 2,53 Prozent auf 15 Dollar.
US-Anleihen schließen leichter - Renditekurve wieder flacher
Die Kurse der US-Treasuries präsentierten sich am Donnerstag leichter. Die zehnjährigen Titel mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent verloren 13/32 auf 101-21/32. Die Rendite stieg auf 4,169 Prozent nach 4,106 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Longbond sank um 27/32 auf 105-30/32 und rentierte mit 4,982 Prozent nach 4,923 Prozent. Tagesgeld ging mit 1-15/16 Prozent um. Händler sagten, der Tag sei von Konjunkturzahlen bestimmt worden und die zuletzt hohe Volatilität in der Renditekurve habe einmal eine Verschnaufpause eingelegt.
Auch die im späten Geschäft freundlichen Aktienkurse hätten zu den Verlusten beigetragen, sagten Händler. Der Appetit der Anleger auf die höheren Renditen des Longbond sei nicht mehr so hoch gewesen. “Der Trend zur Abflachung der Renditekurve war zu erwarten. Diese war ein bisschen zu steil geworden“, sagte Kevin Flanagan, Analyst bei Morgan Stanley. Derzeit sei es hart, ein aggressive Fed einzupreisen. John Canavan, Analyst bei Stone & McCarthy Research Associates meinte, dass es im Markt ein solch breites Spektrum an Meinungen über die Fed gebe, dass die Konjunkturzahlen ein größere Bedeutung gewännen.
Von diesen gab es am Berichtstag eine Menge, die sich in ihrer Tendenz aber widersprachen. Auf der einen Seite fiel der Philadelphia-Fed-Index überraschend negativ aus und deuteten auf eine schwächere Konjunktur hin. Auf der anderen Seite zeigten sich die Zahlen zum Arbeitsmarkt überraschend stabil und auch die US-Industrieproduktion ist im Juli mit 0,2 Prozent stärker gestiegen als prognostiziert.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri