Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit einigen Wochen herrscht Aufregung unter den Händlern. Die deutsche Bundesregierung lies verlautbaren, dass man sich fast einig über eine Finanztransaktionssteuer sei.
Im Verlauf der Zeit wurde dies jedoch entschärft und Minister Schäuble sagte sogar, dass er eine Einführung der Steuer erst gegen Ende des Jahres 2013 sehe. Dennoch machen sich nun gerade kurzfristig agierende Händler (Scalper) Gedanken darüber wie eine derartige Steuer aussehen könnte und vor allem wie hoch diese sein wird?
Wer und was wird überhaupt besteuert?
Bisher ist nicht einmal klar was besteuert wird. Fakt ist jedoch, dass England und die meisten europäischen Länder nicht dabei sein werden. Die deutsche Regierung will dennoch ein Exempel statuieren und notfalls auch allein oder mit einer Handvoll anderen (in der Finanzindustrie bedeutungslosen) Ländern vorpreschen. Gesprochen wird über eine Besteuerung von 0,01 bis 0,1 Prozent des Handelsvolumens. Pro Lot im EUR/USD (100.000 Euro Nominalwert) könnten dies 10 bis 100 Euro an Steuern sein! Für mittel- und langfristige Trader mit Gewinnen und Verlusten von mehreren Tausend Euro pro Lot ist dies verkraftbar wenn auch ärgerlich. Scalper hätten dann jedoch ein großes Problem. Fraglich ist zudem, ob der Devisenhandel für Privatpersonen überhaupt besteuert wird oder ob FX und CFDs ähnlich wie in England von der Steuer ausgenommen bleiben. Evtl. werden nur Aktien und Futures sowie Optionen besteuert. Dies ist bisher jedoch alles unklar!
Vorteile durch einen Broker in England möglich!
Ähnlich wie bei der Abgeltungssteuer, die bei Depots in Deutschland sofort abgeführt werden muss, in England jedoch erst am Jahresende, was dem Trader deutlich mehr Flexibilität erlaubt da er seine Gewinne behalten darf und zu 100% reinvestieren kann, könnte es auch mit der Finanztransaktionssteuer sein. Möglicherweise müssen bei deutschen Depots die Steuern nach jedem Trade abgeführt werden, bei englischen Depots jedoch erst am Jahresende oder zu anderen festgelegten Zeiten. Dies ist jedoch bisher auch noch vollkommen offen, wäre aber vernünftig, da englische oder ausländische Firmen nicht dazu gezwungen werden können, nach der Pfeife der deutschen Regierung zu tanzen. Zusammengefasst erscheinen uns hier noch sehr viele Punkte ungeklärt und auch die Umsetzung wird eine gewaltige Hürde darstellen. Eine realistische Einführung dieser Steuer ist auch nach meiner Meinung frühestens in 18 Monaten möglich.
Ihr Sebastian Hell
CFD- und Rohstoffhändler