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11.08.2011 | BIOLOGISCHE BEHANDLUNG
Neues Netzwerk will Potenzial biogener Abfälle ausschöpfen
Biogene Reststoffe aus der Landwirtschaft, Nebenprodukte der Lebensmittelherstellung oder „biologische“ Abfälle von Kommunen fallen in großen Mengen an. Die Substanzen blieben meist ungenutzt und verursachten hohe Entsorgungskosten. Und das, obwohl in ihnen ein großes Potenzial zur stofflichen und energetischen Verwertung stecke, wie das ttz Bremerhaven sagt. Das vom Forschungsdienstleister geleitete neue „BIORES-Netzwerk“ möchte dieses Potenzial mit neuen Technologien und Verfahren fördern.
Mit der bloßen Entsorgung von Reststoffen, Nebenprodukten und Abfällen verschenkt die verarbeitende Industrie wertvolles Biomassepotenzial. Um bislang ungenutzte biogene Stoffströme aus der Lebensmittelindustrie, der Entsorgungsbranche oder der Land- und Forstwirtschaft verwertbar zu machen, werden im Netzwerk laut ttz Bremerhaven Produkte und Verfahren für die stoffliche und energetische Nutzung biogener Reststoffe entwickelt. Im BIORES-Netzwerk seien Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette rund um die Biomassenutzung vertreten - vom Produzenten über das verarbeitende Gewerbe bis zum Anlagenbauer und Dienstleister.
Das ttz Bremerhaven und seine Partner wollen neue Konzepte für existierende Standorte und Entsorgungsströme erarbeiten, im Rahmen derer neue Verwertungstechnologien eingeführt werden. So sollen Leuchtturm-Projekte entstehen, deren Rentabilität in Wirtschaftlichkeitsanalysen geprüft wird. Das ttz Bremerhaven werde zusammen mit den Netzwerkunternehmen Technologien entwickeln und erproben. Ziel sei die Etablierung neuer Wertschöpfungsketten rund um biogene Reststoffe im Verbund mit Firmen, Verbänden und Forschungsdienstleistern.
Die Modellstandorte seien über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Im Bereich Entsorgung werde die Nehlsen AG in Bremen einen Recyclingpark bereitstellen. Die Optimierung landwirtschaftlicher Reststoffströme werde in Niedersachsen beim Abwasserverband Braunschweig sowie in Bayern im Landkreis Rhön-Grabfeld untersucht. Ein Leuchtturmprojekt aus der Lebensmittelwirtschaft werde noch ausgewählt.
Mehr-Wert: Stoffliche vor energetischer Nutzung
In BIORES werden Nebenprodukte als Wertstoffe betrachtet, da sie Grund- oder Rohstoffe anderer Produkte sein können. Die stoffliche Nutzung von Biomasse nutze das große Potenzial von Reststoffen am effizientesten und habe deshalb Vorrang vor der thermischen Verwertung, wie das ttz Bremerhaven mitteilt. Die bei der stofflichen Verarbeitung anfallenden Nebenprodukte könnten ihrerseits weiterverarbeitet oder durch speziell entwickelte Technologien aufbereitet und energetisch nutzbar gemacht werden.
Aus vermeintlichen „Reststoffen“ sollen Verpackungsmaterialien, Baustoffe, Grund- oder Feinchemikalien, Dünger oder Futtermittel entstehen. Die Co-Feuerung in Kraftwerken oder dezentralen Kleinkraft- und Heizwerken seien potenzielle Einsatzmöglichkeiten. Denkbar sei auch die Verarbeitung zu Pellets, Alkohol oder energetisch nutzbaren Gasen. Erst wenn das nicht mehr möglich sei, komme eine Deponierung in Frage, betont das ttz Bremerhaven.
Das BIORES-Netzwerk biete seinen Mitgliedern vielfältige Leistungen an. Hierzu gehören laut ttz Marktrecherchen, Betriebs- und Produktanalysen sowie Strategie-Entwicklungen für die Markteinführung neuer Produkte und Verfahren. BIORES leiste eine unabhängige und praxisnahe Beratung bei Förderanträgen wie etwa im Bereich der Technologieentwicklungen. Außerdem verbreite und bewerbe das Projekt das Thema biogene Reststoffe anhand der geplanten Leuchtturm-Projekte.
Gefördert wird das Projekt „BIORES-Netzwerk“ vom Programm ZIM-NEMO des Bundeswirtschaftsministeriums. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) werden bei Produkt- und Verfahrensentwicklungen unterstützt. Projektpartner neben dem ttz Bremerhaven sind der Abwasserverband Braunschweig, Agrokraft GmbH, bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., florafuel AG, Herlt EnergieSysteme, N-Zyme BioTec GmbH, Nehlsen und Martin Braun Backmittel und Essenzen KG, Phytolutions GmbH sowie die Pusch AG.
www.recyclingmagazin.de/rm/news_detail.asp?ID=14919&NS=1