dass Libuda mit seinen Egomanen Zum Brechen nicht falsch lag - die EZB ist ein schon ein schlimmer Haufen:
Analysten
Zinsen in Eurozone streben Richtung Rekordtief
(6) Von Martin Greive 3. März 2009, 17:09 Uhr
Die Europäische Zentralbank steht vor einer historischen Sitzung. Die Zinsen könnten auf den tiefsten Stand aller Zeiten gesenkt werden. Einige Volkswirte plädieren für eine aggressivere Geldpolitik im Kampf gegen die Rezession. Bislang war die EZB in ihrer Zinspolitik sehr zurückhaltend.
Wenn Jean-Claude-Trichet vor die Öffentlichkeit tritt, wird der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) wie immer ruhig und nüchtern die Erklärung zur Zinsentscheidung des EZB-Rates vorlesen. Doch auch wenn der Ton sachlich sein wird, der Inhalt wird es in sich haben: Erstmals in der Geschichte des europäischen Währungsraumes werden die Leitzinsen wohl unter zwei Prozent fallen.
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Quiz: Was wissen Sie über den Dax? Fast alle Volkswirte sind sich einig, dass die EZB in ihrer Sitzung die Leitzinsen von zwei auf 1,5 Prozent senken wird. Trichet selbst hat nach dem Treffen der 22 Notenbankchefs im Januar eine Zinssenkung angedeutet und vielsagend von einem „wichtigen Rendezvous im März“ gesprochen.
Mit sinkenden Leitzinsen stemmen sich die Währungshüter gegen eine stärker werdende Rezession im Euroraum. Morgen legt auch die Notenbank ihre neueste Wirtschaftsprognose vor. Experten rechnen mit einer Korrektur des Wachstums für die Eurozone von minus 0,5 Prozent auf bis zu minus zwei Prozent.
Im Vergleich zur amerikanischen Federal Reserve oder der Bank of England hat die EZB bislang zurückhaltend auf die Krise reagiert und die Zinsen auf einem vergleichsweise hohen Niveau belassen. Auch haben die Währungshüter der EZB bislang noch nicht zu alternativen geldpolitischen Maßnahmen gegriffen, etwa dem Ankauf fauler Wertpapiere oder Unternehmensanleihen.
Derzeit prüfe die EZB aber den Aufkauf von kurz laufenden Unternehmensanleihen, sagte Bundesbank-Präsident Axel Weber. Damit könne das Risiko der Papiere von den Banken auf die Notenbanken verlagert werden. „Es gibt gute Gründe dafür und dagegen“, sagte Weber. So eine Politik wäre für die EZB ein Novum.
Doch selbst wenn die Notenbank sich hierzu entschließen sollte, für etliche Ökonomen kommen solche Maßnahmen viel zu spät. Ihnen geht auch die wahrscheinliche Absenkung des Leitzinssatzes nicht weit genug: „Die EZB betreibt seit der Lehman-Pleite eine Politik aus dem Rückspiegel“, sagt der Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Erik Nielsen. Die EZB müsse die Zinsen aufgrund der angespannten Lage eigentlich auf einen Schlag um ein Prozent senken, meint der Volkswirt.
Die zurückhaltende Politik der Notenbank habe dem Euroraum geschadet, sagt der Nielsen. Er bezieht sich dabei auf eine eigene Modellrechnung: Hätte die EZB ihre Zinsen seit Mitte 2007 so stark gesenkt wie die Federal Reserve, wäre der Euro etwas abgewertet worden. Davon hätte der Export profitiert, wodurch das Wachstum in der Eurozone um ein Prozent höher ausfallen wäre. „Die zurückhaltende Politik hat uns 75 bis 100 Mrd. Euro an Wirtschaftskraft gekostet“, kommentiert Nielsen.
Der Chefvolkwirt der Allianz, Michael Heise, sieht solche Rechnungen aber mit Skepsis. „Man darf nicht vergessen, dass Länder wie Japan, deren Währungen durch einen schwächeren Euro aufwerten, dann noch stärker von der Krise getroffen wären“, sagt Heise.
Volkswirt Uwe Angenendt von der BHF-Bank fordert aus einem anderen Grund als Nielsen einen Kurswechsel der EZB. Die Zinsen auf Unternehmensanleihen und Bankeneinlagen seien nach wie vor sehr hoch. „Die EZB muss mit ihrer Politik Druck erzeugen und dafür sorgen, dass die langfristigen Zinsen und damit die Refinanzierungskosten für Unternehmen sinken“, sagt Angenendt. Allianz-Volkswirt Heise warnt aber vor einer Überfrachtung der Geldpolitik. Die Refinanzierungskosten seien auf dem jetzigen Niveau, weil sich Anleger davor fürchten, dass Unternehmen insolvent gehen könnten. Daran könnte auch die Geldpolitik nichts ändern. „Sie ist in einer Finanzkrise kein scharfes Schwert. Viel wichtiger ist es, das Vertrauen in die Banken wiederherzustellen“, meint Heise.
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Zinsen Kurse Dax Euro Europa Absturz Finanzkrise Doch auch wenn sich Ökonomen uneins über die aktuelle Wirksamkeit der Geldpolitik sind, für Privatanleger hat die Entscheidung der EZB definitiv schwerwiegende Folgen. So orientiert sich der Tagesgeldzinssatz stark am Leitzins der EZB und ist in den vergangenen Monaten so stark gefallen wie noch nie zuvor. Derzeit liegt er bei 1,28 Prozent. Wenn die Notenbank ihre Leitzinsen nun weiter senkt, werden die Zinsen für Tages- und Festgeld weiter fallen und damit noch unattraktiver werden (siehe Artikel unten). „Das Problem ist, dass die Alternativen für risikoscheue Anleger derzeit nicht groß sind“, sagt Jan Holthusen, Rentenexperte bei der DZ Bank. Für kurzfristige Bundesanleihen ist die Verzinsung extrem niedrig, bei langfristigen besteht die Gefahr, dass bei steigenden Zinsen die Rendite deutlich sinken könnte. Auch beim Baugeld wird erwartet, dass die aktuell niedrigen Zinsen bald wieder steigen werden. BHF-Experte Angenendt rät Anlegern deshalb dazu, sich in dieser Niedrigzinsphase eher auf dem Markt für Unternehmensanleihen zu investieren, dort das Risiko aber breit zu streuen.