EZB & die Zinsen

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vega2000:

EZB & die Zinsen

 
15.11.01 17:26
EZB sendet keine neuen Zinssignale

EZB & die Zinsen 476317
Zentralbank sieht keine Inflationsgefahr. "Voraussetzungen für eine Konjunkturerholung gegeben."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrem Monatsbericht für Oktober keinen Hinweise auf die weitere Zinspolitik gegeben. Einerseits hält sie Inflationsrisiken mittelfristig für gebannt. Das könnte bedeuten, dass die EZB Spielraum für Zinssenkungen sieht, um die Konjunktur anzukurbeln.

Die EZB rechnet tatsächlich auf kurze Sicht mit weiter schwachen Konjunkturdaten für die Euro-Zone. Andererseits sieht sie aber die Rahmenbedingungen für eine konjunkturelle Erholung im Verlauf des nächsten Jahres als gegeben an - was gegen weitere Zinssenkungspläne spricht.

„Das gegenwärtige, von großer Unsicherheit geprägte Umfeld wird voraussichtlich zu Verschiebungen von Investitionen führen und in gewissem Maße auch das Wachstum des privaten Verbrauchs im Eurogebiet beeinträchtigen“, stellt die EZB in ihrem am Donnerstag vorgelegten Monatsbericht für Oktober weiter fest.

Bei der Zinssenkung vom 8. November um 50 Basispunkte auf 3,25 im Schlüsselzins habe die Notenbank auch den zuletzt nachgelassenen Inflationsdruck berücksichtigt. Im Jahresverlauf 2002 werde die Inflationsrate sicher wieder unter die Toleranzgrenze von 2,0 Prozent fallen.

Preisstabilität gewährleistet

Nach der vierten Leitzinssenkung des Jahres sei die Preisstabilität auf mittlere Sicht gewährleistet, was wiederum eine konjunkturelle Erholung begünstigen dürfte.

Angesichts der zu erwartenden weiter schwachen Konjunkturdaten dürften die Prognosen und Projektionen höchstwahrscheinlich nach unten revidiert werden. Inzwischen werde auch damit gerechnet, dass das reale BIP-Wachstum im nächsten Jahr teilweise hinter dem Produktionspotenzial zurückbleiben werde.

Das Produktionspotenzial hat die EZB mit 2,0 bis 2,5 Prozent beziffert. Insgesamt gebe es keine größeren Ungleichgewichte und die Fundamentaldaten der Euro-Zone seien solide, heißt es in dem Bericht weiter.

Verbraucher haben mehr Geld in der Tasche

Weitere positive Wachstumsimpulse erwartet die EZB davon, dass sich die verfügbaren Einkommen im Zuge der rückläufigen Inflation erhöhen.

Im September hatte die Inflation in der Euro-Zone 2,5 (August 2,7) Prozent betragen, nachdem sie im Mai auf bis zu 3,4 angestiegen war. Das Europäische Statistikamt Eurostat schätzt für Oktober eine Jahresteuerung von 2,4 Prozent im Währungsgebiet.

Die EZB bekräftigte zudem, die Geldmengenentwicklung sei durch Sonderfaktoren nach oben verzerrt und signalisiere deshalb keine Inflationsgefahr. „Unter Berücksichtigung des anhaltenden Rückgangs der Wachstumsrate der Kreditgewährung an den privaten Sektor zeigen die derzeitigen monetären Entwicklungen keine Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht“, heißt es in dem Bericht.

Geldmenge verzerrt

Nach wie vor sei die M3-Wachstumsrate wegen der von Ansässigen außerhalb der Euro-Zone gehaltenen Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen um etwa einen drei viertel Prozentpunkt nach oben verzerrt. Mit den M3-Daten für Oktober werde die EZB offizielle, um die Verzerrung bereinigte Zeitreihen zur Verfügung stellen.

Im Dreimonatsdurchschnitt Juli bis September war das Geldmengenwachstum auf 6,9 Prozent und damit deutlich über den Referenzwert von 4,5 Prozent angestiegen.
Die EZB forderte die Regierungen in der Euro-Zone erneut auf, die Strukturreformen voranzutreiben.

Reformen angemahnt

Dies werde sich auf das Wachstum der Beschäftigung in der Euro-Zone auswirken und die Anfälligkeit der Wirtschaft bei zukünftigen Schocks vermindern. „In einem Umfeld schwächerer Wirtschaftstätigkeit sollte die Notwendigkeit, strukturellen Rigiditäten entgegenzuwirken, noch augenfälliger sein als in Zeiten lebhaften Wachstums“, heißt es in dem Bericht. Dies bedeute, Reformen müssten eher früher als später angegangen werden.

Am Mittwoch hatte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung die vorsichtige Zinspolitik der EZB verteidigt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung
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