Ex-Enron Chef ist tot

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Slater:

Ex-Enron Chef ist tot

 
06.07.06 09:53
(da bleiben ihm 165 Jahre Haft erspart)

Der frühere Enron-Chef Ken Lay ist tot. Er starb an Herzversagen. Damit bleibt ihm ein Leben hinter Gittern erspart - im Mai war er wegen Milliardenbetrugs schuldig gesprochen worden, das Strafmaß sollte im September fallen. Mit Lay endet eine zwiespältige Wall-Street-Ära.


New York - Es war, trotz allem, ein Ende in relativer Würde. In Aspen, dem Wintersportort der Society im US-Bundesstaat Colorado, brach Kenneth Lay, 64, gestern Abend in seinem Ferienhaus zusammen. "Sein Herz gab einfach auf", sagte Lays Pastor Steve Wende. Zwar wurde Lay sofort noch in die Notaufnahme des Aspen Valley Hospitals gebracht. Doch dort starb er, um exakt 3.10 Uhr. Seine Frau Linda war an seiner Seite.



AFP
Ex-Enron-Chef Lay:
Dabei hätte sein Schicksal, ginge es nach der Justiz, anders aussehen sollen. Schuldig in allen Anklagepunkten: Mit diesem Urteil hatten die Geschworenen Lay, den Gründer und lange auch CEO des 2001 im Bilanzbetrug gekenterten US-Energiegiganten Enron, im Mai wegen Betrugs und krimineller Verschwörung für den Rest seines Lebens ins Gefängnis zu schicken beabsichtigt. Dem einsamen Tod hinter Gittern ist er nun entronnen, welcher Trost das auch sein mag für seine Familie. Doch Ken Lay wird als Urvater der US-Wirtschaftskriminalität in die Geschichtsbücher eingehen.

Mit Lay starb eine zwiespältige Wall-Street-Ära - die der unfehlbaren, allmächtigen Tausendsassa-Firmenbosse. Welch eine Karriere, welch ein Geschäftsgenie - welch ein Absturz vom Helden Houstons zum Posterboy für all die widerwärtigen Exzesse der Wall Street in den 90er Jahren. "Kenny Boy" nannte ihn sein Busenfreund, Präsident George W. Bush, früher, als er Lay und dessen enorme Wahlkampfspenden noch gebrauchen konnte - und bevor er so tat, als kenne er ihn kaum, damit der Ruch des Ruchbaren nicht abfärbe.

In den Machstrudel gesogen

Wie Bush galt auch Kenneth Lee Lay als der klassische Texaner: jovial, umgänglich, rustikal, wiewohl verschmitzt und scharfsinnig. Dabei stammt er - ebenfalls wie Bush - gar nicht aus Texas. Er kommt aus dem ländlichen US-Bundesstaat Missouri, aus einem kleinen Ort namens Tyrone, wo er als Sohn eines Baptistenpredigers und Traktor-Verkäufers im Zweiten Weltkrieg geboren wurde.

Lay diente kurz als Offizier in der Marine, fand dann aber schnell zu seinem wahren Talent, der Wirtschaft. Er machte seinen Doktor, arbeitete als Ökonom beim Ölkonzern Exxon und lehrte Mikro- und Makroökonomie an der George Washington University, nur vier Straßenblocks vom Weißen Haus entfernt. Sein Spezialgebiet, Omen seiner späteren Karriere: die Beziehungen von Wirtschaft und Politik.

Und so war es dann nur noch eine Frage der Zeit, dass sich Lay in den Machtstrudel der US-Hauptstadt saugen ließ. 1971 trat er in die Federal Energy Regulatory Commission ein, die US-Energiebehörde. Dort kämpfte er vehement für die Liberalisierung der Gas- und Elektrizitätsmonopole - ein Schritt, der seinen Erfolg und den von Enron zementieren würde.

Bushs Money-Man

Sein Weg führte von der Politik in die Wirtschaft, sein Name wurde zu einem Begriff in der Branche: Erst Abteilungsleiter für Energiefragen im Innenministerium, dann Top-Manager und später Präsident von Florida Gas, Vizepräsident der Continental Group, Präsident und CEO von Transco, CEO von Houston Natural Gas, eines kleinen, kommunalen Energieunternehmens.

Anfang 1985 gründete er Enron - indem er Houston Natural Gas mit der Pipeline-Firma InterNorth Enron aus Nebraska verschmolz. Binnen weniger Jahre vervielfältigte sich Enron im Wert, wurde zum siebtgrößten Unternehmen der USA und zum weltgrößten Energiehändler. Lays Erfolgsrezept: Er weitete das Pipeline-Geschäft auf den Erdgashandel aus, handelte mit Gas genauso wie mit allen anderen Roh- und Bedarfsstoffen auch, auf offenen Märkten und mit "Futures"-Termingeschäften. Diese Methode, schrieb der "Economist" einmal, sei ein "Glaubenskult" und Lay dessen "Messias".

Kein Wunder, dass Lay bald vom Größenwahn gepackt wurde. "Wir sehen uns gerne als das Microsoft der Energiewelt", prahlte er.

Er ergatterte sich zahllose Aufsichtsratsposten, wurde vom Bush-Clan umarmt, golfte mit Bill Clinton, empfing Margaret Thatcher. Schon 1999 war er einer der höchstbezahlten Konzernchefs der Nation, mit einem damaligen "Kompensationspaket" von 42,4 Millionen Dollar - ein Pionier der gigantomanischen Saläre, die Vorstandsvorsitzende heutzutage bekommen. Über sechs Millionen Dollar spendete er privat und via Enron in die Wahlkampfkassen diverser Republikaner (und, in geringem Maße, auch der Demokraten). Am Ende war er der großzügigste Finanzier überhaupt für den politischen Aufstieg von George W. Bush vom Nobody zum Gouverneur zum Präsidenten. In all den Jahren war Lay der Money-Man Bushs.

Gott hatte andere Pläne

Und dann begann das, was Lay, das Abziehbild des "American Dream", schließlich seinen ganz persönlichen "amerikanischen Alptraum" nennen würde: Ende 2000 begann die US-Börsenaufsicht Ermittlungen gegen Enron; es ging um dubiose Beteiligungsgesellschaften, die Enron eingerichtet hatte, um die wahre Finanzlage des Konzerns zu verwischen. Letztendlich musste Enron zugeben, seine Gewinne um insgesamt weit über eine Milliarde Dollar übertrieben zu haben. Im Dezember 2001 meldete das Unternehmen Konkurs an.

Im Juli 2004, zwei Jahre nach seinem Ende als Enron-Chef, wurde Lay angeklagt. Der Mammutprozess begann im Januar dieses Jahres und dauerte fünf Monate. Nach sechs Tagen Beratungen sprachen die Geschworenen Lay sowie Jeffrey Skilling, seinen Nachfolger als CEO, durch die Bank schuldig. "Wir glauben, dass Gott am Ende alles kontrolliert und für die, die den Herrn lieben, alles zum Guten richtet", sagte Lay nach der Urteilsverkündung.

Das Strafmaß, maximal 165 Jahre Haft, sollte im Herbst verkündet werden. Gott hatte andere Pläne
Pichel:

Jimps von gestern o. T.

 
06.07.06 09:54
Geselle:

@Pichel, vielleicht war es ja sein Zwillingsbruder

 
06.07.06 10:11

;-) Wäre mir aber neue, dass er einen gehabt hätte und dann auch noch mit gleichem Namen *ggg*

Beste Grüße vom Gesellen     Ex-Enron Chef ist tot 2656955

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