Frankfurt, 28. Nov (Reuters) - Nach dem Kurssturz der Aktie
von EM.TV verdichten sich in Branchenkreisen die
Spekulationen über eine bevorstehende Übernahme des Münchener
Medienkonzerns. `Die Kirch-Gruppe verhandelt mit EM.TV über eine
Mehrheitsbetiligung`, hieß es am Dienstag in Frankfurt in den
Kreisen. `Ein Ende der Gespräche ist in dieser Woche möglich.
Eine Einigung ist nicht sicher.` Denkbar sei, dass EM.TV auch
mit anderen Medienkonzernen über einen Zusammenschluss spreche.
Eine Stellungnahme von EM.TV oder der Kirch-Gruppe zu diesen
Angaben war nicht erhältlich. Die Aktien von EM.TV, die
vormittags wegen der Gerüchte über Ertrags- und
Liquiditätsprobleme zeitweise um über 20 Prozent auf ein
Jahrestief von 17,58 (Vortagesschluss 22,43) Euro eingebrochen
waren, reagierten positiv und drehten deutlich ins Plus.
Nach Informationen von Reuters aus den Branchenkreisen
diskutieren EM.TV und die Kirch-Gruppe über ein Modell, wonach
die KirchMedia GmbH bei EM.TV die Mehrheit übernimmt.
Entsprechende Anteile würde in einem derartigen Übernahmedeal
vor allem EM.TV-Firmengründer und Vorstandschef Thomas Haffa
abgeben. Der Münchener Medienunternehmer, der in der
Vergangenheit eng mit Leo Kirch zusammengerbeiteat hatte, musste
im bisherigen Jahresverlauf mit ansehen, dass die Aktien seines
Unternehmens nach einem Jahreshoch von 120 Euro am 14. Februar
dramatisch verloren haben. Einer der wichtigen Auslöser des
Kursverfalls auf unter 20 Euro war, dass EM.TV im Spätsommer die
Halbjahreszahlen nach unten revidierte.
Teil einer Übernahme von EM.TV durch Kirch könnte den
Informationen aus Branchenkreisen zufolge sein, dass Kirch auch
die im Februar entstandene rund 50-prozentige Beteiligung von
EM.TV an der Formel-1-Holding von Bernie Ecclestone übernimmt
und dem Unternehmen dadurch frisches Geld zuführt.
`Es gibt von uns zu derartigen Spekulationen keinen
Kommentar`, sagte ein Sprecher der Kirch-Gruppe am
Dienstagnachmittag auf Anfrage.
Strategisch würde eine Übernahme von EM.TV durch Kirch viel
Sinn ergeben, hieß es dagegen in den Branchenkreisen: `EM.TV hat
die Rechte an vielen Filmen und Serien, die Kirch-Gruppe die
notwendigen Abspielstationen im In- und Ausland.`
Mit ihren Beteiligungen an Sat1, ProSieben und
dem PayTV Premiere ist die Kirch-Gruppe vor allem im
Fernseh-Bereich sehr stark. EM.TV hat sich vor allem im Bereich
von Jugend- und Kinderfilmen und -Serien einen Namen gemacht.
Erst kürzlich hat das Unternehmen den amerikanischen Produzenten
der `Muppets`, Jim Henson Company, übernommen.
EM.TV-Sprecher Michael Birnbaum wollte am Dienstag Gerüchte
über eine Gewinnwarnung oder eine schwierige Liquiditätslage von
EM.TV nicht kommentieren. `Wir arbeiten an den Zahlen für das
dritte Quartal`, sagte er auf Anfrage von Reuters. EM.TV werde
versuchen, die Zahlen wie geplant Ende der Woche bekannt zu
geben. Ende Oktober hatte EM.TV-Vorstandsmitglied Florian Haffa
gesagt, die Jahresprognose 2000 von 1,6 Milliarden Mark Umsatz
und einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 600
Millionen Mark sei nicht gefährdet.
Nach Aussage von Thomas Röder, Fondsmanager bei Julius Bär,
stand die EM.Aktie aTV-m Dienstag vor allem bei institutionellen
Investoren unter Abgabedruck. `Seit heute beobachte ich starke
Verkäufe vor allem von Hedge-Fonds`, sagte Röder. `Es scheint
Probleme bei EM.TV zu geben`, erklärte Harald Wölfle, Analyst
bei der Baden-Württembergischen Bank in Stuttgart. `Aber niemand
weiß so richtig was los ist, und das öffnet den Spekulationen
Tor und Tür.`