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Aktie im Blickpunkt 15.10.2002, 08:35
PSI - Mögliche Übertreibung nach unten
Kein Wunder also, daß der Kurs nach einer neuen Umsatzwarnung in den Pennystock-Bereich einbrach. Mittelfristig könnte sich das vielleicht als zu kurzsichtig herausstellen.
Das Berliner Unternehmen ist schon eines der ältesten am Neuen Markt. Am 31. August 1998 debütierten die Papiere, damals zu einem Emissionspreis von 23,78 Euro. Kurze Zeit später erreichten die Aktien ihr Hoch bei über 100 Euro, bevor die Talfahrt ihren Lauf nahmen. Das Tief wiederum ist dieser Tage bei 83 Cent zu verzeichnen gewesen.
PSI steht für Produkte und Systeme der Informationstechnologie. Das Unternehmen hat sich dabei auf die Energieleittechnik focussiert. Für diese Industrie wurde das PSIControl-System entwickelt, das sich z.B. zur Steuerung von Kraftwerken oder Gasnetzen einsetzen läßt. Darüber hinaus bietet das Unternehmen mit PSIPENTA eine eigene ERP-Lösung für den Mittelstand an. Ferner ist PSI einer der führenden deutschen Anbieter von Logistiksystemen für die Chemie- und Stahlindustrie.
Probleme tauchten auf
Aufgrund der schlechten konjunkturellen Situation und des bisherigen Verlaufs des Geschäftsjahres 2002 muß der Technologieanbieter einige Veränderungen vornehmen. Sparmaßnahmen, revidierte Umsatzprognosen und ein Wechsel im Vorstand sind nun die Konsequenzen.
Laut unternehmenseigenen Schätzungen wird der Umsatz in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um 15 % geringer ausfallen, was ihn auf rund 140 Mio. Euro brächte, nach 165 Mio. Euro im Jahr 2001. Trotz der bereits vorgenommenen Wertberichtigungen und der Restrukturierungskosten wird, vor allem aufgrund Verlusten im Verkauf von Softwarelizenzen, ein negatives EBIT von 12 Mio. Euro erwartet. Hintergrund für diese Entwicklung ist, daß das Geschäft mit der Standard-Software weiter lahmt.
Hoher und stabiler Cash
Da hilft es ? derzeit! ? auch nicht viel, daß die Berliner Ende September dieses Jahres über einen Liquiditätsbestand von 21,6 Mio. Euro und einen Auftragsbestand von 114 Mio. Euro verfügen. Bei einem Kurs von 90 Cent ergibt sich eine Marktkapitalisierung von weniger als 10 Mio. Euro.
Die Verwaltungskosten sollen um weitere 11 % reduziert werden, doch nahm die Zahl der Mitarbeiter im Netzmanagement um 71 auf 526 Mitarbeiter zu (Software: -121 auf 524). Der Vorstand hat zudem vor, die Netzmanagementsparte auf Kosten des Produktbereichs zu verstärken. Denn im Netzwerkmanagement erwirtschaftet PSI demgegenüber noch Gewinne, ganz im Gegensatz zum Produktbereich (?PSIpenta?), wo die Berliner seit etlichen Jahren versuchen, im Revier von SAP zu wildern. Nicht nur PSI, auch andere Anbieter, die sich inzwischen am Neuen Markt eingefunden hatten, sind in diesem Punkt aber gescheitert. Weniger PSIpenta, mehr Projektgeschäft ? das wird die zukünftige Formel sein.
Des weiteren wurde bekanntgegeben, daß zum 30. November Firmengründer Dietrich Jaeschke und Vorstand Ali-Akbar Alizadeh-Saghati aus dem Unternehmen ausscheiden werden. Somit besteht der PSI-Vorstand mittlerweile nur noch aus zwei Mitgliedern.
Fazit / Ausblick
Der Markt scheint zu übertreiben ? zumindest ein wenig. Das operative Geschäft von PSI ist nicht dermaßen hochdefizitär wie bei einigen Biotechs, wo ein Cash-Bestand schon mal deutlich über (gemeint ist wahrscheinlich 'unter') der Market-Cap liegen kann, weil jeden Monat viele Mio. Euro verbrannt werden. Wenn sich das Geschäft wie geplant weiter vom Produktbereich entfernen kann, sollte sich die derzeitige Bewertung als Unterbewertung herausstellen.