... das sich so oder so ähnlich schon einige Male zugetragen hat und sich wahrscheinlich noch einige Male zutragen wird.
Kapitel I
Es waren einmal fünf Freunde, fest entschlossen, ein riesiges Vermögen zu erlangen, wobei keiner der fünf es so richtig mit seiner Hände Arbeit hatte. Sie besorgten sich von ihren Vätern fünf Mio. und zogen in das Wunderland, das jeder kennt. "New Economy" wird es von Fachjournalisten genannt.
Einer spielte den Chef, der Zweite den Techniker, der Dritte kümmerte sich um die Finanzen. Die letzten zwei hielten sich im Hintergrund, denn sie wurden später noch gebraucht. Auf Ihren Stahlstich-Visitenkarten glänzten in Neu-Economisch (der Sprache der Eingeborenen von New Economy) ihre Titel:
* Chief Executive Officer
* Chief Technology Officer und
* Chief Financial Officer.
Der Unternehmensberater (auf Neu-Economisch: Pre IPO Consultant), zweifelte zwar leise, ob die Größe des Weltmarktes für die Produktion von Gummieiern ausreichte, dem gewählten Geschäftszweck der Firma. Dennoch erklärte er eilig für ein sechsstelliges Honorar, dass die Unternehmensbezeichnung "Gummieierproduktions- und Vertriebsgesellschaft" nach Neu-Economisch übersetzt werden müsse. Was so viel heißt wie "GUM-EGG.COM".
Nachdem ein Notar aus der "Old Economy", die AG unter Kopfschütteln zum Eintrag brachte, waren - hurtig hurtig - schon die ersten 20 Mio. Firmenwert geschaffen. Denn die Firma "Gum-Egg.com" war ja laut Firmenunterlagen (Image Flyer) Weltmarktführer oder auf Neu-Economisch "Market Leader", also das einzige Unternehmen, das den selbst geplanten, alles sprengenden Bedarf an Gummieiern weltweit decken konnte.
Kapitel II
Zu einem Unternehmen der New Econonmy, das auf sich hält (meint etwas mehr wert sein will), gehörte die Hinzunahme von Risikokapitalgebern (VC's oder Venture Capital Funds).
Die sog. erste Finanzierungsrunde (Start-Up-Financing Round) gestaltete sich als etwas schwierig, da noch keine Aufträge eingegangen waren und das Produkt im "Market Proof" mit der "Target Group" nicht beeindrucken konnte (Test des Produktes bei Verbrauchern, die der Zielgruppe entsprechen). Der echte Sinn der Gummieier wollte dem gemeinen Anhänger der "Old Economy" nicht so recht einleuchten. Sollte man damit nach Kampfhunden werfen oder handelte es sich um ein recyclingfähiges Frühstücksei?
Rasch traten unsere beiden Reserveunternehmer auf den Plan. Sie investieren einen guten Teil des geborgten Geldes in einen Vertrag mit festen Abnahmekontingenten von Gummieiern der GUM-EGG.COM. Wobei diese die Lieferfähigkeit von Millionen von Stücken nach Übersee zusichern mussten, da dort der gemeine Mensch nichts anderes mache, als täglich Gummieier zu kaufen.
Das überzeugte! Nach Vorlage dieser Verträge standen die VC-Gesellschaften Schlange und investierten, denn wenn ein Produkt in Übersee benötigt wird, dann ist das Durchfallen des Produktes hierzulande an der fehlenden Marktreife der allzu konservativen Eingeborenen festzumachen. Simsalabim - und 50 Mio. guten Geldes wurden in das Unternehmen gepumpt. So ausgestattet, wurde nun das drittletzte Kapitel eröffnet, der große Coup - das "Initial Public Offering" - hierzulande als IPO oder Börsengang bekannt.
Kapitel III
Eine Marketingkampagne für 30 Mio. - Print & Filmmedien, ein Investor Relationshipmanager, der die Sprachgewandtheit von Harald Schmidt und das Aussehen von Michel Friedmann hatte (und der Großvater der Gebrüder Grimm hätte sein können; zumindest was das Erzählen angeht).
Jeder Anleger, der keine Bilanzen lesen konnte, sprach von der Eggomania - Gummieier, das einzig Erstrebenswerte im Leben. Was die Gummieier für Erwachsene, sind die Tele Tubbies für unsere Kinder und nicht mehr andersherum. Champagnerkorken knallten am Tag des Listings an der Börse (Erstnotiz). Die Aktie war 50-fach überzeichnet und brachte einen Zugewinn von 100%. Das Unternehmen war nun 400 Mio. wert.
Kapitel IV
as vorletzte Kapitel beschäftigt sich nun wieder mit unseren Unternehmern. Nach der Lock-Up-Periode (Haltefrist der Aktien von sechs Monaten) wurde erneut eine Werbekampagne gestartet: der Preis der Eier wurde halbiert, die Provision für den Käufer verdoppelt. Die Umsatzzahlen sprangen abermals um gute 200%. Unsere Unternehmer verkauften ihre Aktien noch während dieser Kampagne und wurden von einer renommierten Wirtschaftszeitschrift zu den Unternehmern des Jahres gekürt.
Kapitel V
inige Monate später schien der Markt für Gummieier gesättigt, da die Provision für den Käufer gestrichen wurde. Die drei reichen Unternehmer schieden im Einvernehmen aus dem Unternehmen aus und zogen sich auf's Altenteil zurück. Auf die Frage, ob sie ihr hart verdientes Geld in der New Economy anlegen würden, antworteten sie: New Economy Investments sind etwas für Menschen, die Reich werden wollen, nicht für solche, die Reich sind. Sie verschwanden auf der Luxusjacht und hinterließen eine trauernde Gemeinde von Anlegern, die keine Bilanzen lesen können....
(Aus dem Board von wallstreet:online)
Kapitel I
Es waren einmal fünf Freunde, fest entschlossen, ein riesiges Vermögen zu erlangen, wobei keiner der fünf es so richtig mit seiner Hände Arbeit hatte. Sie besorgten sich von ihren Vätern fünf Mio. und zogen in das Wunderland, das jeder kennt. "New Economy" wird es von Fachjournalisten genannt.
Einer spielte den Chef, der Zweite den Techniker, der Dritte kümmerte sich um die Finanzen. Die letzten zwei hielten sich im Hintergrund, denn sie wurden später noch gebraucht. Auf Ihren Stahlstich-Visitenkarten glänzten in Neu-Economisch (der Sprache der Eingeborenen von New Economy) ihre Titel:
* Chief Executive Officer
* Chief Technology Officer und
* Chief Financial Officer.
Der Unternehmensberater (auf Neu-Economisch: Pre IPO Consultant), zweifelte zwar leise, ob die Größe des Weltmarktes für die Produktion von Gummieiern ausreichte, dem gewählten Geschäftszweck der Firma. Dennoch erklärte er eilig für ein sechsstelliges Honorar, dass die Unternehmensbezeichnung "Gummieierproduktions- und Vertriebsgesellschaft" nach Neu-Economisch übersetzt werden müsse. Was so viel heißt wie "GUM-EGG.COM".
Nachdem ein Notar aus der "Old Economy", die AG unter Kopfschütteln zum Eintrag brachte, waren - hurtig hurtig - schon die ersten 20 Mio. Firmenwert geschaffen. Denn die Firma "Gum-Egg.com" war ja laut Firmenunterlagen (Image Flyer) Weltmarktführer oder auf Neu-Economisch "Market Leader", also das einzige Unternehmen, das den selbst geplanten, alles sprengenden Bedarf an Gummieiern weltweit decken konnte.
Kapitel II
Zu einem Unternehmen der New Econonmy, das auf sich hält (meint etwas mehr wert sein will), gehörte die Hinzunahme von Risikokapitalgebern (VC's oder Venture Capital Funds).
Die sog. erste Finanzierungsrunde (Start-Up-Financing Round) gestaltete sich als etwas schwierig, da noch keine Aufträge eingegangen waren und das Produkt im "Market Proof" mit der "Target Group" nicht beeindrucken konnte (Test des Produktes bei Verbrauchern, die der Zielgruppe entsprechen). Der echte Sinn der Gummieier wollte dem gemeinen Anhänger der "Old Economy" nicht so recht einleuchten. Sollte man damit nach Kampfhunden werfen oder handelte es sich um ein recyclingfähiges Frühstücksei?
Rasch traten unsere beiden Reserveunternehmer auf den Plan. Sie investieren einen guten Teil des geborgten Geldes in einen Vertrag mit festen Abnahmekontingenten von Gummieiern der GUM-EGG.COM. Wobei diese die Lieferfähigkeit von Millionen von Stücken nach Übersee zusichern mussten, da dort der gemeine Mensch nichts anderes mache, als täglich Gummieier zu kaufen.
Das überzeugte! Nach Vorlage dieser Verträge standen die VC-Gesellschaften Schlange und investierten, denn wenn ein Produkt in Übersee benötigt wird, dann ist das Durchfallen des Produktes hierzulande an der fehlenden Marktreife der allzu konservativen Eingeborenen festzumachen. Simsalabim - und 50 Mio. guten Geldes wurden in das Unternehmen gepumpt. So ausgestattet, wurde nun das drittletzte Kapitel eröffnet, der große Coup - das "Initial Public Offering" - hierzulande als IPO oder Börsengang bekannt.
Kapitel III
Eine Marketingkampagne für 30 Mio. - Print & Filmmedien, ein Investor Relationshipmanager, der die Sprachgewandtheit von Harald Schmidt und das Aussehen von Michel Friedmann hatte (und der Großvater der Gebrüder Grimm hätte sein können; zumindest was das Erzählen angeht).
Jeder Anleger, der keine Bilanzen lesen konnte, sprach von der Eggomania - Gummieier, das einzig Erstrebenswerte im Leben. Was die Gummieier für Erwachsene, sind die Tele Tubbies für unsere Kinder und nicht mehr andersherum. Champagnerkorken knallten am Tag des Listings an der Börse (Erstnotiz). Die Aktie war 50-fach überzeichnet und brachte einen Zugewinn von 100%. Das Unternehmen war nun 400 Mio. wert.
Kapitel IV
as vorletzte Kapitel beschäftigt sich nun wieder mit unseren Unternehmern. Nach der Lock-Up-Periode (Haltefrist der Aktien von sechs Monaten) wurde erneut eine Werbekampagne gestartet: der Preis der Eier wurde halbiert, die Provision für den Käufer verdoppelt. Die Umsatzzahlen sprangen abermals um gute 200%. Unsere Unternehmer verkauften ihre Aktien noch während dieser Kampagne und wurden von einer renommierten Wirtschaftszeitschrift zu den Unternehmern des Jahres gekürt.
Kapitel V
inige Monate später schien der Markt für Gummieier gesättigt, da die Provision für den Käufer gestrichen wurde. Die drei reichen Unternehmer schieden im Einvernehmen aus dem Unternehmen aus und zogen sich auf's Altenteil zurück. Auf die Frage, ob sie ihr hart verdientes Geld in der New Economy anlegen würden, antworteten sie: New Economy Investments sind etwas für Menschen, die Reich werden wollen, nicht für solche, die Reich sind. Sie verschwanden auf der Luxusjacht und hinterließen eine trauernde Gemeinde von Anlegern, die keine Bilanzen lesen können....
(Aus dem Board von wallstreet:online)