Krieg und späte Buchungen belasten - aber Besserung erwartet
Der Krieg in Gaza und vergleichsweise späte Buchungen von Passagieren lassen den britischen Billigflieger Easyjet vorsichtiger auf die letzten Monate des Jahres 2023 schauen. Im ohnehin meist schwachen ersten Geschäftsquartal (bis Ende Dezember) dürfte sich der Vorsteuerverlust auf dem Niveau des Vorjahres bewegen, teilte der Ryanair-Konkurrent am Dienstag in Luton nahe London mit. Seinerzeit hatte Easyjet einen Fehlbetrag vor Steuern von 133 Millionen britischen Pfund (153,3 Mio Euro) gemeldet. Konzernchef Johan Lundgren sieht aber nur begrenzte Auswirkungen auf das Gesamtjahr.
Bereits im zweiten Geschäftsquartal dürften die Effekte nicht mehr bemerkbar sein. Und schon jetzt sehe die Buchungsnachfrage für den kommenden Sommer gut aus, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. An der Börse verteuerte sich die Easyjet-Aktie zunächst um 4,8 Prozent. Zuletzt verringerte sich das Plus aber auf 1,5 Prozent.
Lundgren sieht zwei positive Faktoren. Neben der Nachfrage für Flugreisen im Sommer 2024 dürften Engpässe bei der Konkurrenz Easyjet in die Karten spielen. So kämpft etwa Ryanair weiter mit Verzögerungen beim US-Flugzeughersteller Boeing (Boeing Aktie) , der mit der Lieferung neuer Jets vom Typ 737 Max noch langsamer vorankommt als zuletzt erwartet. Ende September hatte Ryanair daraufhin angekündigt, eine Reihe von Flügen im Winterflugplan zu streichen.
Davon ist bei Easyjet nichts zu spüren, der Billigflieger baut vollständig auf Maschinen von Airbus . Im ersten Geschäftsquartal (per Ende Dezember) wirkten sich allerdings der Gaza-Krieg und kurzfristige Buchungen negativ aufs Geschäft aus. Flüge nach Ägypten, Israel und Jordanien machen den Angaben zufolge rund vier Prozent der Kapazität im Winterflugplan aus, die beiden letzteren Ziele seien derzeit infolge des Krieges ausgesetzt.
Analysten reagierten entsprechend verhalten: Bernstein-Research-Experte Alexander Irving etwas verweist auf die aktuelle Zurückhaltung der Kunden. Ruairi Cullinane von der kanadischen Bank RBC sieht Risiken beim Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, während Branchenkenner Harry Gowers von der US-Bank JPMorgan unter anderem die Aussichten für die Durchsetzung höherer Ticketpreise bemängelt.
Für das vergangene Geschäftsjahr will Easyjet seinen Aktionären 4,5 Pence je Aktie Dividende auszahlen. Insgesamt entspreche dies einem Zehntel des Nachsteuergewinns von 341 Millionen Pfund. Im Vorjahr hatte der Flugkonzern noch einen Verlust von 147 Millionen Pfund gemacht. Für das Geschäftsjahr 2024 dürfte die Ausschüttung dann auf 20 Prozent des Nachsteuergewinns steigen.
Bereits Mitte Oktober hatte Easyjet für das abgeschlossene Geschäftsjahr (per Ende September) vorläufige Zahlen bekanntgegeben.
Quelle: dpa-AFX