Wenn Trump ewig an der Macht bliebe, hätte ich bezüglich Dollar-Geldanlagen starke Bedenken. Ich erwarte jedoch, dass seine verfehlte Wirtschaftspolitik schon bald zu Inflation und Wachstumsschwäche ("Stagflation") führen wird. Trump wurde vor allem gewählt, weil die Amis von der galoppierenden Inflation seit 2021 geschockt sind, für die sie Biden verantwortlich machen. Für die heute 30 bis 45-Jährigen Amis ist der "amerikanische Traum" eines eigenen Hauses inzwischen kaum mehr erfüllbar.
Sobald sich jedoch die drohende Trump-Stagflation manifestiert - seit Juni liegt die Zahl der neugeschaffenen US-Stellen unter 35.000, letzten Freitag war es sogar nur noch 22.000 -, wird auch seinen MAGA-Fans dämmern, dass ihr Wirtschaftskaiser nàckt herumläuft. Seine antiquierten Patent-Rezepte, Industriearbeitsplätze in die USA zurückzuholen, entspringen dem wirklichkeitsfernen Traum, die Stahl- und Autowirtschaft der 1950er Jahre neu zu beleben und damit neue Arbeitsplätze im Rust Belt zu schaffen. Dort kommt auch Vize J. D. Vance her, der Trumps Thesen teilt. Tatsache ist jedoch, dass Industrie für USA kaum noch eine Rolle spielt: Über 80% der US-Firmen verdienen ihr Geld mit Dienstleistungen (siehe Google, Microsoft, Meta und Co.)
Sollten meine obigen Erwartungen eintreffen, dass sich die wirtschaftliche Lage in USA zunehmend eintrübt ("Trump-Stagflation), dürfte Trump bei der Zwischenwahl 2026 krachend verlieren, was ihn für die Restamtszeit bei 2028 zur "lame duck" macht, die kein Gesetz mehr durchbringen kann. Das sollte den US-Dollar dann wieder stärken. Man sollte auch nicht übersehen, dass der US-Dollar seine relative Stärke daraus bezieht, dass USA die führende Militärmacht der Welt ist und auch vorerst bleibt.
FAZIT: In der aktuellen Gemengelage scheint mit der US-Dollar der "Einäugige unter den Blinden" zu sein, während der Euro Gefahr läuft, in einer Wiederauflage der 2012-Eurokrise - dieses Mal ausgelöst durch Frankreich - stark an Wert zu verlieren. Auch EZB-Rettungsprogrammen wie damals unter Dràghi dürfte künftig weniger Erfolg beschieden sein. Denn je öfter sie angewendet werden, desto stärker stumpfen sie als Mittel ab. Letztlich werden die Gesamtschulden der Eurozone ja auch nicht geringer, wenn die EZB als Retter der letzten Instanz Staatsbankrotte durch strategische Anleihenaufkäufe (TPI-Programm, siehe unten) abzuwenden versucht. Es ist letztlich nur Kurs-Kosmetik.
Erschwerend hinzu kommt, dass ein Großteil der Eurozonen-Staatsanleihen von europäischen Banken gehalten werden: Es droht ein "Doom Loop" (Artikel unten). Wenn schlimmstenfalls der IWF für Frankreich einspringen muss, sehe ich EUR/USD eher wieder unter Parität (wie zuletzt 2002 bis 2004).
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www.faz.net/aktuell/wirtschaft/...-neue-eurokrise-accg-110672718.html
(Hervorhebungen von mir)
.............(lange Auslassung des Artikelanfangs...)...........
Draghis Diktum gilt noch heute
„Was mich wirklich beunruhigen würde, wären Neuwahlen und ein Sieg des rechtspopulistischen Rassemblement National“, sagt Subran. Die Partei trete wie die extreme Linke mit verschwenderischen Versprechen an, etwa in der Rentenpolitik. Sie habe das Potential, Frankreich und Europa in eine Schieflage zu bringen. So weit ist es nicht, vielleicht noch nicht. Doch je länger das politische Patt andauere, desto größer werde der Druck der Märkte, sagt Cavalier von Oddo BHF. Es herrsche eine „deutliche Nervosität“ unter Anlegern, die ihre Einschätzung nicht immer rein rational träfen.
Was passiert, wenn an den Märkten die Sorgen überhandnehmen, etwa im Fall eines exogenen Schocks wie einer Bankenkrise, oder wenn Hedgefonds die Währungsunion testen? In der Eurokrise sorgte erst die „Whatever it takes“-Rede des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi für Beruhigung. Er betonte im Jahr 2012 in London, dass die Europäische Zentralbank zur Stelle sei und gefährdete Staatspapiere aufkaufen würde, um den Euro zu retten.
Das Diktum gilt auch heute. Während der Pandemie bewies die EZB, dass sie den Willen zu umfangreichen Anleihekäufen hat. Vor allem aber schuf sie mit dem „Transmission Protection Instrument“ (TPI) ein Instrument, um einzelne Eurostaaten aus Krisen herauszupauken.
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Der „Doom-Loop“ von Staaten und Banken
Mit dem TPI sagt die EZB zu, zu starke Zinsdifferenzen zwischen Mitgliedstaaten durch Anleihekäufe einzudämmen. Eingesetzt wurde das Instrument noch nie. Es bleibt vage, wann Zinsdifferenzen „zu stark“ sind. Sollte die fiskalische Krise in Frankreich eskalieren, würde es am Ende der EZB zufallen, mit TPI-Ankäufen den Risikoaufschlag auf französische Staatsanleihen zu drücken, erwarten die Ökonomen der Commerzbank.
Die Eurozone sei mit den EZB-Instrumenten, dem ESM und der Euro-Bankenaufsicht gegen Ansteckung sicher besser geschützt als in der Eurokrise, sagt der Freiburger Ökonom Lars Feld, der frühere Vorsitzende des deutschen Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. „Ob sie gut aufgestellt ist, ist aber eine andere Frage.“
Die Bankenunion sei immer noch nicht vollendet, der „Doom-Loop“ von Staaten und Banken – also die gegenseitige Abhängigkeit aufgrund hoher Bestände von Staatsanleihen in Bankbilanzen – nicht durchbrochen. „Ein Einsatz von TPI im französischen Fall wäre als monetäre Staatsfinanzierung zu begreifen“, sagt Feld. „In einer Zeit noch immer zu hoher Inflation würden neue Inflationsimpulse gesetzt.“ Er bezweifelt ferner, dass die vorhandenen Instrumente für eine „Rettung“ Frankreichs ausreichen. Das Land sei zu groß, um im Notfall vom Rest der Eurozone gerettet zu werden
„Das Vertrauen in eine langfristig nachhaltige Fiskalpolitik bröckelt“
Der Einsatz von TPI aber ist ein Szenario mit vielen Variablen, in dem eine wesentliche Rolle spielt, wie politisch die Zentralbank am Ende agiert. EZB und ESM könnten ihre Finanzkraft anbieten, um etwa Italien und Spanien gegen das Überspringen einer französischen Schuldenkrise zu schützen, sagt Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Eine Intervention der EZB wäre in dieser Logik gerechtfertigt, weil Rom oder Madrid ohne eigenes Verschulden „angesteckt“ würden. Offen sei, was die EZB mit Frankreich im Fall eines Wahlsiegs von Le Pens Partei oder der radikal linken Schuldenmacher machte.
Heinemann schließt nicht aus, dass die Zentralbank [EZB] das Land bei einem Sieg der Rechtspopulisten „in die Schuldenkrise segeln“ lasse. Eine solche Intervention wäre politisch extrem brisant. „Die EZB übernähme ein Wächteramt, welche politische Farbe Unterstützung verdient und welche nicht“, sagt Heinemann. „Vor solchen Entwicklungen hatten Kritiker seit Langem gewarnt. Die EZB rutschte in eine Funktion, für die sie als unabhängige Notenbank keinen Auftrag hat.“