HINTERGRUND: Hersteller von
Rücknahmeautomaten freuen sich auf
Dosenpfand
--- Von Susanne Erdl, AFP ---
HILDEN/BERLIN (dpa-AFX) - Wenn das geplante Pflichtpfand auf Dosen
und Einwegflaschen tatsächlich kommt, steht vor allem ein Unternehmen auf der
Siegerseite: Der Gerätefabrikant Tomra Systems aus dem
nordrhein-westfälischen Hilden, der die deutschen Supermärkte nahezu im
Alleingang mit Rücknahmeautomaten bestückt. In den meisten Geschäften
werden leere Flaschen und Kästen zwar bis heute vom Personal angenommen
und sortiert, doch die Automaten sind angesichts von Preiskampf und
Rationalisierungszwang im Lebensmitteleinzelhandel auf dem Vormarsch. Spätestens mit der Einführung des
Dosenpfands dürften vollautomatische Sortier-Terminals unumgänglich werden. Ein Glücksfall für Tomra mit
seinen rund 95 Prozent Marktanteil. Die Hildener Firma, hinter der ein norwegischer Großkonzern steht, kann mit
vollen Auftragsbüchern rechnen.
Stolze 25.000 bis 35.000 Mark kostet ein Rücknahmeautomat je nach Ausführung bei Tomra Systems. Er
besteht aus einem Annahmeterminal, in den die Supermarktkunden ihr Leergut stellen, sowie aus einem
Transportband und Sammelbehältern im Hintergrund. Der deutsche Tomra-Chef Thomas Dory lobt die
Vielfältigkeit der Anlagen: Über 2000 verschiedene Getränkekästen, mehr als 500 verschiedene Flaschen und die
marktüblichen Dosenformate in Deutschland könnten die Automaten erkennen und sortieren.
Mehrweg- und Einwegflaschen lassen sich dabei anhand der Glasdicke unterscheiden, Dosen kommen direkt in
eine angeschlossene Blech-Presse, PET-Flaschen werden meist gleich geshreddert. Der Kunde erhält einen Bon
über den Pfandbetrag. "Die Anschaffungskosten haben sich blitzschnell amortisiert", sagt Dory. Die manuelle
Leergut-Annahme koste einen mittelgroßen Supermarkt schließlich jedes Jahr an die 30.000 DM.
Auch der Handel geht davon aus, dass alles auf eine Automatisierung der Leergutannahme hinausläuft. Flaschen
und Kästen ließen sich ja noch recht sauber annehmen und wegsortieren, aber mit "zerknüllten und tropfenden
Dosen, die tütenweise angeschleppt werden, wird es dann unhygienisch", warnt Hubertus Pellengahr vom
Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE). "Das geht nur in Automaten." Große SB-Märkte auf der
Grünen Wiese dürften seiner Prognose nach nicht nur einen, sondern gleich mehrere Automaten benötigen, wenn
ab Mitte nächsten Jahres oder spätestens Anfang 2002 das erwartete Pflichtpfand auf Einweg kommt.
Über die Kosten, die auf die geplagte Handelsbranche zukommen, gibt es höchst unterschiedliche Vorhersagen.
Während das Bundesumweltministerium den Aufwand für Rücknahmesysteme auf 600 bis 900 Mio. DM
veranschlagt, geht der HDE von rund 4,0 Mrd. DM aus. An die 200.000 Rücknahmeautomaten würden
bundesweit gebraucht, und die könne Tomra so schnell gar nicht fertigen. Tomra Systems selbst gibt die Zahl der
erwarteten Neubestellungen mit 30.000 bis 40.000 Automaten denn auch deutlich bescheidener an. Derzeit
stehen erst 6000 Rücknahme-Terminals in deutschen Geschäften.
Wie in Schweden will der europäische Marktführer Tomra auch in Deutschland ab 2001 Automaten mit einer
Spendentaste anbieten. Kunden können ihre Pfandbeträge - beispielsweise 30 Pfennig für eine
Glas-Mehrwegflasche, sechs Mark für einen Bierkasten oder künftig 50 Pfennig je Dose - dann per Knopfdruck
der Deutschen Umwelthilfe zukommen lassen. Die fördert dann je nach Region gezielt Umweltprojekte. Auch
Werbezettel könnte der Automat ausspucken - etwa für ein Limonaden-Sonderangebot im Nachbarregal.
Für Pellengahr sind diese Sonderoptionen eine "nette Idee", auch wenn der Handel auf das Dosenpfand ebenso
wie auf die teuren Automaten "liebend gerne" verzichten würde. Er hat auch schon eine Idee für die Spendentaste:
"Damit könnte man ja den notleidenden Handel unterstützen", regt der HDE-Sprecher schmunzelnd an./se/av/FP
In Dänemark gibts die Aurtomaten schon in jedem Supermarkt...
Gruß Dampf