Diese Daten bewegen die Kurse

Beiträge: 3
Zugriffe: 348 / Heute: 1
Happy End:

Diese Daten bewegen die Kurse

 
30.06.04 19:57

Konjunkturdaten treiben die Kurse – mal nach oben, mal nach unten. Wie der Markt reagiert, können Privatanleger kaum einschätzen. Kurzfristige Wetten auf Kursentwicklungen sind zurzeit besonders riskant. Denn die Anspannung an der Börse ist so hoch, dass die Schwankungen sehr stark ausfallen

Allwöchentlich warten Börsianer angespannt auf Konjunkturindikatoren. Vor allem die Daten aus den USA beeinflussen die Aktienkurse. Von den Arbeitsmarktdaten über die Einzelhandelsumsätze bis hin zu den Verbraucherpreisen – die Zahlen beinhalten eine Botschaft darüber, wie es um die Stimmung in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt bestellt ist. In dieser Woche lassen der Index zur Verbraucherstimmung der Universität Michigan, der Index für Verbrauchervertrauen und der Einkaufsmanager-Index (siehe unten), die Kurse steigen oder fallen.

Finger weg, Privatanleger!

Während Profis sich bisweilen erlauben können, auf Konjunkturdaten zu spekulieren, sollten Privatanleger besser die Finger davon lassen. „Die Taktik ist selten erfolgreich, weil die Marktreaktionen kaum vorhersehbar sind“, sagt Johannes Reich, Leiter des Aktiengeschäfts mit Großinvestoren beim Bankhaus Metzler.

Die Indikatoren, das sind Statistiken volkswirtschaftlicher Daten und Umfragen über die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern. Sie sollen den Börsianern sagen, wie lang ein Wirtschaftsaufschwung dauert, wann sein Höhepunkt erreicht ist, oder eben wie schnell es nach unten geht und wann endlich Schluss ist mit dem Abwärtstrend. Denn die Daten geben Hinweise auf die künftige Entwicklung an den Börsen. Schwer zu entziffernde allerdings. In den kommenden Monaten dürften die Kursausschläge noch schwerer korrekt zu prognostizieren sein. Denn für die nächste Zeit erwarten die meisten Analysten auch eine so genannte „Seitwärtsbewegung“. Damit sind stagnierende Kurse gemeint.

Widersprüchliche Erwartungen

Seitwärtsbewegungen an den Aktienbörsen bedeuten, dass die Investoren widersprüchliche Erwartungen haben. Und damit immer mehr Kursausschläge provozieren, die kaum vorherzusehen sind. Unkalkulierbar eben.
Als beispielsweise Anfang April die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA wider Erwarten auf den tiefsten Stand seit 2001 gefallen waren, stieg der Dow Jones binnen Sekunden nach der Bekanntgabe um fast ein Prozent, der Dax noch stärker. Das als Krisenschutz geltende Gold fiel um nahezu drei Prozent. Wenige Tage danach war wieder alles beim Alten. „Keine Ahnung, ob sich dieses Szenario bei der nächsten Veröffentlichung wiederholt. Es ist auch möglich, dass die Kurse völlig unlogisch reagieren. Je nachdem, wie die Anleger positioniert sind, welche Marktmacht sie haben und wie stark der Überraschungsmoment ist“, sagt einen Expert.
Eins ist allerdings sicher: Die Börsianer reagieren derzeit nervöser auf Konjunkturindikatoren als noch im Jahr 2003. „Aber ein Wert für sich bedeutet wenig“, sagt Johannes Reich vom Bankhaus Metzler. „Nur die Kombination unterschiedlicher Indikatoren ergibt ein realistisches Bild, auf das sich sinnvolle Entscheidungen gründen lassen.“

Die Börse ist selbst ein Frühindikator

Reich ist der Ansicht, dass die Realwirtschaft und die Börsen zunehmend von Entwicklungen beeinflusst werden, die sich nicht in Zahlen fassen lassen und unkalkulierbar sind. Die Konflikte im Nahen Osten beispielsweise. Oder Terror im Westen: „Wenn wie in Madrid Bomben explodieren, leidet auch das Investitionsklima und das Verbrauchervertrauen.“ Und die zuletzt veröffentlichten Daten sind nichts mehr wert, die künftigen nicht vorauszusehen.

Ob es mit Dax und Dow Jones aufwärts gehen wird, wagt der Experte denn auch nicht zu sagen. Er glaube zwar tendenziell, dass die Wirtschaftserholung in den USA anhalten werden. Aber als Prognoseinstrumente dienen die Konjunkturindikatoren nicht: „Sie signalisieren nicht, wie lange eine Aktienhausse anhalten wird, weil die Börse ja selbst ein Frühindikator ist.“


Arbeitsmarktdaten, US-Arbeitsministerium (Zahl der neuen oder abgebauten Arbeitsplätze, Arbeitslosenrate, durchschnittliche Stundenlöhne, durchschnittliche Wochenarbeitszeiten): Dieser Index gilt als wichtigster Indikator der wirtschaftlichen Verfassung der USA, er beeinflusst die Stimmung der Börsianer und die Kurse weltweit. Nach seiner Veröffentlichung schwanken die Kurse oft stark. Termine 2004: 2.7. / 6.8. / 3.9. / 8.10. / 5.11. / 3.12., immer um 14.30 Uhr MEZ

Arbeitskosten-Index, US-Arbeitsministerium (Veränderung der Löhne und Gehälter unabhängig vom Beschäftigungswandel. Der Index dient zur Messung von Lohninflation und Preisdruck): Der Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für Inflation. Unmittelbare Auswirkungen auf den Börsenkurs sind aber eher selten, da der Arbeitskostenindex eine Quartalserhebung ist und damit weniger aktuell als die Monatsstatistiken. Termine 2004: 29.7. / 29.10, immer um 14.30 Uhr MEZ

Einzelhandelsumsätze, US-Statistikbehörde (Umsätze zum Beispiel in Kaufhäusern oder an Tankstellen. Dienstleistungen, die zum Warenerwerb gehören sind eingeschlossen, Autoumsätze ausgeschlossen): Die Verbraucher sind für zwei Drittel des Bruttoinlandproduktes verantwortlich und stützen die Gesamtwirtschaft. Dieser Index wird genau beobachtet, und die Kurse schlagen nach der Bekanntgabe oft stark aus. Termine 2004: 14.7. / 12.8. / 14.9. / 15.10. / 12.11. / 13.12, immer um 14.30 Uhr MEZ

Erzeugerpreise und Kernrate, US-Arbeitsministerium (Preis für Produktionsvorprodukte wie Chemikalien und Rohstoffe. Die Kernrate bereinigt das Ergebnis um schwankende Nahrungs- und Energiepreise): Die Daten lassen auf die Preise der Endprodukte schließen. Die Inflation ist eine wichtige Einflussgröße auf die Zinsentscheidungen der Notenbank. Die Anleger reagieren oft sensibel, da der Index Inflation oder Deflation signalisiert. Termine 2004: 15.7. / 13.8. / 10.9. / 15.10. / 16.11. / 10.12., jeweils um 14.30 Uhr MEZ

Nationaler Einkaufsmanager-Index (ISM), Institut für Liefermanagement (Ergebnisse der Befragung von 400 Einkaufsmanagern aus 20 Bereichen des verarbeitenden Gewerbes über Auftragseingänge und –rückstände): Ergebnisse über 50 stehen für Expansion, Werte darunter für drohende Schrumpfung. Der Index wirkt häufig stark auf Märkte, da er meist zuverlässig Wendungen von Wirtschaftszyklen signalisiert. Termine 2004: jeweils am ersten Wochentag des Monats, immer um 16 Uhr MEZ

Philadelphia-Fed-Index, Notenbank von Philadelphia (Entwicklung des produzierenden Sektors in Pennsylvania, New Jersey und Delaware; nur ein Indexwert über Null signalisiert Expansion): Da zwischen der Datenerhebung und der Veröffentlichung nur eine kurze Zeitspanne liegt, gilt der Index als sicherer Frühindikator. Die Märkte reagieren oft mit großen Ausschlägen. Termine 2004: 15.7. / 19.8. / 16.9. / 21.10. / 18.11. / 16.12., jeweils um 18 Uhr MEZ

Verbraucherpreise, US-Arbeitsministerium (Preisentwicklung für Fertigprodukte und Dienstleistungen wie Energie, Mieten, Bekleidung, Transport, Gesundheitswesen, Unterhaltung): Einer der wichtigsten Inflationsindikatoren und in hohem Maße mitentscheidend für die Zinspolitik der US-Notenbank. Die Börsen reagieren vor allem nach der Bekanntgabe steigender Preise sensibel. Termine 2004: 16.7. / 17.8. / 16.9. / 19.10. / 17.11. / 17.12, jeweils um 14.30 Uhr MEZ

Index für Auftragseingang langlebiger Güter, US-Statistikbehörde (Auftragseingänge bei Produzenten für Güter mit drei Jahren Lebensdauer und mehr, wie Autos, Haushaltsgeräte, Produkte für die Luftfahrtindustrie): Wegen der unregelmäßigen Bestellungen aus der Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie schwanken die Werte oft stark und sind schwer interpretierbar. Heftige Kursreaktionen sind eher selten. Termine 2004: 28.7. / 25.8. / 24.9. / 27.10. / 24.11. / 23.12., jeweils um 14.30 Uhr MEZ

Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung, US-Notenbank (Produktionsveränderungen und Kapazitätsauslastungen in Rohstoff- und Verarbeitungsunternehmen): Der Index liefert einen wichtigen Einblick in die Intensität des jeweiligen Konjunkturzyklus. Je größer die Kapazitätsauslastung, desto besser sind die Gewinnaussichten für die Firmen. Die Börsen reagieren oft mit Schwankungen. Termine 2004: 15.7. / 17.8. / 15.9. / 15.10. / 17.11. / 14.12., jeweils um 15.15 Uhr MEZ

Index zur Verbraucherstimmung, Universität Michigan (das Ergebnis der Befragung von 500 Haushalten soll die Stimmung der Bevölkerung, auch bezüglich der künftigen persönlichen Lage, widerspiegeln): Fallende Daten deuten auf sinkende Konsumbereitschaft, steigende auf das Gegenteil. Die Investoren beachten den Index stark. Nach Überraschungen oft heftige Kursschwankungen. Termine 2004: vorläufig am 15. und endgültig am letzten Tag eines Monats

Index für Verbrauchervertrauen, Marktforschungsinstitut Conference Board (Befragung von 5 000 Haushalten zu Jobaussichten und Einkommen sowie der Wirtschaftseinschätzung für die nächsten sechs Monate): Da diese Daten später als die der Uni Michigan veröffentlicht werden, haben die Börsen Hoffnung oder Enttäuschung oft schon vorweggenommen. Deshalb schlagen die Kurse kaum aus. Termine 2004: 29.6. / 27.7. / 31.8. / 28.9. / 30.11. / 28.12

Konjunkturdaten für die USA:
www.markt-daten.de
Konjunkturdaten für Deutschland:
www.ifo.de
www.zew.de
www.gfk.de

moya:

@Habby End, interessanter und informativer Artikel

 
30.06.04 20:17
Grün von mir!!
Gruß Moya
Happy End:

Danke ;-)

 
01.07.04 09:54
...nächster Termin: morgen 14:30 Uhr -> US-Arbeitsmarktdaten
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--