DÜSSELDORF. Kassenpatienten sind Kummer gewohnt. Doch auch für Privatpatienten werden die Zeiten härter. Schon im nächsten Jahr stehen den Versicherten kräftige Beitragserhöhungen ins Haus. Nach einer Umfrage unserer Zeitung müssen sie sich auf fünf bis 100 Prozent (!) höhere Kosten einstellen. Im einzelnen: Die Deutsche Krankenversicherung (DKV), der deutsche Marktführer, wird die Beiträge der Vollversicherten im Durchschnitt um fünf Prozent erhöhen. Wie bei vielen anderer Unternehmen müssen die DKV-Tarife noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Der Branchen-Zweite, die Debeka , kündigte für die Mitglieder, die keine Beamten und damit nicht beihilfefähig sind, eine Steigerung von durchschnittlich 7,5 Prozent an.
Die Vereinte - Nummer Drei im deutschen Markt - wollte lediglich sagen, dass die Beiträge im Schnitt über alle Tarife um fünf Prozent steigen werden. Da hierin auch die Zusatzpolicen (etwa fürs Zweibettzimmer oder für Zahnersatz) enthalten sind, die sich nach Branchenmeinung längst nicht so stark verteuern, können sich die Vollversicherten der Vereinten auf mehr als fünf Prozent einstellen. Gleiches gilt für die Signal , die im Schnitt auf alle Tarife sieben Prozent draufschlagen will. Als Ursa che für die Beitragserhöhungen nennen die Privaten vor allem die steigenden Arzneikosten.
Den Vogel schießt die Berlin-Kölnische-Krankenversicherung ab, die zum Gothaer-Konzern gehört. Sie will im Schnitt ihre Beiträge um "knapp unter 15 Prozent" erhöhen. Ein Tarif soll sogar um 30 Prozent steigen. Für Neueinsteiger wird der günstigste Tarif von 50 Euro auf rund 100 Euro pro Monat verdoppelt.
In Zukunft müssen die Versicherten noch tiefer in die Tasche greifen. Die Pläne der Bundesregierung, die Versicherungspflichtgrenze von derzeit 3375 auf 5100 Euro anzuheben, könnte die Privatpatienten teuer zu stehen kommen. "Damit schneidet uns die Regierung langfristig das Geschäft mit Angestellten ab", sagt der Sprecher des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV). Den Versicherern gingen so jährlich 100 000 Neukunden verloren. Das hat erhebliche Auswirkungen - für Kunden und Mitarbeiter.
Die Privatpatienten müssen mittelfristig mit weiter steigenden Beiträgen rechnen. Mittelfristig heißt für die Debeka fünf bis zehn, für die DKV zehn bis zwölf Jahre. Zwar gilt die private Krankenversicherung - anders als die gesetzliche - eigentlich als "Demographie fest", weil hier die Versicherten in jungen Jahren für ihre Kosten im Alter vorsorgen. Das stimmt aber nicht ganz, denn ohne Nachschub an jungen Mitgliedern steigt in der Versicherten-Gruppe das Krankheitsrisiko und damit der Beitrag. Zudem sinken mit der Zahl junger Mitglieder die Überschüsse, die die Unternehmen zum großen Teil an die Kunden zur Stabilisierung der Beiträge weitergeben, wie der Sprecher der DKV erläutert.
Außerdem müssen, wenn die rot-grünen Pläne wahr werden, die Fixkosten auf weniger Mitglieder umgelegt werden. Die Debeka schätzt, dass allein dies zu Beitragserhöhungen zwischen drei und sieben Prozent führen wird. Es sei denn, die Unternehmen senken die Fixkosten und bauen Personal ab. "Wir werden die Zahl der Beschäftigten anpassen", kündigt die DKV an. Sie fürchtet, dass "ein paar tausend" der 50 000 Stellen bei den Privaten wegfallen.
Offenbar müssen die Unternehmen aber nicht fürchten, dass die privaten Vollversicherungen ganz abgeschafft und alle Arbeitnehmer in die Gesetzliche zwangsverpflichtet werden. Dies hatte der Vorstandschef der Barmer gefordert, der den Privaten nur noch das Geschäft mit Zusatzpolicen lassen will. Das Gesundheitsministerium wies den Vorstoß zurück: "Wir wollen zwar mehr Zahler in der Gesetzlichen halten. Aber keiner will die Privatversicherung abschaffen."
ANTJE HÖNING
www.rheinische-post.rp-online.de/...t_und_verbraucher/77.shtml