Diese Fragen werden im folgenden Beitrag beantwortet:
#0000ff">Wann wird es zur galoppierenden Inflation kommen und wer trägt hierfür die Verantwortung?
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Warum steckt Japan bis heute in keiner Hyperinflation?
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#0000ff">Was ist die GRÖSSTE Gefahr der Krise?
Wann kommt sie nun - die Inflation? Wann schlägt das Pendel um, so dass sich aus einer Zeit voller Mißtrauen und Pessimismus die Phase neuer Zuversicht bildet und die Aktienkurse endlich damit beginnen, wieder nach oben zu klettern?
Gehen wir mal davon aus, dass es den Regierungen gelingt, mit all ihren Anstrengungen, d.h. den Milliardensummen für Banken und den Konjunkturpaketen für die Wirtschaft, die Lage zu stabilisieren und die Kettenreaktion von Pleiten, Pech und Pannen zu unterbrechen. Wir wollen zunächst nicht annehmen, dass die Löcher in den Bilanzen von Banken und Versicherungen zu gross sind, um von den Regierungen gestopft zu werden ("too big to be bailed"). Das Szenario der Staatspleiten halte ich zwar für möglich, ich werde in diesem Beitrag jedoch nicht näher darauf eingehen.
Nun, alle Mitbürger, die sich ein wenig für Wirtschaft und Finanzen interessieren, machen sich Sorgen über den bevorstehenden Inflations-Tsunami, der uns mit Billig-Geld überspülen wird. Derzeit stehen wir am Ufer, blicken auf's Meer und fragen uns, ob sich das Wasser noch weiter zurückziehen wird oder ob es bald die Gegenrichtung einschlägt und damit beginnt, auf uns zuzurauschen. Was löst die Inflation aus und wer hat am Ende Schuld? Na wer schon? Dreimal dürfen Sie raten.
Die Banken haben noch nicht fertig. Ja, sie werden es sein, die Trader und Spekulanten legen uns den Zündfunken in die Finanzwelt, der dann die Inflation startet. Nicht genug damit, dass die Noten- und Investmentbanken unser globales Finanzsystem über die Vergabe von Billigkrediten und Herstellung von fiat-money kaputt gemacht haben. Nein, sie werden der am Boden liegenden Wirtschaft, die nach Luft röchelt und mit dem Überleben kämpft, den endgültigen Todesstoss versetzen. Eine exorbitante Inflationswelle wird uns überspülen, die dann - früher oder später - in einer Währungsreform ihren Ausklang findet.
Jedes Unternehmen, das sich auf Pleitekurs befindet, kämpft in der Regel um Liquidität, damit ausstehende Verbindlichkeiten, Gehälter, Löhne etc. beglichen werden können. Nicht so unsere Banken. Sie erhalten derzeit so viel Cash - in Form von staatlicher Unterstützung - wie sie wollen. Das muss für Banker ein Gefühl von Weihnachten oder Wunschkonzert sein. Kein Mensch durchblickt mehr die wahren Nöte der Banken, die Größe der Löcher in ihren Bilanzen oder den noch bevorstehenden Abschreibungsbedarf - nicht einmal die Banken selbst. Pseudo-König der Banker, Mr. Ackermann, dient hierfür als Paradebeispiel.
Also, warum nicht ein paar Milliarden mehr vom Staat fordern - nur zur Sicherheit. Macht ja eh jeder und ist auch nicht schlimm. Sicher ist sicher. Geld kostet zur Zeit ja nichts und verlieren kann man nicht dabei. Wenn doch, dann fordern wir halt nochmal nach.
Offiziell verkünden zwar viele Finanzhäuser, Stellen zu streichen. Aber wie das eben so ist, werden, wenn überhaupt, nur Jobs eingespart, die zum Wasserkopf des Unternehmens gehören, d.h. verwaltungslastig sind und keinen essentiellen Beitrag zur Gewinnsteigerung der Firma leisten. Die hochprofitablen Investment-Abteilungen, die Spekulanten und Hedgefonds-Manager werden dagegen unangetastet und arbeitsfähig bleiben. Die "Jerome Kerviels" dieser Welt weilen immernoch unter uns. Sie sind momentan nur etwas still geworden und warten darauf, Ihren grossen Profit aus der Krise zu ziehen.
Bis vor einigen Monaten las man fast täglich in der Fachpresse Überschriften wie "Experten von Merrill Lynch sehen den Ölpreis bei 200 Dollar" oder "Goldman Sachs empfiehlt ein Investment in Silberzertifikate." Wer diesen Empfehlungen folgte, wurde regelmässig enttäuscht. Wie hinreichend bekannt, war und ist ausschliessliches Ziel dieser Art von Berichterstattung, Massen von Spekulanten in eine Richtung zu manipulieren. Und wenn dann - bei einem Preis von ca. 140 Dollar - alle auf Öl long waren, deckten sich Merrill Lynch & Co. mit Leerverkäufen ein und überließen die Marktteilnehmer - gemeinsam mit dem abstürzenden Ölpreis - sich selbst. Nun ja, wie gesagt, es gibt sie noch - die bonusgeilen und moralfreien Spekulanten von Banken und Hochfinanz. Und alle sammeln Munition, denn sie warten auf ihren Einsatz!
Nun wird zwar in der Fachpresse und Politik eifrig darüber lamentiert, das Finanzsystem, die Spekulationswirtschaft und die Kreditvergabe weltweit zu regulieren. Es soll die Bildung von Megablasen zukünftig ausgeschlossen werden.
Aber leider greift keine Regierung dieser Welt hart genug durch. Nicht einmal unser Noch-Lieblingspräsident Barack Obama traut sich, die Mafia der Wall Street und Federal Reserve in ihre Schranken zu weisen. Entweder unterschätzt er deren Macht oder er fürchtet um sein Leben bzw. das seiner Familie, würde er dort radikale Veränderungen vornehmen. Stattdessen geht er den Weg der weiteren Verschuldung und löscht das Feuer mit Benzin. Der arme Herr Obama - er hatte von Anfang an keine Chance, den USA-Karren aus dem Dreck zu ziehen und wird wohl in einigen Jahren dafür verantwortlich gemacht werden, dass die USA pleite sind. Bestimmt treten dann einige Idioten auf den Plan, die den Grund in der Hautfarbe sehen. Dann wird es so schnell keinen farbigen US-Präsidenten mehr geben. Wirklich schade.
Wie kommt es also zur Inflation? Fachleute glauben, es müsse zunächst das Verbrauchervertrauen wieder hergestellt werden, damit es zum Preisaufschwung komme. Nach dem Motto: Erst, wenn das Geld beim Verbraucher ankommt, wird sich die Inflation in Gang setzen. Das stimmt aber so nicht.
Nehmen wir einmal an, unsere Bundesregierung würde jedem deutschen Bürger einen Einkaufsgutschein über 1000,- Euro schenken, um Konsum und Wirtschaft anzukurbeln. Was würde denn passieren? Die Menschen gäben das Geld aus und würden Nahrungsmittel, Elektronikspielzeug, Wohnungsausstattung usw. kaufen. Es käme zur kurzfristigen Belebung des Konsums und der erhöhten Nachfrage von Wirtschafts- und Produktionsleistung. Wenn dann das Geld ausgegeben ist, würde der gewünschte Effekt verpuffen und alles wäre wieder so wie vorher.
Auch Konjunkturpakete führen nicht zur Inflation. Die Vergabe von Aufträgen an Baufirmen, die Schulen, öffentliche Gebäude und Straßen sanieren, führt zur mittelfristigen Sicherung von Arbeitsplätzen und zur Stimulation einiger Wirtschaftssektoren. Viele Menschen hätten regelmässige Einkommen, würden konsumieren und somit der Wirtschaft für einige Zeit zu neuem Wachstum verhelfen. Ob diese Methode den gewünschten, langfristigen Effekt erzielt, soll hier nicht weiter diskutiert werden. Tatsache ist jedoch, es kommt nicht zur Inflation, da kein Bauunternehmen mit dem Geld aus einem Regierungsauftrag wahllos um sich werfen oder die Teuerung von Konsumgütern verursachen wird.
Überall liest man, dass die Herstellung von Papiergeld mittels Notenpresse sowie die Senkung der Leitzinsen auf Niedrig-Niveau die Ursachen und Auslöser von Inflation darstellen. Ursache stimmt; der Auslöser sind diese Maßnahmen jedoch nicht. Andernfalls müsste sich Japan schon längst in einer dramatischen Hyperinflation befinden und der Yen wäre bereits vor Jahren als Weichwährung ins Bodenlose abgestürzt. Immerhin befinden sich die Leitzinsen Japans seit über 10 Jahren bei max. 0,5%. Demnach kommt es darauf an, wofür die exorbitanten Geldmengen verwendet werden. Wenn das Geld eingesetzt wird, um Kredite zu tilgen, Investitionen zu tätigen oder Forschungs- bzw. Industrieaufträge zu vergeben, löst dies noch keinen inflationären Impuls aus.
Der wahre Auslöser liegt immer und ausschliesslich in der Spekulation auf steigende Preise. Und dabei ist es vollkommen egal, ob auf Aktien, Immobilien oder auf Rohstoffe gewettet wird. Je mehr Geld vorhanden ist, desto exzessiver kann spekuliert werden. Blasenbildung, Crash-Häufigkeit und -Heftigkeit nehmen zu.
Beginnen wir am Anfang der Wirkungskette. Für die Teuerung von Waren gibt es drei wesentliche Einflussfaktoren: Verknappung des Angebots, Steigerung der Nachfrage oder Erhöhung der Herstellungskosten.
Produkte werden genau dann in ihrer Herstellung teurer, wenn sich z.B. die benötigten Rohstoffe, Energiekosten oder Löhne und Gehälter erhöhen. Die massive Erhöhung der Geldmenge im Land führt nicht zur unmittelbaren Steigerung von Lohnkosten. Dieser Effekt tritt erst ein, wenn sich die Lohn-/Preisspirale in Gang gesetzt hat (Zweitrundeneffekt).
Auch sollte in einer Phase schrumpfenden Wirtschaftswachstums die Nachfrage nach Rohstoffen und Energie rückläufig sein. Das heisst, die Preise für Öl, Gas, Agrarprodukte und Industriemetalle müssten eigentlich niedrig bleiben. Wie kommt es also zur sprunghaften Teuerung von Konsumgütern?
An dieser Stelle müssen wir die Dynamik der Finanzmärkte betrachten. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, da Banken ihre Bilanzen korrigiert und die übrigen Abschreibungen getätigt haben (zu Beginn schrieb ich, dass wir von diesem positiven Szenario ausgehen wollen). Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Vertrauen in die Finanzwelt zurückkehrt und die Geldinstitute das durch den Staat zur Verfügung gestellte Kapital "brav" zur Kreditvergabe einsetzen werden. Nein, das verlorene und zerstörte Vertrauen kommt nicht so schnell wieder. Hierfür werden Jahre benötigt und ggf. eine neue Währung.
Dennoch müssen die Vorstandsetagen der Finanzinstitute bald ehrgeizige Ziele ausrufen, die Milliarden-Schulden unverzüglich und schnellstmöglich abzubauen. Man wird dem Staat und der Öffentlichkeit zeigen wollen, dass man sich Mühe gibt und alles daran setzt, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Man wird die Geldhäuser wieder in die Gewinnzone führen, neue Kunden gewinnen und neue Derivate zur finanziellen Vorsorge anbieten wollen.
Hier wird der Startschuss für unsere Investmentbankiers fallen, die bereits mit zittrigen Fingern an ihren Computern sitzen. Sie werden - bewaffnet mit den vom Staat zur Verfügung gestellten Milliarden - auf dem Börsenpakett aufschlagen und auf alles spekulieren, was hohes Gewinnpotenzial verspricht (idealerweise mit Hebel, wie in guten alten Zeiten). Die billigen Rohstoffe stellen hierfür mitunter die beste Anlageklasse dar. Frei von Gedanken, Intellekt und Moral, aber getrieben von Ehrgeiz und Habgier werden Trader und Trendfolger auf steigende Preise von Öl, Weizen, Mais, Soja etc. spekulieren, was zu einem massiven Preisauftrieb in dieser Anlageklasse führen wird. Als Epizentrum der aktuellen Krise und weltweit stärkste Finanzmacht werden die USA - allen voran die Banker der Wall Street - die Spekulation auf Rohstoffe eröffnen. Dann explodieren die Preise weltweit - auch in Japan.
Einen kleinen Vorgeschmack bekamen wir in den letzten zwei Jahren, als der Preis von Weizen innerhalb von 8 Monaten um 140 Prozent zulegte, Mais und Sojaöl in derselben Zeit um 130 Prozent anstiegen und der Kurs von WTI-Rohöl von 70 Dollar auf über 140 Dollar kletterte. Prompt lasen wir einige Monate später von der weltweit hohen Inflation. Neben den exorbitanten Benzinpreisen trugen auch die Kosten für Lebensmittel und Getränke kräftig zur Teuerung bei. Sie erhöhten sich im März 08 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,2 Prozent. Deutlich mehr mussten die Verbraucher der Statistik zufolge für Milchprodukte und Eier bezahlen, nämlich knapp 24 Prozent. Obst wurde im Vergleich zum März 2007 um elf Prozent teurer, Brot und andere Getreideerzeugnisse um 8,7 Prozent. Bei den alkoholfreien Getränken stiegen vor allem die Preise für Mineralwasser, Säfte und Limonade um 7,1 Prozent.
Die UN-Welternährungsorganisation FAO hatte in 2008 vor einer dramatischen Verschärfung der Hungerkrise in den ärmeren Ländern gewarnt. Proteste und Hunger-Unruhen erschütterten vor einem Jahr arme Länder wie Ägypten, Kamerun, die Elfenbeinküste, Mauretanien, Äthiopien und Madagaskar sowie Burkina Faso, Senegal, Marokko und Indonesien. In vielen Regionen verschlechterte sich die Versorgungslage infolge explodierender Lebensmittelpreise. Ende März 08 waren Reis und Getreide laut FAO doppelt so teuer wie im März 2007. In mehreren Ländern - darunter Pakistan - schützten Soldaten Lebensmittel-Vorräte.
Damals wurde in der Fachpresse heftigst diskutiert, ob die Preissteigerung über die hohe Nachfrage ausgelöst sei oder durch Spekulanten nach oben getrieben wurde. Finanzexperten wiegten sich in Unschuld und begründeten die Preissteigerung u.a. dadurch, dass China verstärkt Milchprodukte konsumiere und dadurch die Nachfrage erhöhe. Im April 2008 brachen die Preise dann plötzlich ein und korrigierten seitdem um ca. 60 Prozent. Wahrscheinlich bekamen die asiatischen Länder ein schlechtes Gewissen und hörten auf, so viel zu essen.
Die Spekulation auf steigende Rohstoffpreise wird der Auslöser für die galoppierende Inflation sein. Obwohl der CRB-Index heute um ca. 55% unter seinem Allzeithoch steht, werden die Höchstkurse von 2008 bald erreicht sein und unaufhaltsam nach oben ziehen. Dann werden wieder die Experten konstatieren, dass der konjunkturelle Aufschwung die erhöhte Nachfrage nach Agrarprodukten bedingt. Sie werden wieder erklären, dass Chinesen mehr Fleisch kaufen und Inder zu viel Schokolade essen. Hedgefonds & Co. werden alle Schuld von sich weisen, während die arme Bevölkerung auf die Strasse geht, um zu demonstrieren und zahlreiche Menschen in der dritten Welt den Hungertod sterben, weil Grundnahrungsmittel unbezahlbar geworden sind. Leider ist dies kein Pessimismus, sondern Realismus. Letztes Jahr bekamen wir einen Vorgeschmack von diesem Szenario.
Diese Katastrophe kann nur verhindert werden, wenn Regierungen weltweit - allen voran die USA - die Spekulation auf steigende Preise von Agrarrohstoffen sofort und restriktiv regulieren. Regierungschefs, Präsidenten, Wirtschafts- und Finanzminister müssen hierüber Bescheid wissen und die notwendigen Maßnahmen unverzüglich ergreifen!
Dr. Gerald Degen,
März 2009
Eure Meinung würde mich interessieren!