Konzernchef Kai-Uwe Ricke hatte den Ausstieg bei dem russischen Mobilfunkanbieter MTS schon angedeutet. In dieser Woche ist es soweit: Die Telekom reduziert ihren Anteil an dem stark wachsenden und hoch profitablen Unternehmen um 12 Prozent. Der Verkauf dürfte den Bonnern zwar rund 1,5 Milliarden Dollar in die Kasse spülen, dafür gibt Ricke aber einen wachstumsstarken Markt auf.
Frankfurt - "Wir konzentrieren uns auf Zentraleuropa, Nordamerika und Großbritannien", hatte Kai-Uwe Ricke, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom Chart zeigen, zur Bilanzpressekonferenz Mitte November gesagt. In Osteuropa solle nicht zugekauft, sondern das Geschäft konsolidiert werden.
Für die Beteiligung an dem russischen Mobilfunkunternehmen OJSC Mobile Tele System (MTS) Chart zeigen sah und sieht der Konzernchef ebenfalls kaum eine Zukunft im Bonner Konzern. Die Telekom besitzt an dem hoch profitablen Unternehmen 25,1 Prozent. Das sei eine Finanzbeteiligung, so Ricke. Strategische Ziele verfolgt der Konzern also offenbar nicht mehr.
Im Gegenteil, die Beteiligung soll abgestoßen werden, wie manager-magazin.de bereits Anfang November berichtete [€]. Am Mittwochabend teilte die Telekom nun mit, dass sie ihre Beteiligung um rund 12 Prozent reduzieren wolle. Der Anteil hat einen Wert von etwa 1,5 Milliarden Dollar und soll im Zuge eines am Mittwoch beginnenden Bookbuilding-Verfahrens am Kapitalmarkt platziert werden.
Als Partner für die Transaktion hat der Konzern die UBS und die Citigroup Chart zeigen gefunden. Das Geschäft dürfte noch am Donnerstag über die Bühne gehen. Für den Anteil werde es eine Haltefrist von 180 Tagen geben. Die Aktien der Telekom gewannen am Donnerstagvormittag zu Handelsbeginn 0,43 Prozent auf 16,37 Euro.
Sinnvoll oder ein strategischer Fehler?
Der russische Mobilfunkmarkt gilt nach China als der weltweit am schnellsten wachsende. MTS ist der größte Mobilfunkanbieter in Russland, konzentriert sich dabei aber auf den europäischen Teil. Gleichzeitig engagiert sich MTS auch in der Ukraine, in Usbekistan und Weißrussland.
Die Telekom hatte sich ursprünglich mit 40 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, senkte ihren Anteil jedoch Anfang vergangenen Jahres auf 25,1 Prozent. Damals nahmen die Bonner nur einen Bruchteil von dem ein, was der Konzern heutzutage erhalten würde. Schätzungsweise erhielt die Telekom Anfang 2003 etwa 500 Millionen Euro, heute wäre der damals veräußerte 15-Prozent-Anteil über zwei Milliarden Euro wert.
Analysten urteilten 2003, dass die Reduzierung ein strategischer Fehler sei. Die Telekom verwies jedoch auf den hohen Schuldenberg, der abgebaut werden müsste. So ließ der Bonner Konzern Gerüchten zufolge auch eine Kaufoption für eine weitere Erhöhung an dem russischen Unternehmen ungenutzt verstreichen. Ein Analyst der Landesbank Rheinland-Pfalz urteilte am Donnerstag, dass die Trennung sinnvoll sei, da die Telekom kein langfristiges Interesse an MTS habe.
Das russische Unternehmen legte derweil auch im dritten Quartal 2004 wieder glänzende Zahlen vor. Der Nettogewinn stieg auf 338 Millionen Dollar, was einem Plus von 117 Prozent entspricht. Der Umsatz wuchs um 50 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. MTS zählt derzeit 27,8 Millionen Kunden. Alleine im Oktober gewann die Gesellschaft 1,16 Millionen neue Nutzer. Es wird nun damit gerechnet, dass MTS-Hauptaktionär AFK Sistema (50,4 Prozent) seine Beteiligung erhöhen wird. Angeblich soll sich auch Vodafone Chart zeigen für MTS interessieren.