6. Dez. 2001 Die Deutsche Börse ist offenbar zu Änderungen an dem vielkritisierten späten Handelsschluss um 20 Uhr bereit.
Gegenüber den Banken habe die Börse ihren bisherigen Widerstand aufgegeben und Gesprächsbereitschaft signalisiert, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf Finanzkreise. Änderungen werden schon im nächsten Quartal erwartet. Diskutiert würde eine Verkürzung des Handelsschlusses zurück auf 17.30 Uhr, eine stärkere Flexibilisierung der Handelszeiten abhängig von der Liquidität in den einzelnen Segmenten oder ein spezieller Handel nur für Privatanleger nach 17.30 Uhr.
Für die Banken hat die im vergangenen Jahr eingeführte Verlängerung der Handelszeiten auf 20 Uhr höhere Personalkosten verursacht, während die Umsätze nicht im erhofften Maß gestiegen sind.
Text: F.A.Z.
Die Börse gibt Widerstand gegen kürzere Handelszeit auf
Flexibilisierung und spezieller Privatanleger-Handel in der Diskussion / Hohe Kosten werden kritisiert
dys. FRANKFURT, 6. Dezember. Die Deutsche Börse ist offenbar zu Änderungen an dem vielkritisierten späten Handelsschluß um 20 Uhr bereit. Gegenüber Marktteilnehmern, die ihre Vorbehalte in den vergangenen Wochen verstärkt geäußert haben, hat die Börse ihren bisherigen Widerstand aufgegeben und Gesprächsbereitschaft signalisiert, heißt es in Bankenkreisen. Für die Banken hat die im vergangenen Jahr von 17.30 Uhr auf 20 Uhr verlängerte Handelszeit höhere Personalkosten verursacht, während die Umsätze nicht im erhofften Maß gestiegen sind.
Entscheidungen sollen dem Vernehmen nach noch nicht gefallen sein. Mehrere Modelle sind im Gespräch. Sie sollen für den Frankfurter Parketthandel und den elektronischen Handel auf Xetra gelten. Offen ist, ob die Regionalbörsen eine Verkürzung mitmachen würden. Die Modelle reichen von einer allgemeinen Verkürzung des Handelsschlusses zurück auf 17.30 Uhr bis zu einer stärkeren Flexibilisierung der Handelszeiten abhängig von der Liquidität in den einzelnen Segmenten. So könnten Standardtitel länger gehandelt werden als Smax- oder M-Dax-Werte. Diskutiert wird auch, ob für amerikanische Aktien der bisherige Handelsschluß beibehalten wird, um den Anlegern möglichst lange Gelegenheit zu geben, auf Ereignisse in Übersee zu reagieren. Erwogen werde auch ein Modell, das den allgemeinen Handel schon um etwa 17.30 Uhr beendet und danach einen speziellen Handel für Privatanleger durchführt. Er könnte beispielsweise für Aufträge unter 10 000 Euro gelten.
Vor allem Kleinanleger nutzen bisher den Abendhandel. Durch die Verlängerung der Handelszeiten 1999 wollte die Börse diese Kunden gewinnen, die zuvor abends außerbörslich gehandelt hatten. Einer der Hauptgründe war auch, internationalen Anlegern aus Übersee wegen der Zeitverschiebung länger die Möglichkeit zum Handeln in Deutschland zu geben.
Die hohen Erwartungen haben sich allerdings nicht erfüllt. An normalen Tagen machen die Handelsumsätze nach 17.30 Uhr meist weniger als 10 Prozent aus. Durch die Börsenflaute seit vergangenem Jahr hat sich die Situation weiter verschärft. Die gesunkenen Umsätze machten den Abendhandel noch unwirtschaftlicher. In Europa ist Deutschland das Land mit einer der längsten Handelszeiten. Auch Italien hat einen Abendhandel eingeführt. Bei den direkten Konkurrenten der Deutschen Börse, der französisch-belgisch-niederländischen Euronext und der Londoner Börse, wird hingegen deutlich früher geschlossen. Die Stockholmer Börse hat die geplante Verlängerung auf 22 Uhr nach Widerstand der Marktteilnehmer verschoben.
Ein Sprecher der Deutschen Börse sagte auf Anfrage, es gebe keine konkreten Pläne. In Finanzkreisen heißt es dagegen, Änderungen könnten schon im ersten Quartal des nächsten Jahres verwirklicht werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2001, Nr. 285 / Seite 25
Gegenüber den Banken habe die Börse ihren bisherigen Widerstand aufgegeben und Gesprächsbereitschaft signalisiert, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf Finanzkreise. Änderungen werden schon im nächsten Quartal erwartet. Diskutiert würde eine Verkürzung des Handelsschlusses zurück auf 17.30 Uhr, eine stärkere Flexibilisierung der Handelszeiten abhängig von der Liquidität in den einzelnen Segmenten oder ein spezieller Handel nur für Privatanleger nach 17.30 Uhr.
Für die Banken hat die im vergangenen Jahr eingeführte Verlängerung der Handelszeiten auf 20 Uhr höhere Personalkosten verursacht, während die Umsätze nicht im erhofften Maß gestiegen sind.
Text: F.A.Z.
Die Börse gibt Widerstand gegen kürzere Handelszeit auf
Flexibilisierung und spezieller Privatanleger-Handel in der Diskussion / Hohe Kosten werden kritisiert
dys. FRANKFURT, 6. Dezember. Die Deutsche Börse ist offenbar zu Änderungen an dem vielkritisierten späten Handelsschluß um 20 Uhr bereit. Gegenüber Marktteilnehmern, die ihre Vorbehalte in den vergangenen Wochen verstärkt geäußert haben, hat die Börse ihren bisherigen Widerstand aufgegeben und Gesprächsbereitschaft signalisiert, heißt es in Bankenkreisen. Für die Banken hat die im vergangenen Jahr von 17.30 Uhr auf 20 Uhr verlängerte Handelszeit höhere Personalkosten verursacht, während die Umsätze nicht im erhofften Maß gestiegen sind.
Entscheidungen sollen dem Vernehmen nach noch nicht gefallen sein. Mehrere Modelle sind im Gespräch. Sie sollen für den Frankfurter Parketthandel und den elektronischen Handel auf Xetra gelten. Offen ist, ob die Regionalbörsen eine Verkürzung mitmachen würden. Die Modelle reichen von einer allgemeinen Verkürzung des Handelsschlusses zurück auf 17.30 Uhr bis zu einer stärkeren Flexibilisierung der Handelszeiten abhängig von der Liquidität in den einzelnen Segmenten. So könnten Standardtitel länger gehandelt werden als Smax- oder M-Dax-Werte. Diskutiert wird auch, ob für amerikanische Aktien der bisherige Handelsschluß beibehalten wird, um den Anlegern möglichst lange Gelegenheit zu geben, auf Ereignisse in Übersee zu reagieren. Erwogen werde auch ein Modell, das den allgemeinen Handel schon um etwa 17.30 Uhr beendet und danach einen speziellen Handel für Privatanleger durchführt. Er könnte beispielsweise für Aufträge unter 10 000 Euro gelten.
Vor allem Kleinanleger nutzen bisher den Abendhandel. Durch die Verlängerung der Handelszeiten 1999 wollte die Börse diese Kunden gewinnen, die zuvor abends außerbörslich gehandelt hatten. Einer der Hauptgründe war auch, internationalen Anlegern aus Übersee wegen der Zeitverschiebung länger die Möglichkeit zum Handeln in Deutschland zu geben.
Die hohen Erwartungen haben sich allerdings nicht erfüllt. An normalen Tagen machen die Handelsumsätze nach 17.30 Uhr meist weniger als 10 Prozent aus. Durch die Börsenflaute seit vergangenem Jahr hat sich die Situation weiter verschärft. Die gesunkenen Umsätze machten den Abendhandel noch unwirtschaftlicher. In Europa ist Deutschland das Land mit einer der längsten Handelszeiten. Auch Italien hat einen Abendhandel eingeführt. Bei den direkten Konkurrenten der Deutschen Börse, der französisch-belgisch-niederländischen Euronext und der Londoner Börse, wird hingegen deutlich früher geschlossen. Die Stockholmer Börse hat die geplante Verlängerung auf 22 Uhr nach Widerstand der Marktteilnehmer verschoben.
Ein Sprecher der Deutschen Börse sagte auf Anfrage, es gebe keine konkreten Pläne. In Finanzkreisen heißt es dagegen, Änderungen könnten schon im ersten Quartal des nächsten Jahres verwirklicht werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2001, Nr. 285 / Seite 25