Insolvente Delta Airlines will zum Billigflieger werden
New York - Die insolvente Fluggesellschaft Delta Airlines plant einen Strategiewechsel. Die drittgrößte amerikanische Airline kündigte an, künftig als Billigflieger am Markt agieren zu wollen. Dies sei die einzige Möglichkeit, "wenn wir als starkes Unternehmen überleben und unser Schicksal in die Hand nehmen wollen", schrieb Unternehmenschef Gerald Grinstein in einer Mitteilung an die Angestellten. Als Billig-Airline könne Delta sich leichter gegen die Konkurrenz am überfüllten Markt für Fluggesellschaften behaupten und wegen seiner niedrigeren laufenden Kosten besser auf Ölpreissteigerungen reagieren.
Der Strategiewechsel mache im ersten Schritt Stellenstreichungen notwendig, kündigte Delta an. Im Unternehmen sollen bis 2007 rund 9000 Arbeitsplätze wegfallen, das sind 17 Prozent der gesamten Belegschaft. Für Delta ist dies nicht der erste Stellenabbau. Das Unternehmen baute bereits 30 Prozent seiner Belegschaft ab, nachdem es 2001 in die Krise gerutscht war. Heute arbeiten 52 000 Angestellte für Delta.
Auch werde Delta künftig mehr ins Ausland fliegen und weniger innerhalb der USA, sagte Grinstein. Die Zahl der Flugzeuge für Inlandsflüge soll um 15 bis 20 Prozent reduziert, für Auslandsflüge die Kapazität dagegen um bis zu 25 Prozent ausgebaut werden. Auf internationalen Strecken gebe es in den USA kaum Anbieter für Billigflüge, argumentierte der Unternehmenschef.
Mit der neuen Strategie geht Delta Airlines auf Konfrontationskurs mit US-Billigfliegern, die bereits am Markt etabliert sind. Der größte unter ihnen ist die profitabel arbeitende Air-Tran, mit der Delta schon jetzt in Konkurrenz steht: Air-Tran ist die zweitgrößte Fluggesellschaft an Deltas Heimatflughafen Atlanta. Als neuer Spieler auf dem Markt für Billigflüge dürfte Delta es nach Einschätzung von Luftfahrtexperten schwer haben. Denn bisher ist die Gesellschaft für ihr Streckennetz bekannt, das Flugzeuge flexibel zwischen einigen wichtigen Flughäfen einsetzbar macht. Die neue Billigflieger-Strategie würde jedoch eine Umstellung des gesamten Flugplans auf die günstigeren Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bedeuten.
Delta Airlines war vor zehn Tagen zahlungsunfähig geworden und fliegt seither unter Gläubigerschutz. Das US-Insolvenzrecht ermöglicht es Firmen bisher, den Betrieb jahrelang unter Gläubigerschutz aufrechtzuerhalten. Derzeit sind vier der sieben großen US-Fluggesellschaften insolvent gemeldet. Im Oktober steht jedoch eine Änderung des Insolvenzrechts an, die den Gläubigerschutz zeitlich begrenzen soll. Delta und Konkurrent Northwest Airlines, der ebenfalls vergangene Woche Insolvenz anmeldete, haben offenbar die Chance wahrgenommen, noch vor der Änderung Gläubigerschutz zu beantragen. AnD
Artikel erschienen am Sa, 24. September 2005