NYBT AG
Der gestrige Feiertagshandel im DAX-Future (FDAX) sah nach einem deutlichen Eröffnungs-Gap einen sehr ruhigen Handelsverlauf um die 2.700er Marke, so berichtet Marc Wilhelms, Händler der New York Broker Börsentermin AG.
Insgesamt sei dies technisch als Seitwärtskonsolidierung auf hohem Niveau zu werten. Entsprechend wenig Änderungen liege vor. Somit geht der Experte von einem Test der kardinalen mittelfristigen Widerstände 2.760 und eventuell 2.800 Punkten aus, bevor die aktuelle Kurserholung enden könne. Damit wären dann auch in den letzten beiden Wochen deutlich gewordene kurzfristig überverkaufte Marktlagen abgebaut.
Rein technisch gelte aber, dass ohne einen weiteren Anstieg über 2.760 und 2.800 Punkte, nur eine, in den letzten Monaten häufiger vorgekommende, kurzfristige Shortsqeeze-Bewegung vorliege, die nichts am mittelfristigen Abwärtstrend verändere.
Zudem erscheine die aktuelle Erwartung einer echten Entspannung in der Golfregion doch sehr verfrüht. Wer die Politik der USA in den letzten Monaten ernsthaft verfolgt hat, so Marc Wilhelms, kann keinerlei Zweifel daran hegen, dass man den Krieg zumindest in den höchsten amerikanischen Regierungskreisen fast um jeden Preis führen will. Der beträchtliche Truppenaufmarsch in den letzten Wochen schaffe zudem finanzielle Argumente für einen baldigen Kriegsbeginn. Entsprechend dürften die nächsten Versuche der Amerikaner, Kriegsgründe zu liefern, nicht allzu lange auf sich warten lassen, was unmittelbar eine deutliche und erneute Verunsicherung der Märkte mit sich bringen werde.
Der Handelsexperte betrachtet einige Szenarien und ihre Auswirkungen.
Ein erstes Szenario sei, dass kein Krieg und ein amerikanischer Truppenabzug in den kommenden Wochen stattfinde. Dies sei nach dessen Ansicht das fraglos unwahrscheinlichste Szenario, in seinen Auswirkungen auf den Markt aber mit Sicherheit das positivste. Schnelle DAX-Bewegung auf 3.2000 bis 3.400 seien in diesem Fall höchstwahrscheinlich.
Fortgesetzte Inspektionen bei anhaltenden Versuchen der Amerikaner Kriegsgründe zu finden, sei ein weiteres Szenario. Dies sei relativ wahrscheinlich für die kommenden zwei Wochen. Ergebnis wäre eine fortgesetzte Unsicherheit und ein pendeln des Marktes im Bereich von 2.500 bis 2.800 Punkten.
Den Amerikanern gelingt es durch mehr und mehr minder gute Beweise eine breite Basis und eine UN-Resolution für eine Militärintervention zu bekommen, so ein drittes Szenario. Das Ergebnis wäre dann ein kurzfristiges Absacken des Marktes unter die 2.500 und anschließend schnelle Erholung bei zu erwartendem sehr kurzen und lokalisierten Konflikt (wegen fehlendem militärischen Potenzial des Iraks) .Ziel wäre dann auch schneller Sprung über die 3.000er Marke.
Ein viertes Szenario sei ein militärischer Alleingang der Amerikaner und eine beginnende außenpolitische Isolation. Dies ist nach Meinung des Experten das gefährlichste Szenario. Ein schnelles Absacken des Marktes in Richtung 2.000 werde möglich. Die Größe des Rückgangs dürfe entscheidend von der Stärke der außenpolitischen Isolation der Amerikaner und von den dann wahrscheinlichen Aufruhen im arabischen Raum abhängen. Markterholungen seien dann, auch nach einem Absacken in Richtung 2.000er Marke, eher unwahrscheinlich.
Ein erfolgreiches Attentat auf Hussein sei wohl das für alle Seiten angenehmste aber ebenfalls ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Das Ergebnis wäre ein massiver und schneller Anstieg des Marktes mit dem Ziel 3.400 – 3.600 Punkte.