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Auch beachten, ich wäre sehr vorsichtig:
Rally nährt Zweifel Viele Probleme bleiben trotz des Börsenaufschwungs
M. SESIT, U. SOMMER, PARIS/DÜSSELDORF HANDELSBLATT, 6.11.2003 Fast drei Jahre lang wanderten die Anleger durch die Wüste der Aktienmärkte. Doch vor sechs Monaten tauchte am Horizont eine Oase auf - in Form einer globalen Aufwärtsbewegung. Ist das alles nur eine Fata Morgana?
Deutsche Aktien haben sich seit dem Tief im März um fast 70 % erholt, der amerikanische Dow legte 30 % zu und in Japan stieg der Nikkei um fast 40 %. Unerschütterlich ist diese neue Aktien-Euphorie allerdings nicht. In der vergangenen Woche gingen die Märkte in Asien wieder drastisch nach unten, und in Russland stört die Yukos-Affäre nach der Verhaftung des Konzernchefs und der Teilverstaatlichung der Unternehmens-Aktien den Boom empfindlich. Hinzu kommen erste Zinssorgen. Marktbeobachter befürchten, dass die Währungshüter in London nicht als einzige Notenbank die Zinsen erhöhen werden. Setzt sich der Aufschwung in den USA fort, wird die Federal Reserve im nächsten Jahr Ähnliches im Schilde führen.
Anleger müssen mit großen Kursausschlägen rechnen - und wahrscheinlich mit Schlimmerem. "Viele Profis haben Angst, dass sich der Fehlstart von Anfang 2002 wiederholt", sagt David Abramson, Chef-Stratege für Europa bei BCA Research in Montreal. Damals wurde die weltweite Aufwärtsbewegung, die im Oktober 2001 eingesetzt hatte, erstickt, als deutlich wurde, dass die Anzeichen für eine kräftige Wirtschaftserholung nur ein Trugbild waren.
Jetzt machen sich die Investoren Sorgen, dass der Konjunkturschwung in Amerika nicht aufrecht erhalten werden kann, und dass die auf den ersten Blick attraktiven Unternehmensergebnisse zu stark von Kostensenkungen und nicht vom Umsatzwachstum herrühren. Manche Experten haben überdies Bedenken, die Probleme um die Finanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits könnten den Dollar nach unten ziehen - mit negativen Auswirkungen für Europa und Japan.
"In der nächsten Phase des Bärenmarkts werden die Kurse unter die Tiefstände vom März sinken", warnt Albert Edwards, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. Europäische Aktien könnten für dieses Jahr ihre Spitze schon erreicht haben, geben auch die Profis von Merrill Lynch zu Bedenken. Im Vergleich zu Anleihen seien Dividendenpapiere aber immer noch billig. Die Europa-Experten bei Morgan Stanley hatten schon im September den Aktienanteil in ihrem Modell-Portfolio um acht Prozentpunkte auf 57 % heruntergefahren. Als Begründung führten sie die hohen Ölpreise, den sich abschwächenden Dollar und die wachsende Gefahr protektionistischen Verhaltens der USA gegenüber China an.
Es sei wahrscheinlicher, dass der S&P-500-Index von derzeit 1 050 auf 800 Punkte fällt, als auf 1 200 Zähler zu steigen, sagt Brendan Brown, Chefvolkswirt von Tokyo-Mitsubishi International in London. Nervös machen ihn die schwierige US-Haushaltslage und Zweifel darüber, ob die kräftige Erholung bei den Unternehmensgewinnen wirklich aufrecht erhalten werden kann. Außerdem schade die Forderung der US-Regierung, Japan, China und andere asiatische Länder sollten nicht mehr in die Devisenmärkte eingreifen, um einen Anstieg ihrer Währungen zu verhindern, den Aussichten auf eine Erholung in Asien.
Doch nicht alle Marktbeobachter sehen die Lage so schwarz. "Im vergangenen Jahr wurde einfach alles in Frage gestellt. Die Leute sagten, es gibt keine Zukunft mehr, der Technologie-Sektor ist tot", bemerkt Ned Riley von State Street Global Advisors. Der Chefstratege verweist auf die gestiegenen Firmengewinne, das Vertrauen in die Wirtschaft und auf das Wachstum in den USA, das sich verstärken werde, sobald sich der Zuwachs an Arbeitsplätzen beschleunige. Die Verbraucher hätten immer noch Geld wie Heu. "Die Schleusen werden sich öffnen, und das Geld wird in den Markt zurückfließen", ist sich Riley sicher. Das ist keine Bärenmarkt-Rally. Diesmal ist es echt."
Wirklich "echt"?
Gruß