Das Gerangel um den Dax-Platz ist im vollem Gange
Wer ersetzt die HVB
Im Dax wird sich einiges ändern. Grund dafür ist die Übernahme Hypo-Vereinsbank (HVB) durch die italienische Unicredito. Schon jetzt ist das Gerangel um den HVB-Platz in vollem Gange. Dabei werden drei Namen als Nachfolger gehandelt: Die einstige Tochter Hypo Real Estate, das Pharma-Unternehmen Merck und der Sportartikel-Hersteller Puma.
FRANKFURT. Unverhofft kommt oft! Hatte es vor Wochen noch so ausgesehen, als würde in diesem Jahr im Aushängeschild der Deutschen Börse, dem Deutschen Aktienindex (Dax), alles beim Alten bleiben, so hat sich mit der voraussichtlich in Kürze anstehenden Übernahme der Hypo-Vereinsbank (HVB) durch die italienische Unicredito die Situation schlagartig verändert. Daran ändert auch nichts, dass noch Formalien wie die Zustimmung der Unicredito-Hauptversammlung ausstehen oder Gerüchte aufkeimen, wonach Wettbewerber wie beispielsweise die Royal Bank of Scotland sich ebenfalls für die HVB interessieren könnten.
Für diejenigen, die gezielt auf Veränderungen im Dax spekulieren, sind das alles Nebenschauplätze. Sie setzen schon jetzt auf die Werte, die als Ersatz für die HVB-Aktie – irgendwann in diesem Jahr – im Dax in Frage kommen. Denn eines ist klar: Wer für die HVB-Aktie aufsteigt, dessen Kurs wird erwartungsgemäß deutlich anziehen. Denn passiv gemanagte Fonds, die einen Index in seiner Gesamtzusammensetzung abbilden, werden gerade diese Aktie anschließend in großen Stile kaufen müssen. Und für den populären Dax gibt es sehr viele dieser preisgünstigen Fonds.
Drei Namen werden als potenzielle HVB-Nachfolger gehandelt: Die einstige Tochter Hypo Real Estate, das Pharma-Unternehmen Merck und der Sportartikel-Hersteller Puma. Sicher ist lediglich, dass die Deutsche Börse keine Entscheidung treffen wird, ehe die HVB-Übernahme endgültig in trockenen Tüchern ist. Doch das ist bis zur einmal jährlich stattfindenden großen Indexentscheidung der Deutschen Börse am 5. September momentan eher unwahrscheinlich.
Am Wahrscheinlichsten ist deshalb folgendes Szenario: Die Deutsche Börse wartet ab, bis die Übernahme abgeschlossen ist. Sollte der Streubesitz der HVB-Aktie dann unter fünf Prozent gefallen, kann innerhalb von zwei Handelstagen ein neuer Kandidat aufgenommen werden. Es steigt dann die Aktie auf, die sich zu diesem Zeitpunkt am besten in den Kriterien Marktkapitalisierung und Börsenumsatz präsentiert. Mindestvoraussetzung, um als Kandidat zu gelten, ist, dass in beiden Kriterien mindestens Platz 35 der Rangliste erreicht wird. Demnach wäre derzeit die Hypo Real Estate aus dem Rennen, weil sie bei den Börsenumsätzen nur auf Rang 37 liegt. Es blieben Merck und Puma.
Eine Spitzfindigkeit des im vergangenen Jahr neu geschaffenen Reglements bringt die Hypo Real Estate jedoch wieder ganz nach vorn: Erfüllen mehrere Kandidaten die Voraussetzungen für den Aufstieg, so hat das Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung die besten Karten. Und das wäre aktuell die Hypo Real Estate. Damit es so kommt, müsste lediglich bei den Börsenumsätzen der Sprung von Rang 37 auf Rang 35 geschafft werden. Dies scheint eine durchaus lösbare Aufgabe. Schließlich stand die Aktie bis ins Frühjahr hinein auf diesem Rang, zeitweise sogar besser. Und viele Spekulanten werden in nächster Zeit ihr Übriges dazu tun, dass es mit den Börsenumsätzen bei Hypo Real Estate bergauf geht.
Aus dem Rennen dürfte indes Puma sein, nachdem dort die Hamburger Familie Herz knapp 17 Prozent der Aktien gekauft hat und der Anteil der frei handelbaren Aktien damit von 100 Prozent auf rund 83 Prozent gesunken ist. Dadurch sind die Herzogenauracher im Kriterium Marktkapitalisierung deutlich hinter Merck gerutscht.
Damit steht fest: Die Entscheidung um die HVB-Nachfolge spielt sich eindeutig zwischen Hypo Real Estate und Merck ab. Die aktive Rolle spielt die Hypo Real Estate. Merck-Aktionäre können lediglich zusehen und hoffen, dass der Konkurrent nicht Platz 35 bei den Börsenumsätzen schafft.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 22. Juni 2005, 07:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Wer ersetzt die HVB
Im Dax wird sich einiges ändern. Grund dafür ist die Übernahme Hypo-Vereinsbank (HVB) durch die italienische Unicredito. Schon jetzt ist das Gerangel um den HVB-Platz in vollem Gange. Dabei werden drei Namen als Nachfolger gehandelt: Die einstige Tochter Hypo Real Estate, das Pharma-Unternehmen Merck und der Sportartikel-Hersteller Puma.
FRANKFURT. Unverhofft kommt oft! Hatte es vor Wochen noch so ausgesehen, als würde in diesem Jahr im Aushängeschild der Deutschen Börse, dem Deutschen Aktienindex (Dax), alles beim Alten bleiben, so hat sich mit der voraussichtlich in Kürze anstehenden Übernahme der Hypo-Vereinsbank (HVB) durch die italienische Unicredito die Situation schlagartig verändert. Daran ändert auch nichts, dass noch Formalien wie die Zustimmung der Unicredito-Hauptversammlung ausstehen oder Gerüchte aufkeimen, wonach Wettbewerber wie beispielsweise die Royal Bank of Scotland sich ebenfalls für die HVB interessieren könnten.
Für diejenigen, die gezielt auf Veränderungen im Dax spekulieren, sind das alles Nebenschauplätze. Sie setzen schon jetzt auf die Werte, die als Ersatz für die HVB-Aktie – irgendwann in diesem Jahr – im Dax in Frage kommen. Denn eines ist klar: Wer für die HVB-Aktie aufsteigt, dessen Kurs wird erwartungsgemäß deutlich anziehen. Denn passiv gemanagte Fonds, die einen Index in seiner Gesamtzusammensetzung abbilden, werden gerade diese Aktie anschließend in großen Stile kaufen müssen. Und für den populären Dax gibt es sehr viele dieser preisgünstigen Fonds.
Drei Namen werden als potenzielle HVB-Nachfolger gehandelt: Die einstige Tochter Hypo Real Estate, das Pharma-Unternehmen Merck und der Sportartikel-Hersteller Puma. Sicher ist lediglich, dass die Deutsche Börse keine Entscheidung treffen wird, ehe die HVB-Übernahme endgültig in trockenen Tüchern ist. Doch das ist bis zur einmal jährlich stattfindenden großen Indexentscheidung der Deutschen Börse am 5. September momentan eher unwahrscheinlich.
Am Wahrscheinlichsten ist deshalb folgendes Szenario: Die Deutsche Börse wartet ab, bis die Übernahme abgeschlossen ist. Sollte der Streubesitz der HVB-Aktie dann unter fünf Prozent gefallen, kann innerhalb von zwei Handelstagen ein neuer Kandidat aufgenommen werden. Es steigt dann die Aktie auf, die sich zu diesem Zeitpunkt am besten in den Kriterien Marktkapitalisierung und Börsenumsatz präsentiert. Mindestvoraussetzung, um als Kandidat zu gelten, ist, dass in beiden Kriterien mindestens Platz 35 der Rangliste erreicht wird. Demnach wäre derzeit die Hypo Real Estate aus dem Rennen, weil sie bei den Börsenumsätzen nur auf Rang 37 liegt. Es blieben Merck und Puma.
Eine Spitzfindigkeit des im vergangenen Jahr neu geschaffenen Reglements bringt die Hypo Real Estate jedoch wieder ganz nach vorn: Erfüllen mehrere Kandidaten die Voraussetzungen für den Aufstieg, so hat das Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung die besten Karten. Und das wäre aktuell die Hypo Real Estate. Damit es so kommt, müsste lediglich bei den Börsenumsätzen der Sprung von Rang 37 auf Rang 35 geschafft werden. Dies scheint eine durchaus lösbare Aufgabe. Schließlich stand die Aktie bis ins Frühjahr hinein auf diesem Rang, zeitweise sogar besser. Und viele Spekulanten werden in nächster Zeit ihr Übriges dazu tun, dass es mit den Börsenumsätzen bei Hypo Real Estate bergauf geht.
Aus dem Rennen dürfte indes Puma sein, nachdem dort die Hamburger Familie Herz knapp 17 Prozent der Aktien gekauft hat und der Anteil der frei handelbaren Aktien damit von 100 Prozent auf rund 83 Prozent gesunken ist. Dadurch sind die Herzogenauracher im Kriterium Marktkapitalisierung deutlich hinter Merck gerutscht.
Damit steht fest: Die Entscheidung um die HVB-Nachfolge spielt sich eindeutig zwischen Hypo Real Estate und Merck ab. Die aktive Rolle spielt die Hypo Real Estate. Merck-Aktionäre können lediglich zusehen und hoffen, dass der Konkurrent nicht Platz 35 bei den Börsenumsätzen schafft.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 22. Juni 2005, 07:00 Uhr
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Der Einsame Samariter