Börsen in der Krise - 8 DAX-Titel unter 10 Euro
- Kaum Optimismus Donnerstag, 27.02.03, 14:03
FRANKFURT (dpa-AFX) - An der Börse stürzen die Kurse weiter in den Keller. 8 der 30 DAX-Titel sind unter die Marke von 10 Euro gefallen. Der DAX hat seit seinem Höchststand im März 2000 rund 70 Prozent verloren. Furore macht dagegen seit Wochen der Anleihemarkt. Angesichts eines immer näher rückenden Krieges im Nahen Osten streben die Anleger dem "sicheren Hafen" zu und setzen auf Rentenpapiere. Ein Ende der Krise an den Börsen ist nach Ansicht vieler Experten nicht in Sicht.
Selbst gute Nachrichten werden an der Börse nicht wahrgenommen: Als am Dienstag der ifo-Geschäftsklima-Index überraschend gestiegen war, kannte die Börse dennoch kein Halten: Der DAX fiel auf ein neues Sieben-Jahres-Tief und unterbot damit noch den Tiefstand vom Oktober. Ein Grund war von Experten schnell benannt: Trotz der freundlichen Entwicklung des ifo-Index erwarten viele Volkswirte und Investoren keine kurzfristige Konjunkturbelebung in Deutschland. Dagegen sprächen vor allem die Belastungen durch den hohen Rohölpreis, die Aufwertung des Euro und die geopolitische Unsicherheit, urteilte beispielsweise die Commerzbank.
NEGATIV-NACHRICHTEN ÜBERWIEGEN
Trotz marginaler Gewinnsteigerungen einzelner Unternehmen und der nicht endenden Hoffnung auf bessere Zeiten überwiegen die Negativ-Nachrichten. Gerüchte um eine drohende Wandelanleihe bei der HypoVereinsbank, Verdächtigungen, dass der Chemiegigant Bayer den Cholesterinsenker Lipobay im Wissen um mögliche Gesundheitsschäden auf den Markt gebracht hat, ein Einbruch des amerikanischen Verbrauchervertrauens auf das Niveau von 1993 und ein Ölpreis auf dem Niveau wie zu Zeiten des Golfkrieges verunsichern die Investoren.
Einige Experten sind aber auch optimistischer. So betonen beispielsweise die Marktstrategen von Morgan Stanley, dass sich trotz aller Schwierigkeiten die Unternehmensgewinne erholten, wie Zahlen zum vierten Quartal zeigten. Zudem erwarten sie eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um insgesamt 100 Basispunkte, die einer Deflation entgegen wirken soll. Die Cash-Positionen der europäischen Unternehmen verbesserten sich außerdem zusehends und strebten inzwischen einem 20-Jahres-Hoch entgegen, während die Schulden im zweiten Jahr in Folge sinken würden. "Wenn der Unsicherheitsfaktor Irak vom Tisch ist, können sich die Aktien kräftig erholen", ermutigt Stratege Richard Davidson die Anleger.
Auch HSBC Trinkaus & Burkhardt setzt laut einer Studie - nach einer kurzfristigen Abschwächung der Börse im Sog schwacher Ergebnisse im ersten Quartal - auf eine Erholung im April oder im Mai. Allerdings glauben die Experten selbst nicht an eine stabile Erholungstendenz: Einer diplomatischen Lösung im Irak oder einem erfolgreichen Militärschlag könnten zwar kurzfristig "kräftige Kurssprünge" folgen. Aus der "heutigen Perspektive" wäre solche Aufwärtsbewegung auf mehr als 3.000 Punkte dann aber eine gute Gelegenheit, zu "günstigen Bedingungen Aktienbestände abzubauen", hieß es weiter./ak/mr/st
---- von Antje Kasper, dpa-AFX ----
- Kaum Optimismus Donnerstag, 27.02.03, 14:03
FRANKFURT (dpa-AFX) - An der Börse stürzen die Kurse weiter in den Keller. 8 der 30 DAX-Titel sind unter die Marke von 10 Euro gefallen. Der DAX hat seit seinem Höchststand im März 2000 rund 70 Prozent verloren. Furore macht dagegen seit Wochen der Anleihemarkt. Angesichts eines immer näher rückenden Krieges im Nahen Osten streben die Anleger dem "sicheren Hafen" zu und setzen auf Rentenpapiere. Ein Ende der Krise an den Börsen ist nach Ansicht vieler Experten nicht in Sicht.
Selbst gute Nachrichten werden an der Börse nicht wahrgenommen: Als am Dienstag der ifo-Geschäftsklima-Index überraschend gestiegen war, kannte die Börse dennoch kein Halten: Der DAX fiel auf ein neues Sieben-Jahres-Tief und unterbot damit noch den Tiefstand vom Oktober. Ein Grund war von Experten schnell benannt: Trotz der freundlichen Entwicklung des ifo-Index erwarten viele Volkswirte und Investoren keine kurzfristige Konjunkturbelebung in Deutschland. Dagegen sprächen vor allem die Belastungen durch den hohen Rohölpreis, die Aufwertung des Euro und die geopolitische Unsicherheit, urteilte beispielsweise die Commerzbank.
NEGATIV-NACHRICHTEN ÜBERWIEGEN
Trotz marginaler Gewinnsteigerungen einzelner Unternehmen und der nicht endenden Hoffnung auf bessere Zeiten überwiegen die Negativ-Nachrichten. Gerüchte um eine drohende Wandelanleihe bei der HypoVereinsbank, Verdächtigungen, dass der Chemiegigant Bayer den Cholesterinsenker Lipobay im Wissen um mögliche Gesundheitsschäden auf den Markt gebracht hat, ein Einbruch des amerikanischen Verbrauchervertrauens auf das Niveau von 1993 und ein Ölpreis auf dem Niveau wie zu Zeiten des Golfkrieges verunsichern die Investoren.
Einige Experten sind aber auch optimistischer. So betonen beispielsweise die Marktstrategen von Morgan Stanley, dass sich trotz aller Schwierigkeiten die Unternehmensgewinne erholten, wie Zahlen zum vierten Quartal zeigten. Zudem erwarten sie eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um insgesamt 100 Basispunkte, die einer Deflation entgegen wirken soll. Die Cash-Positionen der europäischen Unternehmen verbesserten sich außerdem zusehends und strebten inzwischen einem 20-Jahres-Hoch entgegen, während die Schulden im zweiten Jahr in Folge sinken würden. "Wenn der Unsicherheitsfaktor Irak vom Tisch ist, können sich die Aktien kräftig erholen", ermutigt Stratege Richard Davidson die Anleger.
Auch HSBC Trinkaus & Burkhardt setzt laut einer Studie - nach einer kurzfristigen Abschwächung der Börse im Sog schwacher Ergebnisse im ersten Quartal - auf eine Erholung im April oder im Mai. Allerdings glauben die Experten selbst nicht an eine stabile Erholungstendenz: Einer diplomatischen Lösung im Irak oder einem erfolgreichen Militärschlag könnten zwar kurzfristig "kräftige Kurssprünge" folgen. Aus der "heutigen Perspektive" wäre solche Aufwärtsbewegung auf mehr als 3.000 Punkte dann aber eine gute Gelegenheit, zu "günstigen Bedingungen Aktienbestände abzubauen", hieß es weiter./ak/mr/st
---- von Antje Kasper, dpa-AFX ----