26.11.2008 01:30
Wall Street: Dow Jones setzt Kursanstieg fort
New York (BoerseGo.de) – Nach dem fulminanten Kursgewinn der letzten beiden Handelstage für den Dow Jones von fast 900 Punkten haben nicht wenige Marktteilnehmer für den heutigen Handelstag Gewinnmitnahmen und eine Korrektur erwartet. Falsch gedacht, der Dow führt seinen Siegeszug fort und beendet den dritten Handelstag in Folge in grünem Terrain. Und wieder einmal war eine staatliche Rettungsmaßnahme verantwortlich für die positive Stimmung an den Märkten.
Die US-Notenbank Fed will mit einem Hilfspaket in Höhe von insgesamt 800 Milliarden Dollar der lahmenden Vergabe von Konsum- und Immobilienkrediten auf die Sprünge helfen. Für insgesamt 600 Milliarden Dollar plant die Fed die Übernahme von problematischen Immobilienkrediten und verbrieften Hypotheken von Banken und Investoren. Damit will die US-Notenbank die Preise für Baukredite senken und die Verfügbarkeit von Hypothekenkrediten verbessern. Zusätzlich ruft die US-Notenbank ein neues Programm mit dem Namen „Term Asset-Backed Securities Loan Facility“ (TALF) ins Leben. Die restlichen 200 Milliarden Dollar des Hilfspakets sollen dazu verwendet werden, den Markt für Kreditkartendarlehen, Autokredite und Studienkredite zu stützen. Dabei kauft die Fed mit Verbraucher- und Unternehmenskrediten besicherte Wertpapiere auf, um die Kreditvergabe speziell für mittelständische Unternehmen und Privatpersonen anzukurbeln.
Wie von der Mehrheit der Ökonomen prognostiziert, ist in den USA laut dem US-Handelsministerium im dritten Quartal 2008 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um annualisiert 0,5 Prozent geschrumpft. Wie erwartet wurde die erste Schätzung über eine Schrumpfung von 0,3 Prozent nach unten revidiert. Die Abwärtsrevidierung geht vor allem auf das Konto der schwachen Konsumausgaben. Die Konsumausgaben fielen um 3,7 Prozent, die durchschnittlichen Analystenschätzungen lagen bei einem Minus von 3,2 Prozent.
Noch keine Entspannung ist vom US-Häusermarkt zu berichten. In den USA sind die Hauspreise laut dem von Standard&Poor`s veröffentlichten Case-Shiller-Hauspreis-Index im September in 20 großen Städten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres mit dem Rekordrückgang von 17,4 Prozent gesunken. Die Mehrheit der Wirtschaftexperten ist hier von einem Rückgang von 16,9 Prozent ausgegangen, im vorangegangenen Monat fielen die Hauspreise um 16,6 Prozent.
Das US-Verbrauchervertrauen hat sich im Monat November von dem Oktoberstand von 38 Punkten und damit dem niedrigsten Niveau seit Erhebung des Barometers im Jahre 1967 erholt und ist auf 44,9 Punkte gestiegen. Okönome führen den Anstieg hauptsächlich auf die stark gesunkenen Benzinpreise zurück. Die Stimmung der US-Verbraucher über die aktuelle Konjunkturlage hat sich jedoch weiter verschlechtert. Die Anzahl der befragten Haushalte, die die Jobsuche aktuell für schwierig halten, ist im November gegenüber dem Oktober von 36,6 Prozent auf 37,2 Prozent geklettert.
Etwas schwächer tendierten heute die Technologiewerte. Die Aktie des Computerriesen Hewlett-Packard verlor nach exakt mit dem in der bereits letzten Woche angekündigten Vorabzahlen übereinstimmendem Quartalsergebnis um 5,88 Prozent auf 33,60 Dollar. Allerdings war bei der Aktie Händlern zufolge nach dem Kursanstieg von 14 Prozent nach der Vorankündigung der letzten Woche die Luft ein wenig draußen. Auch der Netzwerkriese Cisco Systems zählte mit einem Minus von 5,98 Prozent auf 15,42 Dollar zu den Verlierern, nachdem das Unternehmen im Rahmen seiner vorgesehenen Kosteneinsparungsmaßnahmen in Höhe von einer Milliarde Dollar gegen Jahresende eine viertägige Schließung eines Großteils seiner Produktionsstätten plant und Zwangsurlaub für seine Mitarbeiter verordnet. CEO John Chambers, der seinem Unternehmen im Oktober einen deutlichen Auftragsrückgang attestiert hat und aktuell von der schwierigsten Situation in seiner Laufbahn spricht, hat Anfang November einen Einstellungsstopp sowie deutliche Kostensenkungsmaßnahmen angekündigt. Die Aktie des Suchmaschinenriesen Google beendet dagegen vorerst ihre Talfahrt und verbucht einen Gewinn von fast 10,0 Prozent auf 282,05 Dollar. Das Unternehmen hat mitgeteilt, einen Großteil seiner Leiharbeiter zu entlassen. Jedoch bekräftigt die Firmenleitung, dass die Entlassung von Angestellten aktuell nicht zur Diskussion stehe. Google zählt aktuell 20.123 Angestellte und 10.000 Leiharbeiter.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 3,75 Dollar auf einen Schlusstand von 50,75 Dollar. Händler begründen den deutlichen Kursrückgang des schwarzen Goldes mit Spekulationen, dass das US-Energieministerium im Rahmen des morgen veröffentlichten Energieberichts erneut einen Anstieg der US-Öllagerbestände berichtet, es wäre der neunte wöchentliche Anstieg in Folge. Der Preis für die Feinunze Gold fällt um 1,00 Dollar und notiert zum Handelsschluss bei 818,50 Dollar. Händler führen den Kursrückgang des Edelmetalls darauf zurück, dass Investoren nach dem Kursanstieg von 12 Prozent in den letzten vier Handelstagen teilweise ihre Gewinne sichern.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendet den Handel mit einem Plus von 0,43 Prozent auf 8479 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gewinnt 0,66 Prozent auf 857 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verliert 0,50 Prozent auf 1464 Punkte. Sieger im Dow ist die Aktie von J.P. Morgan Chase mit einem Plus von 7,94 Prozent auf 29,77 Dollar. Bei den Techs überzeugt Foster Wheeler mit einem Plus von 6,45 Prozent auf 20,12 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten 1,88 Milliarden Aktien den Besitzer. 2153 Werte legten zu, 1005 gaben nach. An der Nasdaq gab es bei Umsätzen von 2,46 Milliarden Aktien 1529 Gewinner und 1195 Verlierer.
Kommunikations-Spezialist mit Kurssprung
Der Spezialist für visuelle Kommunikationssysteme, Daktronics Inc., übertrifft im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 0,30 Dollar pro Aktie die Erwartungen von Wall Street um 11 Cents. Der Umsatz klettert gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 29,1 Prozent auf 169,7 Millionen Dollar, was ebenfalls über den Konsensschätzungen der Analysten von 153,1 Millionen Dollar liegt. Das Unternehmen konstruiert, produziert, vertreibt und wartet visuelle dynamische Kommunikationssysteme für Kunden. Das Management berichtet für die erste Hälfte des kommenden Jahres einen Auftragszuwachs von etwa 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Investmenthaus Dougherty&Company stuft die Aktie aktuell mit Buy Rating und Kursziel 13 Dollar ein. Die Aktie klettert um 19,82 Prozent auf 8,10 Dollar.
Analyst: Rauhes Klima für Firmenübernahmen
CEO Mike Holland von der Investmentfirma Holland&Co. geht davon aus, dass nach der gescheiterten Übernahme von Rio Tinto durch den weltgrößten Bergbaukonzern BHP Billiton in naher Zukunft erst mal keine Megafusionen mehr auf dem Programm stehen werden. Die ungünstigen Kreditbedingungen, die stark gesunkenen Rohstoffpreise sowie die Eintrübung der Weltwirtschaft sind laut Holland ein denkbar schlechtes Umfeld für Firmenübernahmen in dieser Größenordnung. Im Falle einer Fusion der beiden australisch-britischen Konkurrenten wäre der weltgrößte Rohstoffkonzern entstanden. Die Aktie von Rio Tinto bricht um 37,14 Prozent ein, das Papier von BHP Billiton legt dagegen um 14,51 Prozent auf 38,27 Dollar zu.
Research In Motion unter Verkaufsdruck
Die Aktie des Smartphone-Herstellers Research In Motion verliert am heutigen Handelstag 8,31 Prozent auf 41,50 Dollar, nachdem das IT-Marktforschungsunternehmen Gartner für das kommende Jahr 2009 einen Umsatzrückgang für Handys von vier Prozent gegenüber dem aktuellen Jahr prognostiziert. Die Experten gehen davon aus, dass die Verkaufszahlen für Handys und Smartphones im kommenden Jahr aufgrund des knapperen Budgets der US-Haushalte in Mitleidenschaft gezogen werden. Der kanadische Smartphone-Hersteller hat gerade in jüngster Zeit mit einer Vielzahl von neuen Produkten und aggressiven Marketingstrategien auf sich aufmerksam gemacht. Einige Marktkenner gehen davon aus, dass CEO Jim Balsillie das Ausmaß der Finanzkrise unterschätzt hat, da US-Konsumenten aktuell nicht nur größere Einkäufe hinten anstellen sondern auch bei Dingen des täglichen Bedarfs sparen.
Microsoft: Kursziel reduziert
Analyst Robert Breza vom Investmenthaus RBC Capital Markets reduziert sein Kursziel für die Aktie des Softwareriesens Microsoft von 27 Dollar auf 25 Dollar. Zusätzlich senkt der Finanzexperte seine Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2009 von 2,04 Dollar auf 2,01 Dollar pro Aktie und seine Umsatzschätzung von 65,3 Milliarden auf 64,6 Milliarden Dollar. Die aktuellen Konsensschätzungen der Analysten gehen für 2009 von einem Gewinn von 2,01 Dollar pro Aktie und einem Umsatz von 64,75 Milliarden Dollar aus. Analyst Robert Breza, der die Aktie weiter mit einem Sector Perform Rating einstuft, sieht aktuell wenig Kurskatalysatoren für die Aktie und erwartet ein schwaches Endjahresgeschäft im Geschäfts- und Privatkundenbereich. Die Aktie verliert 3,38 Prozent auf 19,99 Dollar.
Starbucks leidet unter sehr schwachem Umfeld
Die Kaffeehauskette Starbucks sieht sich im Geschäftsjahr 2009 wegen des anhaltenden Konjunkturabschwungs mit extrem schwierigen Bedingungen konfrontiert. Wie das Unternehmen mitteilt, haben die Kunden wegen Arbeitsplatzverlusten, Zwangsvollstreckungen und privater Insolvenzen weniger Geld für direkte Ausgaben zur Verfügung. Dieser Trend münde in einem geringeren Kundenaufkommen sowie in einer Abnahme der durchschnittlichen Werthaltigkeit pro Transaktion. Für das Unternehmen verschlechtere sich die Struktur der Einnahmen, wodurch Margendruck gegeben sei. Für das Geschäftsjahr 2009 wird mit einer negativen Filialumsatzentwicklung gerechnet. Um die Performance zu verbessern, bedürfe es weiterer Restrukturierungsmaßnahmen. Die Aktie verliert 3,38 Prozent auf 8,21 Dollar.