Consors droht Stellenabbau

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Consors droht Stellenabbau

 
10.03.03 09:58
Die Börsenkrise lastet weiter auf Europas größtem Online-Broker. Im Frühling will das Management entscheiden, ob ein weiterer Stellenabbau nötig ist. Die Integration von Cortal und Consors läuft nach Plan.


NÜRNBERG. Der Online-Broker Cortal Consors wird seinen Namen entgegen den ursprünglichen Plänen behalten. „Wir werden auch künftig unter Cortal Consors firmieren“, sagte CEO Olivier Le Grand dem Handelsblatt.

Consors wurde im letzten Jahr von der französischen Großbank BNP Paribas gekauft und wird mit deren Online-Arm Cortal verschmolzen. Bei der Übernahme hatte es geheißen, dass ein neuer Name gesucht werde. Von diesen Plänen sei man wegen des hohen Bekanntheitsgrads von Cortal in Frankreich und Consors in Deutschland jetzt aber abgerückt, erläuterten Le Grand und sein Stellvertreter Karl Matthäus Schmidt. Das spart eine Menge Geld: Die Einführung eines neuen Namens hätte 150 Mill. Euro an Marketing-Aufwendungen verschlungen. Dagegen belaufen sich die Kosten für das neue Firmenlogo, an dem derzeit gebastelt wird, mit dem alten Namen auf nur 2 Mill. Euro.

Nachdem die deutschen Rivalen DAB Bank und Comdirect ihr Auslandsgeschäft weitgehend aufgegeben haben, versteht sich Cortal Consors als einziger Online-Broker mit paneuropäischen Ambitionen. Schon im laufenden Jahr will er die Gewinnschwelle erreichen. Dabei sollen die beiden mit Abstand wichtigsten Märkte, Deutschland und Frankreich, ebenso schwarze Zahlen liefern wie Belgien und Luxemburg. Für Italien und Spanien werden rote Zahlen erwartet. Die Bilanz für 2002 liegt noch nicht vor, aber während Cortal laut Le Grand profitabel war, verbuchte Consors alleine im ersten Halbjahr einen Verlust von 160 Mill. Euro.

Wie praktisch die gesamte Online-Branche leidet Cortal Consors unter der anhaltenden Börsenflaute, die die Anleger von den Aktienmärkten fern hält. Obwohl das Unternehmen bereits in der Vergangenheit kräftig auf die Kostenbremse getreten hat und allein bei Consors in Deutschland 250 Stellen gestrichen wurden, schloss Le Grand nicht aus, dass ein weiterer Stellenabbau nötig sein könnte. „Wir müssen vielleicht noch einmal über Sparmaßnahmen nachdenken“. Eine Entscheidung werde aber erst im Frühling getroffen, wenn Klarheit über die Entwicklung im Irak herrsche. Derzeit seien Prognosen über die Aktienmärkte wegen geopolitischen Risiken kaum möglich.

Die ersten beiden Monaten 2003 seien „nicht einfach gewesen“, räumte Le Grand ein. Die Zahl der Transaktionen pro Kunde und Monat, einer der wichtigsten Indikatoren der Branche, ist noch einmal gesunken. 2002 lag die Zahl bei 0,7, im Januar und Februar waren es nur noch 0,6 – mit diesem Wert plant das Management auch für das gesamte Jahr. Consors allein verbuchte in 2002 nur noch 4,25 Mill. Transaktionen. Ein Jahr zuvor waren es 7,4 Mill., im Jahr 2000 sogar 12 Mill. Die Kundenzahl in Deutschland wuchs dagegen leicht von 500 000 auf 531 000. Bei Cortal Consors insgesamt sank die Kundenzahl von 1,2 auf 1,1 Millionen und die der Transaktionen von 9,6 auf 6,25 Mill.

Unabhängig von einer eventuellen neuen Sparrunde wird Consors in Deutschland noch einmal 90 Stellen streichen. Die Zahl der Mitarbeiter soll von 654 (Ende 2002) bis zum Jahresende auf 565 sinken. Im letzten Jahr hatte Consors bereits die Ableger in der Schweiz und Italien aufgegeben. Auch das Investmentbanking bei Consors Capital wurde geschlossen. Als nächster Schritt steht nun das Ende der Börsennotiz des französischen Consors-Ablegers an. BNP hält nach einem Übernahmeangebot mittlerweile 97 % an Consors France. Die übrigen Titel sollen mittels eines Zwangsausschlusses der Kleinaktionäre (Squeeze out) erworben werden.

Mit dem Verlauf der Integration von Consors und Cortal zeigten sich Le Grand und Schmidt zufrieden. Eckpfeiler ist der Aufbau einer gemeinsamen IT-Plattform, die in ganz Europa genutzt werden soll. Die Frontsysteme, über die die Geschäfte mit den Kunden abgewickelt werden, sollen in allen Ländern identisch sein. Auch künftig wird das Unternehmen zwei Kernbanksyteme, das Herzstück der Bank-EDV, haben - eines in Frankreich und eines in Deutschland – , die über eine neue Zwischenstufe (middle layer) mit den Frontsystemen verbunden werden.

Angesichts der schlechten Börsenlage ist das Unternehmen weiter auf Sparen fokussiert. Vor konkreten Wachstumsprognosen scheut das Management dagegen zurück. Auch von Übernahmen will Le Grand nichts wissen. „Zukäufe sind derzeit nicht unsere oberste Priorität“. Wenn überhaupt, kämen Akquisitionen vor allem in den sechs Ländern in Frage, in denen der Broker bereits präsent ist. In Deutschland will Cortal Consors künftig stärker mit Vermögensverwaltern und Fondsvermittlern ins Geschäft kommen. Eine ähnliche Strategie verfolgt auch die DAB Bank. Den Vermögensverwaltern bietet Consors seit kurzem ein neues Portfolio-Management-System, an das bis Ende des Jahre laut Schmidt „einige Hundert“ Kunden angeschlossen sein sollen.


HANDELSBLATT, Montag, 10. März 2003, 09:03 Uhr

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