C H I N A
"Die gewaltigste Wachstumsstory der Welt"
Von Kai Lange
Das Riesenreich glänzt mit traumhaften Wachstumsraten und lehrt inzwischen auch die USA das Fürchten. Manager von Emerging-Market-Fonds haben mit China-Aktien in diesem Jahr viel Geld verdient. Wer jetzt investiert, sollte jedoch ein Motto Deng Xiaopings beherzigen.
"Wer einen Fluss überquert, muss die Steine darin spüren." Der Ausspruch des ehemaligen Staatschefs Deng Xiaoping kann auch für China-Investoren ein Wegweiser sein: Trotz der laut Goldman Sachs "gewaltigsten Wachstumsstory der Welt" hat das Riesenreich noch einen langen und steinigen Marsch in Richtung freie Marktwirtschaft vor sich.
Aufholjagd: Das rasante Wachstum Chinas sorgt nicht nur bei US-Präsident Bush für Nervosität
Die Steine auf dem Weg werden angesichts fabulöser Wachstumsraten gern übersehen. Wer bemäkelt schon eine Volkswirtschaft, die jährlich um acht bis zehn Prozent wächst, während Industriestaaten wie Deutschland und Japan um die Nulllinie herumdümpeln. "China bietet zweifellos Chancen", sagt Nicolas Schlotthauer, Emerging-Market-Analyst bei der Dekabank. Doch wer die einzelnen Steine aufspüre, könne besser abschätzen, wann China unbeschadet auf der anderen Seite des Flusses ankommen wird.
Acht Prozent Wachstum pro Jahr
Allzu lange dürfte das nicht dauern, wenn man allein auf die Wachstumsdynamik blickt. Trotz des Irak-Krieges und der Lungenseuche SARS in Asien hat China auch im Jahr 2003 ein Wirtschaftswachstum von mehr als acht Prozent geschafft. Die Exportraten klettern zweistellig, und die direkten Investitionen ausländischer Unternehmen nehmen stetig zu.
Performance mit China-Aktien
Zu den Emerging Market Fonds mit Schwerpunkt China gehören der China Equity Fund von ABN Amro (WKN 974393), der Aktivest Lux Greater China (973716), der DWS China (565129) sowie der Greater China Fund von Fidelity Investments (973265). Alle diese Fonds haben seit Jahresbeginn zweistellig zugelegt.
Weltkonzerne wie Sony , Nike oder Adidas produzieren seit Jahren in China, weil die Lohnkosten dort nicht einmal halb so hoch sind wie in den USA. Rund 1,3 Milliarden Menschen leben im Reich der Mitte - darunter ein Heer von etwa 200 Millionen Wanderarbeiten, die ihre Arbeitskraft zu Tiefstpreisen anbieten müssen und auf diese Weise dazu beitragen, dass im Vergleich mit China selbst Mexiko oder Taiwan als Hochpreis-Länder erscheinen.
Deutschland bald eingeholt - auch USA werden nervös
Bereits jetzt ist China die sechstgrößte Wirtschaftmacht der Welt und führende Wirtschaftsmacht in Asien. Im Schatten der Ordnungsmacht USA konzentriert sich das Land auf seine weitere Entwicklung: Bereits in zehn Jahre könne China mit seiner Wirtschaftsleistung zu Deutschland aufschließen, prognostiziert Paul O'Neill, Chefvolkswirt von Goldman Sachs. Den entwickelten Industriestaaten wird diese Aufholjagd unheimlich: Die USA drängen immer lauter auf eine Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi Yuan (RMB), und US-Präsident George W. Bush hat sogar den Charme von Schutzzöllen wieder entdeckt, um den Schwung des "billigen Riesen" China zu bremsen.
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