Wall Street kann auf gute Quartalssaison hoffen
Viele Unternehmen werden hohe Gewinne ausweisen / Analysten sind womöglich noch zu vorsichtig
17. Juni 2004 Knapp zwei Wochen vor Ende des Quartals deutet vieles darauf hin, daß amerikanische Unternehmen auch im laufenden Berichtszeitraum wieder sehr gut abschneiden und bei der bevorstehenden Ergebnissaison für viele positive Überraschungen sorgen werden. Analysten haben in den vergangenen Wochen ihre Ergebnisschätzungen in noch größerem Umfang nach oben korrigiert als während des ersten Quartals. Die Berichtssaison für das erste Quartal hatte die Erwartungen bereits deutlich übertroffen.
Nach Erhebungen des Informationsdienstes Thomson First Call erwarten Analysten derzeit im Durchschnitt für die Unternehmen aus dem Aktienindex S&P 500 eine durchschnittliche Gewinnsteigerung um 19,9 Prozent. Zu Beginn des Quartals lag die Vorhersage noch bei einem Plus von 14,9 Prozent, die Wachstumsprognosen sind seither also um 5 Punkte gestiegen. Im gesamten ersten Quartal hatten Analysten ihre Prognose lediglich um 3,4 Punkte angehoben. Auch für die Gesamtjahre 2004 und 2005 sind die Vorhersagen in jüngster Zeit reihenweise erhöht worden.
Wachstumsprognose übertroffen?
Nach Angaben des Chefstrategen Ed Yardeni von Prudential Equity ist das derzeitige Prognoseverhalten der Marktbeobachter sehr ungewöhnlich. „Normalerweise sind Analysten mit ihren Ausblicken zu optimistisch, und sie müssen nachher im Jahresverlauf ihre Zahlen nach unten revidieren", sagt er in einem Strategiepapier. Zu diesem Ergebnis kam Yardeni aufgrund einer Untersuchung, die das Prognoseverhalten von Analysten bis ins Jahr 1990 zurückverfolgt. Noch für das Jahr 2003 hätten Analysten ihre Prognosen häufig nach unten korrigiert und seien damit zu vorsichtig gewesen, weil die Zahlen am Ende besser ausgefallen sind als gedacht. Für die Berichtsperioden in diesem Jahr sind die Vorhersagen nun aber regelmäßig nach oben geschraubt worden.
Womöglich sind aber die schon jetzt nach oben revidierten Prognosen noch viel zu vorsichtig. Thomson First Call rechnet damit, daß die im S&P 500 vertretenen Unternehmen die bisherige Wachstumsprognose von 19,9 Prozent im zweiten Quartal noch einmal deutlich übertreffen und setzt selbst einen Wert von 25 bis 26 Prozent an. Dieser Berichtszeitraum wäre damit das vierte Quartal in Folge mit einem Wachstum von mehr als 20 Prozent.
Endgültige Zahlen in den kommenden Wochen
Auch die Signale, die in den vergangenen Wochen von Unternehmen gekommen sind, waren sehr positiv. Der Softwarekonzern Oracle sprach in dieser Woche von einer Belebung des Investitionsverhaltens von Unternehmen. Der Transportkonzern Fedex, dessen Geschäft sehr konjunkturabhängig ist, korrigierte seine Ergebnisprognosen für das im Mai abgelaufene Geschäftsquartal deutlich nach oben.
Die endgültigen Zahlen werden in der kommenden Woche vorgelegt. Die beiden Chiphersteller Intel und Texas Instruments haben kürzlich ihre Vorhersagen für das zweite Quartal heraufgesetzt. Am Mittwoch erhöhte auch der zweitgrößte amerikanische Autohersteller Ford seine Prognosen, wobei dies vor allem auf die Kreditsparte und weniger auf den eigentlichen Autoverkauf zurückgeführt wurde. Weitere Vorabmeldungen von Unternehmen zum Verlauf des Quartals dürften in den kommenden Wochen folgen. Der Startschuß für die Quartalssaison ist am 7. Juli, wenn der Aluminiumkonzern Alcoa seine Zahlen veröffentlicht.
Eine ganz andere Frage ist, ob die erwarteten guten Ergebnissen den Aktienkursen Auftrieb geben können. Die guten Zahlen zum ersten Quartal haben kaum für Impulse gesorgt. Der S&P 500 notiert derzeit nicht einmal zwei Prozent über dem Stand vom Jahresbeginn. Angesichts der stetig erhöhten Prognosen sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Unternehmen in den vergangenen Monaten deutlich gefallen. Nach Ansicht Yardenis war der S&P 500 Anfang Juni um 20 Prozent unterbewertet.
Text: lid. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2004, Nr. 139 / Seite 19
Viele Unternehmen werden hohe Gewinne ausweisen / Analysten sind womöglich noch zu vorsichtig
17. Juni 2004 Knapp zwei Wochen vor Ende des Quartals deutet vieles darauf hin, daß amerikanische Unternehmen auch im laufenden Berichtszeitraum wieder sehr gut abschneiden und bei der bevorstehenden Ergebnissaison für viele positive Überraschungen sorgen werden. Analysten haben in den vergangenen Wochen ihre Ergebnisschätzungen in noch größerem Umfang nach oben korrigiert als während des ersten Quartals. Die Berichtssaison für das erste Quartal hatte die Erwartungen bereits deutlich übertroffen.
Nach Erhebungen des Informationsdienstes Thomson First Call erwarten Analysten derzeit im Durchschnitt für die Unternehmen aus dem Aktienindex S&P 500 eine durchschnittliche Gewinnsteigerung um 19,9 Prozent. Zu Beginn des Quartals lag die Vorhersage noch bei einem Plus von 14,9 Prozent, die Wachstumsprognosen sind seither also um 5 Punkte gestiegen. Im gesamten ersten Quartal hatten Analysten ihre Prognose lediglich um 3,4 Punkte angehoben. Auch für die Gesamtjahre 2004 und 2005 sind die Vorhersagen in jüngster Zeit reihenweise erhöht worden.
Wachstumsprognose übertroffen?
Nach Angaben des Chefstrategen Ed Yardeni von Prudential Equity ist das derzeitige Prognoseverhalten der Marktbeobachter sehr ungewöhnlich. „Normalerweise sind Analysten mit ihren Ausblicken zu optimistisch, und sie müssen nachher im Jahresverlauf ihre Zahlen nach unten revidieren", sagt er in einem Strategiepapier. Zu diesem Ergebnis kam Yardeni aufgrund einer Untersuchung, die das Prognoseverhalten von Analysten bis ins Jahr 1990 zurückverfolgt. Noch für das Jahr 2003 hätten Analysten ihre Prognosen häufig nach unten korrigiert und seien damit zu vorsichtig gewesen, weil die Zahlen am Ende besser ausgefallen sind als gedacht. Für die Berichtsperioden in diesem Jahr sind die Vorhersagen nun aber regelmäßig nach oben geschraubt worden.
Womöglich sind aber die schon jetzt nach oben revidierten Prognosen noch viel zu vorsichtig. Thomson First Call rechnet damit, daß die im S&P 500 vertretenen Unternehmen die bisherige Wachstumsprognose von 19,9 Prozent im zweiten Quartal noch einmal deutlich übertreffen und setzt selbst einen Wert von 25 bis 26 Prozent an. Dieser Berichtszeitraum wäre damit das vierte Quartal in Folge mit einem Wachstum von mehr als 20 Prozent.
Endgültige Zahlen in den kommenden Wochen
Auch die Signale, die in den vergangenen Wochen von Unternehmen gekommen sind, waren sehr positiv. Der Softwarekonzern Oracle sprach in dieser Woche von einer Belebung des Investitionsverhaltens von Unternehmen. Der Transportkonzern Fedex, dessen Geschäft sehr konjunkturabhängig ist, korrigierte seine Ergebnisprognosen für das im Mai abgelaufene Geschäftsquartal deutlich nach oben.
Die endgültigen Zahlen werden in der kommenden Woche vorgelegt. Die beiden Chiphersteller Intel und Texas Instruments haben kürzlich ihre Vorhersagen für das zweite Quartal heraufgesetzt. Am Mittwoch erhöhte auch der zweitgrößte amerikanische Autohersteller Ford seine Prognosen, wobei dies vor allem auf die Kreditsparte und weniger auf den eigentlichen Autoverkauf zurückgeführt wurde. Weitere Vorabmeldungen von Unternehmen zum Verlauf des Quartals dürften in den kommenden Wochen folgen. Der Startschuß für die Quartalssaison ist am 7. Juli, wenn der Aluminiumkonzern Alcoa seine Zahlen veröffentlicht.
Eine ganz andere Frage ist, ob die erwarteten guten Ergebnissen den Aktienkursen Auftrieb geben können. Die guten Zahlen zum ersten Quartal haben kaum für Impulse gesorgt. Der S&P 500 notiert derzeit nicht einmal zwei Prozent über dem Stand vom Jahresbeginn. Angesichts der stetig erhöhten Prognosen sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Unternehmen in den vergangenen Monaten deutlich gefallen. Nach Ansicht Yardenis war der S&P 500 Anfang Juni um 20 Prozent unterbewertet.
Text: lid. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2004, Nr. 139 / Seite 19