Mehrzahl der Experten sieht allenfalls kurzfristige Erholung an den Märkten - Bodenbildung lediglich beim Dax
Auch für Tom Costello von CNBC geben die Technikbörsen Rätsel auf Foto: AP
Von Anja Struve und
Beatrix Wirth
Berlin - Bei den Anlegern herrscht Ratlosigkeit: Die Berg- und Talfahrt an den Technologiebörsen weltweit scheint kein Ende zu nehmen. Selbst gestandenen Börsianern stockte am Mittwoch wieder der Atem: Knapp sechs Prozent rauschte der Nasdaq-Index bis Handelsschluss in die Tiefe, der Nemax-50 gab zwei Prozent ab. Gestern dagegen zeigte sich der deutsche Blue-Chip-Index am Neuen Markt im Handelsverlauf wieder freundlich, die US-Technologiebörse startete im Plus. Die Prognosen der Experten, wann endlich wieder ein nachhaltiger Aufwärtstrend einsetzt, sind währenddessen widersprüchlicher denn je. Selbst die Anhänger der technischen Analyse, die psychologische und fundamentale Faktoren außer Acht lassen und ihre Schlüsse aus den reinen Kursverläufen ziehen, kommen zu unterschiedlichen Prognosen.
"Betrachtet man den Nemax-50, sind wir gut vorangekommen", sagt Holger Struck, technischer Analyst bei M.M. Warburg. "Seit den Tiefstständen von unter 4000 Punkten haben wir eine als konstruktiv zu wertende Konsolidierungsphase." Ganz anders dagegen die Meinung von Thomas Brodehl, Analyst der Schmidtbank: "Der Nemax-50 hat an fünf aufeinanderfolgenden Börsentagen mehr als 15 Prozent verloren, eine technische Gegenreaktion war abzusehen." Nach einer Entwarnung sehe es aber nicht aus, im Gegenteil: "Der Markt hat seinen langfristigen Aufwärtstrend durchbrochen."
Viele Börsianer glauben ohnehin, dass die technische Analyse nicht mehr ist als "Lesen im Kaffeesatz." Aber Anleger sollten das Instrumentarium nicht unterschätzen. Die Markttechnik hat eine 100 Jahre alte Tradition, die mit dem Erfinder des Dow-Jones-Index, Charles Dow, begann. Die Methodik geht davon aus, dass sich vergangene Kursverläufe wiederholen und sich daraus künftige Kursentwicklungen ableiten lassen. Der Grund: Menschliches Verhalten beim Kaufen und Verkaufen wird als recht konstant eingestuft.Bei der Interpretation der Kursverläufe kommt es allerdings auch darauf an, welche Indikatoren betrachtet werden. So stützt Struck seinen Optimismus vor allem auf zwei Faktoren. Die obere Widerstandslinie, die der Nemax-50 überwinden müsse, falle täglich um 26 Punkte, was es dem Index immer einfacher mache, sie zu knacken. Daneben seien die Umsätze seit Anfang Oktober stark zurückgegangen und somit gegen den Abwärtstrend gelaufen, der üblicherweise mit steigenden Umsätzen hätte einhergehen müssen. "Das ist ein Indiz dafür, dass der Trend nicht so weiter läuft wie bisher", erklärt Struck.
Klaus Deppermann von BHF Private Banking leitet seine Prognose hingegen von anderen Indikatoren ab und kommt damit zu einer negativeren Einschätzung der Aktienmärkte. "Es fehlt die Kapitulationsstimmung. So fallen von 12 Sentimentindikatoren für den US-Markt, die die Marktstimmung widerspiegeln, nur zwei wirklich pessimistisch aus." Damit sei die Chance für eine nachhaltige Kurserholung äußerst gering. "Die Märkte werden vielmehr die alten Tiefststände noch einmal testen, und es ist nicht auszuschließen, dass sie sogar darunter fallen", sagt Deppermann.
Auch der renommierte Markttechniker Wieland Staud sieht noch keinen Hoffnungsschimmer: "Sowohl der Dow-Jones- wie auch der S & P 500-Index haben ihren seit sechs Jahren andauernden Aufwärtstrend durchbrochen. In sieben von zehn Fällen ist das kein gutes Zeichen. Erfahrungsgemäß folgen dem nachgebende Kurse." Die Chancen auf ein erfolgreiches Aktienjahr 2001 schätzt Staud derzeit als sehr gering ein. "Was wir momentan sehen, könnte das Ende einer Erfolgsgeschichte sein."
Vor diesem Hintergrund tun sich die Experten mit Empfehlungen schwer. Beim Dax, so der Tenor, sei noch am ehesten eine Bodenbildung zu beobachten. Vor allem die Besitzer der T-Aktie können nach Einschätzung von Schmidtbank-Analyst Brodehl aufatmen. "Die Aktie sieht technisch gut aus", sagt er. "Der Abwärtstrend ist definitiv durchbrochen. Die nächsten Widerstandslinien liegen bei 50 und 55 Euro, der Titel hat damit Potenzial."
wäre vielleicht mal ganz interessant, welcher richtung sich charttechniker hier am board anschließen und dann evtl. nach geraumer zeit mal nachsehen, welche linie richtiger lag.
grüße
stiller teilhaber
Auch für Tom Costello von CNBC geben die Technikbörsen Rätsel auf Foto: AP
Von Anja Struve und
Beatrix Wirth
Berlin - Bei den Anlegern herrscht Ratlosigkeit: Die Berg- und Talfahrt an den Technologiebörsen weltweit scheint kein Ende zu nehmen. Selbst gestandenen Börsianern stockte am Mittwoch wieder der Atem: Knapp sechs Prozent rauschte der Nasdaq-Index bis Handelsschluss in die Tiefe, der Nemax-50 gab zwei Prozent ab. Gestern dagegen zeigte sich der deutsche Blue-Chip-Index am Neuen Markt im Handelsverlauf wieder freundlich, die US-Technologiebörse startete im Plus. Die Prognosen der Experten, wann endlich wieder ein nachhaltiger Aufwärtstrend einsetzt, sind währenddessen widersprüchlicher denn je. Selbst die Anhänger der technischen Analyse, die psychologische und fundamentale Faktoren außer Acht lassen und ihre Schlüsse aus den reinen Kursverläufen ziehen, kommen zu unterschiedlichen Prognosen.
"Betrachtet man den Nemax-50, sind wir gut vorangekommen", sagt Holger Struck, technischer Analyst bei M.M. Warburg. "Seit den Tiefstständen von unter 4000 Punkten haben wir eine als konstruktiv zu wertende Konsolidierungsphase." Ganz anders dagegen die Meinung von Thomas Brodehl, Analyst der Schmidtbank: "Der Nemax-50 hat an fünf aufeinanderfolgenden Börsentagen mehr als 15 Prozent verloren, eine technische Gegenreaktion war abzusehen." Nach einer Entwarnung sehe es aber nicht aus, im Gegenteil: "Der Markt hat seinen langfristigen Aufwärtstrend durchbrochen."
Viele Börsianer glauben ohnehin, dass die technische Analyse nicht mehr ist als "Lesen im Kaffeesatz." Aber Anleger sollten das Instrumentarium nicht unterschätzen. Die Markttechnik hat eine 100 Jahre alte Tradition, die mit dem Erfinder des Dow-Jones-Index, Charles Dow, begann. Die Methodik geht davon aus, dass sich vergangene Kursverläufe wiederholen und sich daraus künftige Kursentwicklungen ableiten lassen. Der Grund: Menschliches Verhalten beim Kaufen und Verkaufen wird als recht konstant eingestuft.Bei der Interpretation der Kursverläufe kommt es allerdings auch darauf an, welche Indikatoren betrachtet werden. So stützt Struck seinen Optimismus vor allem auf zwei Faktoren. Die obere Widerstandslinie, die der Nemax-50 überwinden müsse, falle täglich um 26 Punkte, was es dem Index immer einfacher mache, sie zu knacken. Daneben seien die Umsätze seit Anfang Oktober stark zurückgegangen und somit gegen den Abwärtstrend gelaufen, der üblicherweise mit steigenden Umsätzen hätte einhergehen müssen. "Das ist ein Indiz dafür, dass der Trend nicht so weiter läuft wie bisher", erklärt Struck.
Klaus Deppermann von BHF Private Banking leitet seine Prognose hingegen von anderen Indikatoren ab und kommt damit zu einer negativeren Einschätzung der Aktienmärkte. "Es fehlt die Kapitulationsstimmung. So fallen von 12 Sentimentindikatoren für den US-Markt, die die Marktstimmung widerspiegeln, nur zwei wirklich pessimistisch aus." Damit sei die Chance für eine nachhaltige Kurserholung äußerst gering. "Die Märkte werden vielmehr die alten Tiefststände noch einmal testen, und es ist nicht auszuschließen, dass sie sogar darunter fallen", sagt Deppermann.
Auch der renommierte Markttechniker Wieland Staud sieht noch keinen Hoffnungsschimmer: "Sowohl der Dow-Jones- wie auch der S & P 500-Index haben ihren seit sechs Jahren andauernden Aufwärtstrend durchbrochen. In sieben von zehn Fällen ist das kein gutes Zeichen. Erfahrungsgemäß folgen dem nachgebende Kurse." Die Chancen auf ein erfolgreiches Aktienjahr 2001 schätzt Staud derzeit als sehr gering ein. "Was wir momentan sehen, könnte das Ende einer Erfolgsgeschichte sein."
Vor diesem Hintergrund tun sich die Experten mit Empfehlungen schwer. Beim Dax, so der Tenor, sei noch am ehesten eine Bodenbildung zu beobachten. Vor allem die Besitzer der T-Aktie können nach Einschätzung von Schmidtbank-Analyst Brodehl aufatmen. "Die Aktie sieht technisch gut aus", sagt er. "Der Abwärtstrend ist definitiv durchbrochen. Die nächsten Widerstandslinien liegen bei 50 und 55 Euro, der Titel hat damit Potenzial."
wäre vielleicht mal ganz interessant, welcher richtung sich charttechniker hier am board anschließen und dann evtl. nach geraumer zeit mal nachsehen, welche linie richtiger lag.
grüße
stiller teilhaber