Neue Trading-Dimensionen:
Nutzen Sie das Erfolgspotenzial modernster Börsentechniken
Autor: Erich Florek, erschienen 2000 im FinanzBuch Verlag
Welcher Trader träumt nicht vom perfekten Handelssystem, das schnell und sicher den erhofften Reichtum bringt. Der „Stein der Weisen“, der sichere Gewinne ermöglicht, wurde leider noch nicht gefunden, auch wenn auf Indikatoren basierende Computersysteme ansprechende Erfolge erzielen.
Mit „Neue Trading-Dimensionen“ verspricht der Autor Erich Florek zwar nicht den „Superindikator“, aber er verhilft mit dem Einsatz der richtigen Indikatoren, deren Kombination und daraus resultierender Handelsregeln zu größerem Börsenerfolg.
Überblick:
Auf 461 farbigen Seiten mit ansprechenden Illustrationen bietet Erich Florek dem Leser einen umfassenden Überblick über alt gediente und aktuelle technische Indikatoren vom Momentum bis zum AROON. Innovativ und verständlich geschrieben stellt er nicht nur die Indikatoren vor, sondern offenbart auch deren Stärken, Schwächen und vor allem korrekten Anwendungsmöglichkeiten. Höhepunkte des Buches sind die direkte Gegenüberstellung klassischer und moderner Indikatoren sowie deren Einbindung in moderne Handelssysteme mit Programmierbeispielen.
Das Buch richtet sich eindeutig an den fortgeschrittenen Anleger, der sich bereits in die Technische Analyse eingearbeitet hat und in der Praxis anwendet. Börsen-Anfänger werden nur bedingt auf Ihre Kosten kommen – nach den ersten beiden Kapiteln dürfte ziemlich schnell der Zug abgefahren sein.
Positiv:
Mutig macht Erich Florek Schluss mit der Verherrlichung von alt gedienten Indikatoren wie RSI, MACD und Momentum sowie von Gleitenden Durchschnitten und Momentum-Strategien. Gerade im direkten Vergleich von „Oldies“ und „Newbies“ zeigen sich die Stärken und Schwächen der jeweiligen Indikatoren deutlich.
Streng genommen hat Florek kein Buch, sondern ein umfassendes Nachschlagewerk der Indikatorenlehre geschrieben. Dabei werden aus allen möglichen Perspektiven die Indikatoren, ihr Umfeld und die Einsatzmöglichkeiten abseits der reinen Indikatorberechnung beschrieben. Von den psychologischen Aspekten der Börse über den optimalen Einsatz der Indikatoren bis hin zu Programmierbeispielen für MetaStock und TradeStation bleibt keine Frage unbeantwortet. Im Gegensatz zu vielen Lexika wird dieses Buch im Regal keinen Staub ansetzen.
Mit „Neue Trading-Dimensionen“ versteht es Florek, den Leser zu fesseln und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Dadurch, dass der Autor Gefahren und Rückständigkeiten der Technischen Analyse, wie sie von vielen Anwendern ja benutzt wird, aufzeigt, verhilft er zu einer viel kritischeren Sicht des eigenen Handelssystems. Zugleich gibt „Neue Trading-Dimensionen“ viele praktische Anregungen und Ideen, um das eigene Börsen-Regelwerk zu verbessern.
Parallel bewirkt er aber noch viel mehr: die Analysen von so genannten Fachleuten und Banken-Analysten werden auf den Einsatz ihrer Indikatoren hin kritisch überprüft. Hier kommt der „AHA-Effekt“, denn viele Spezialisten kochen auch nur mit „dem Wasser veralteter“ Indikatoren.
Negativ:
Das vorliegende Rezensionsexemplar erschien bereits im Jahr 2000. Insofern sind viele Grafiken, die seine Erkenntnisse unterstützen sollen, nicht aktuell und obendrein noch mit DM-Kursen versehen.
Zudem begann in 2000 der Sturzflug der Börsen. Wie sich die Indikatoren gerade in dieser für den Anleger schwierigen Börsenzeit bewährt hätten, bleibt logischerweise offen. Ob Florek nun wirklich den Trader in „Neue Trading-Dimensionen“ gebeamt oder in Verluste geführt hätte, ist schwer zu überprüfen.
Schade, dass auf innovative Themen wie z.B. alternative Charttechniken (Renko) oder die Theorien von Gann nur kurz eingegangen wird. Gerade hier wäre der ideale Ansatzpunkt für wirklich neue Trading-Dimensionen gegeben gewesen: weg vom alltäglichen Tradingansatz und hin zu neuen Ideen mit zukunftsweisenden Indikatoren.
Praxistest:
Ausgewählte Ideen und Handelsregeln von Florek wurden zwei Wochen lang in der Praxis getestet. Sowohl mit Hilfe einfacher Excel-Tabellen als auch mit den mitgelieferten Programmierbeispielen für TradeStation und MetaStock, die problemlos umgesetzt werden konnten, wurden zufällig ausgewählte Indikatoren und Regeln auf ihre Praxistauglichkeit getestet.
In der Tat konnten die vorgestellten, modernen Indikatoren überzeugen. In verschiedenen Testläufen zeigten sie ausnahmslos exaktere Kauf- und Verkaufssignale an. Inwieweit dies durch die momentan sehr geringe Volatilität der Märkte begünstigt wurde, bleibt jedoch offen.
Positiv überraschte die markttechnische Relevanz der Eröffnungskurse, die von der Masse der Anleger und Analysten nur wenig beachtet werden. Aus den Eröffnungskursen abgeleitete Handelsregeln (vgl. 172ff) konnten hervorragend mit den modernen Indikatoren kombiniert werden und lieferten erstaunliche Ergebnisse. Wieso diese Technik (noch) so unbekannt ist, obwohl japanische Reisbauern bereits vor 300 Jahren die Wichtigkeit der Open-Kurse erkannten, ist schleierhaft.
Etwas enttäuschend liefen jedoch die Tests zur Bestimmung von Handelsspannen. Insbesondere die „TD Range Projection“ von Tom deMark sowie die Tests von Ganns Cardinal Square lieferten unzureichende Ergebnisse. Weiterführende Literatur ist hier zwingend notwendig – allein mit Floreks Beschreibungen waren nur wenige Erfolge zu erzielen.
Auch die Pivot-Berechnung konnte nur bedingt überzeugen. Unverständlich, warum nur die klassische Pivot-Formel vom Autor aufgezeigt wird – alternative Berechnungen, die auch das Opening mit einbeziehen, zeigten im Testzeitraum bessere Werte.
Fazit:
Floreks „Neue Trading-Dimensionen“ hat das Zeug zu einem Klassiker der Börsenliteratur, der in einem Atemzug mit Murphy, Ross oder Schwager in Zukunft genannt werden könnte.
Sachlich fundiert, penibel genau recherchiert und anschaulich illustriert bietet der Autor einen perfekten Überblick über Indikatoren, deren Stärken, Schwächen und korrekten Anwendungsmöglichkeiten. Die sehr guten Ergebnisse des Praxistests und der hervorragende Ausblick in die Zukunft der Technischen Analyse runden den positiven Eindruck ab.
Der wahre Clou des Buches tritt allerdings erst beim Studium des Buches zu Tage: Florek motiviert den Trader, den Einsatz seines eigenen Handelssystems in Frage zu stellen und neue Ideen einfließen zu lassen. Ob das zu neuen Trading-Dimensionen führt, sei dahin gestellt. Aber über eine Steigerung der Erfolgsquote wird sich der engagierte Trader sicherlich mehr freuen.
Bewertung:
Zielgruppe: fortgeschrittene Anleger
Lesespaß: 4 von 5 Sternen
Inhalt: 5 von 5 Sternen
Gestaltung: 5 von 5 Sternen
Praxisbezug: 4 von 5 Sternen
Preis/Leistung: 4 von 5 Sternen
Über Erich Florek
Erich Florek ist nach Angaben des FinanzBuch Verlags einer der führenden Experten auf dem Gebiet des technisch orientierten Day Trading. Nach seinem Studium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre war er mehrere Jahre als Eigenhändler und Technischer Analyst bei führenden deutschen Banken tätig, bevor er die Leitung des Technischen Handels bei M.T.H.-Midas Trading House (Ireland) plc. übernahm.
Fakten:
Neue Trading-Dimensionen.
Autor: Erich Florek
Gebundene Ausgabe - 461 Seiten - FinanzBuch Verlag
Erscheinungsdatum: Mai 2000
ISBN: 3932114191
Preis: EUR 49,90
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