Börsenausblick: Blix gibt Aktienmärkten wieder Hof

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Börsenausblick: Blix gibt Aktienmärkten wieder Hof

 
15.02.03 17:27
ftd.de, Sa, 15.2.2003, 16:33  
Börsenausblick: Blix gibt Aktienmärkten wieder Hoffnung
Von Dirk Benninghoff und Sebastian Sachs, Frankfurt

Auch nach der Rede von Uno-Waffeninspekteur Hans Blix vor dem Weltsicherheitsrat bleibt die Lage an den internationalen Aktienmärkten fragil. Investments sind nach Ansicht der Strategen weiterhin riskant. Allerdings mehren sich nach dem Schlussspurt am Freitag die hoffnungsvollen Stimmen.

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Der Euro dürfte nach Ansicht der Experten vorerst konsolidieren, gleiches gilt für das Öl. Die Entwicklung bei den Renten ist eng mit den Aktienmärkten verknüpft.

Blix hatte weitere Waffeninspektionen gefordert und nährte mit seinen Worten bei einigen Börsianer gar die Hoffnung, ein Krieg könne noch vermieden werden. Viele sehen die Amerikaner aber fest entschlossen, notfalls auch ohne Uno-Mandat im Irak einzugreifen. "Die Wahrscheinlichkeit eines Krieges wird an den Märkten mit 60 bis 70 Prozent eingeschätzt", sagte Ascan Iredi, Chef im Aktienhandel der Postbank.



Blix sorgt für Wochenschlussspurt


Immerhin sorgte Blix für einen Wochen-Schlussspurt beim Dax. Mit Beginn seiner Rede zog der Leitindex kräftig an. Viele Investoren hatten offenbar deutlichere Worte des Inspekteurs erwartet und daher bereits in den Tagen zuvor Aktien verkauft. Nach der Blix-Rede kamen dagegen wieder Kaufaufträge, berichteten Händler. So stieg der Dax in der abgelaufenen Woche um 4,1 Prozent, während der Stoxx 50 3,1 Prozent stieg. In New York kletterte der Dow Jones um 0,6 Prozent, die Nasdaq legte 2,2 Prozent zu.


Technisch, da sind sich die Strategen einig, ist der Dax "überverkauft". Deutsche Aktien seien gegenüber Renten "stark unterbewertet", meint die DZ Bank. Das "Markt-Timing" spreche vor dem Hintergrund des Irak-Konflikts allerdings nicht für umfangreiche Aktieninvestments. Ähnlich bewerten andere Banken die Lage. Die Bankgesellschaft Berlin glaubt, dass die Märkte noch nicht alle Risiken eines Irakkrieges eingepreist hätten, und auch der Helaba scheint eine "Wette auf einen raschen Kursanstieg ausgesprochen riskant" zu sein. Credit Suisse First Boston rechnet mit weiterhin hohen Schwankungen.


Doch die positiven Stimmen mehren sich. So fürchtet die Commerzbank "aufgrund der überverkauften Marktlage, der Bodenbildung bei einigen Titeln und zum Teil hohen Dividendenrenditen" keine größere Kursverlusten an den Börsen mehr. Für die Helaba deuten Stimmungsindikatoren wie das Put/Call-Verhältnis bei den Optionen auf einen gestiegenen Pessimismus hin, was in der Regel hoffnungsvoll ist. Denn: Wer weitere Kursverluste erwartet, hat bereits seine Portfolios abgestoßen oder reduziert und kann daher keinen Verkaufsdruck mehr auf die Märkte ausüben.



Zaghafte Kaufsignale


Sal. Oppenheim macht ähnliche Tendenzen aus und sieht wieder zaghafte Kaufsignale. Wenn es zum Krieg kommt, erwarten die meisten Börsianer zudem nur einen kurzen Konflikt. So glaubt Gerhard Grebe, Vorstandsmitglied und Chef-Stratege bei Julius Bär, auch nicht an einen stark steigenden Ölpreis.


Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse sind gegenwärtig nur von untergeordnetem Interesse. Im Verlauf der Woche legen unter anderen der Schweizer Finanzkonzern UBS (Montag), die Deutsche Börse (Dienstag) und die HypoVereinsbank (Mittwoch) Zahlen vor. Auf Konjunkturseite, so die Strategen von UBS Warburg, seien in Europa das französische Bruttoinlandsprodukt (Freitag), der deutsche ZEW-Frühindikator und die Industrieproduktion (beide Dienstag) von Bedeutung. Die Bank erwartet, dass alle Zahlen die Flaute in Europa belegen werden.


In den USA stehen unter anderen die Produzentenpreise und das Konjunkturbarometer (beide Donnerstag) auf dem Programm. An der Wall Street ist die Situation ähnlich wie in Europa. Die DZ Bank beurteilt die Bewertung des US-Börse als "historisch niedrig" und erwartet daher Umschichtungen in Aktien.


Am Devisenmarkt erwarten Händler für diese Woche eine Konsolidierung im Euro/Dollar-Verhältnis. Die Blix-Rede von Freitag habe nicht zu einer Klärung der Lage beigetragen, hieß es, die Unsicherheit unter den Akteuren bleibe bestehen. "Es gibt keinen Grund, aktuell Dollar zu kaufen", schrieben die Strategen von 4cast aus London in einem Kommentar zur Blix-Rede. "Und es wird auch am Montag keinen Grund dafür geben." 4cast erwartet, dass es auf jeden Fall zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen wird, auch wenn die moderaten Worte von US-Präsident George W. Bush und Außenminister Colin Powell auf einen weiteren Aufschub hindeuteten.



Yen zwischen den Stühlen

Der Yen dürfte sich gegen Euro und Dollar behaupten, wenn japanische Unternehmen die Währung vor Ende des Fiskaljahres verstärkt kaufen, um ihre Bilanzen zu polieren. Die Deutsche Bank verweist allerdings auch auf die Furcht des Marktes vor weiteren Interventionen der japanischen Zentralbank zur Schwächung der heimischen Währung. Der frühere Vize-Finanzminister Eisuke Sakakibara - auch "Mister Yen" genannt - sagte am Freitag vor Journalisten, dass heimliche Versuche, den Yen nach unten zu treiben, oft ihre Wirkung verfehlten. "Die Regierung ist sich dessen bewußt und wird daher wohl wieder öffentlich intervenieren", so Sakakibara weiter. "Das nächste Mal werden die Volumina jedoch viel größer ausfallen."



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