Bayer korrigiert Gewinnerwartumg um 30%
Das System basiert auf dem Konsum der Masse doch diese hat immer weniger Geld zu konsumieren!
10. Juli 2019, 04:45 Uhr
Die Bundesrepublik erzielte 2018 einen Weltrekord von 260 Milliarden Euro Überschuss in der Leistungsbilanz - vor allem dank hoher Exporte.Doch Millionen Deutsche haben davon wenig, denn vor allem die Reichen profitieren, wie der neue Deutschlandbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt.Experten sehen mehrere Möglichkeiten, für mehr Gleichheit zu sorgen: Steuerentlastungen und höhere Löhne für Normal- und Geringverdiener.
Von Cerstin Gammelin, Berlin, und Alexander Hagelüken
Viele Bundesbürger sind stolz darauf, dass ihr Land Exportweltmeister ist. Aus dem Ausland kommt dagegen oft der Vorwurf, die Bundesrepublik erzeuge gefährliche Ungleichgewichte etwa in der Euro-Zone. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht nun sogar eine negative Entwicklung in Deutschland selbst: Mit den Überschüssen vergrößern sich die sozialen Unterschiede, so der Deutschlandbericht, der diesen Mittwoch vorgestellt werden soll und der SZ vorliegt. Anders gesagt: Millionen Deutsche haben wenig vom Boom. Das dürfte die Debatte über das deutsche Exportmodell befeuern.
Autos, Maschinen oder Chemikalien Made in Germany sind weltweit gefragt. Die Bundesrepublik erzielte 2018 vor allem dank hoher Exporte einen Überschuss in der Leistungsbilanz von 260 Milliarden Euro - Weltrekord. Auf den nächsten Plätzen folgen Japan und Russland. Sie verzeichnen zusammen weniger Überschuss als die Bundesrepublik.
Deutschland hatte nicht immer diese Ausnahmestellung, es eroberte sie erst. Zur Jahrtausendwende dümpelte die Leistungsbilanz bei plus minus null. Seitdem ging es steil nach oben: Der Überschuss kletterte auf acht Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Und das war nicht das Einzige, was geschah: "Die anschwellenden deutschen Überschüsse in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden von einer starken Zunahme der Ungleichheit der Top-Einkommen begleitet", schreibt der IWF. Das lässt sich als ungewöhnlich offene Kritik an der Bundesregierung verstehen.
Die Diagnose befeuert eine aktuelle Diskussion: Wie gerecht ist die Globalisierung?
In der Tat wirken die Parallelen verblüffend: Während die Überschüsse um neun Prozentpunkte anschwollen, schnellte der Anteil jener Einkommen hoch, der auf das obere Zehntel der Topverdiener entfällt: von unter 25 auf über 30 Prozent. Die Gewinne aus dem Exportboom werden offenbar sehr ungleich verteilt.
Mit dieser Diagnose erweitert der IWF eine politische Diskussion, die schon länger tobt: Wie gerecht ist die Globalisierung? Seit sich die Wirtschaft durchgreifend internationalisierte, stiegen Gewinne und Spitzengehälter stark. Währenddessen registrieren viele Gering- und Normalverdiener stagnierende oder gar schrumpfende reale Einkommen. Wirtschaftliche Unzufriedenheit wird als eine der Ursachen für den Aufstieg der Rechtspopulisten von Donald Trump bis AfD gesehen.
Der bisher von der designierten EZB-Chefin Christine Lagarde geführte IWF spricht von "hartnäckiger Stagnation/Rückgang niedriger Einkommen". Die Bundesrepublik konnte sich dem offenbar auch durch den Exportboom nicht entziehen. Was sind die Mechanismen? "Steigende Gewinne, verstärkt in Firmen angespart, die den Reichsten gehören, unterstützten den Anstieg der Ungleichheit", schreibt der lange als marktliberal geltende IWF. Der Firmenbesitz sei in der Bundesrepublik sehr stark in den wohlhabendsten Haushalten konzentriert. "Den zehn Prozent Reichsten gehört 60 Prozent des Nettovermögens in Deutschland - das ist der höchste Wert in der Euro-Zone". So vergrößerten die sprudelnden Firmengewinne und ihr Einbehalten die Einkommen und Vermögen der Reichen überproportional. Damit lasse sich die Hälfte des Anstiegs der Einkommensungleichheit seit der Jahrtausendwende erklären.
.
Die Konsumquote wird gedrückt, was schlecht ist für die Binnennachfrage
Normal- und Geringverdiener geben fast alles von ihrem Einkommen aus, Reiche dagegen sparen einen großen Teil. Deshalb führe die Stagnation in der Mitte und unten dazu, dass die Konsumquote gedrückt werde. Für die Binnennachfrage ist das nicht gut. Das Plus der Topverdiener erhöht die Sparquote und die Leistungsbilanzüberschüsse zum Ausland.
Die Regierung muss den Wohlstand besser verteilen
Unfreiwillig hat Verena Bahlsen mit ihren irritierenden Äußerungen den Blick auf die Privilegien für Firmenerben gelenkt - und auf ungerechte Steuergesetze.
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/...iale-ungleichheit-1.4517665