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Datenbank: Länder und Märkte
Titel: Energiegewinnung aus Abfall in den USA im Aufwärtstrends
Datum: 01.10.2008
Land: USA
Produktkategorie: Artikel
Ihr Ansprechpartner in der bfai: Herr Janetzke, Ruf: 0221/2057-255
Energiegewinnung aus Abfall in den USA im Aufwärtstrends
Zahlreiche innovative Projekte / Sektor profitiert von Gesetzesinitiativen / Hohe
Dynamik / Von Christian Janetzke
Köln (bfai) - Unterstützt durch strengere Umweltvorschriften und Förderprogramme im Bereich
erneuerbarer Energien entsteht in den USA ein dynamischer Markt für die Energiegewinnung aus Abfall.
Führende Unternehmen im Entsorgungssektor planen eine Reihe von innovativen Projekten für die
kommenden Jahre. Besonders im Bereich der Energiegewinnung aus Deponiegasen beziehungsweise
deren Weiterverarbeitung werden umfangreiche Investitionen getätigt. Deutsche Unternehmen platzieren
sich zunehmend in Nischen. (Kontaktanschriften)
Die im Entsorgungsmanagement tätigen US-Unternehmen planen vermehrt Projekte hinsichtlich der
Methangasspeicherung aus Deponiegasen und deren Weiterverarbeitung zu Energie (landfill-gas-to-energy,
LFGTE) sowie zur Nutzung der thermischen Energie, die in Müllverbrennungsanlagen aus Abfällen
(waste-to-energy, WTE) gewonnen wird. Der sich verstärkende Trend, Deponieabfall beziehungsweise
-gase in Energie umzuwandeln, hat für die Unternehmen der Branche einen doppelten Vorteil. Zum einen
generieren sie erneuerbare Energie, die sie in das Stromnetz einspeisen können, zum anderen wirken sie
den Überkapazitäten auf ihren Deponien entgegen.
Der Abfallentsorgungssektor profitiert von den staatlichen Bemühungen, die Erzeugung erneuerbarer
Energien zu fördern. Beispielsweise planen gemäß dem Solid Waste Report vom Januar 2008 die
Bundesstaaten Hawaii, Kalifornien und Washington im Bereich der Energieerzeugung aus Abfall den
Einsatz neuer Technologien. Auf Bundesebene hat der Senat am 23.9.08 einen Gesetzesentwurf (H.R.
6049 - Renewable Energy and Job Creation Act of 2008) verabschiedet, um die Steuergutschriften für die
Erzeugung erneuerbarer Energien zu verlängern. Dies umfasst unter anderem Verlängerungen für
Subventionen für die Elektrizitätsgewinnung durch LFGTE- und WTE-Anlagen bis 2011. Das Gesetz muss
noch das Repräsentantenhaus passieren.
Gemäß dem Verband der waste-to-energy-Industrie, der Integrated Waste Services Association (IWSA;
www.wte.org), produzierten 2007 in den USA 87 WTE-Anlagen genug Elektrizität, um die Nachfrage von 2,3
Mill. US-Haushalten zu decken. Demnach beträgt die Energieerzeugung dieser Sparte etwa 17 Mrd. kwh
pro Jahr und stellte 2007 beinahe 20% des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen im Land.
Laut dem Landfill Methane Outreach Program (LMOP; www.epa.gov/lmop/index.htm) waren im Dezember
2007 rund 445 LFGTE-Anlagen in den USA in Betrieb, die eine Jahresleistung von 11 Mrd. kWh erbrachten.
Es handelt sich um ein Programm der U.S. Environmental Protection Agency (EPA) mit dem Schwerpunkt
der Förderung der LFGTE-Technologie. Die EPA schätzt, dass landesweit weitere 560 Deponien für die
Energiegewinnung in Frage kommen und durch eine Ausschöpfung dieser Kapazitäten die
Stromgenerierung aus Abfall von dieser Seite her mehr (auf rund 25 Mrd. kWh) als verdoppelt werden
könnte.
Die führenden Unternehmen der Branche planen umfangreiche Investitionen in den Ausbau der
Energiegewinnung aus Deponieabfall. Das größte US-amerikanische Abfallentsorgungsunternehmen Waste
Management Inc. besitzt 16 waste-to-energy- sowie 103 LFGTE-Anlagen. Geplant ist, von 2008 bis 2012
etwa 350 Mio. bis 400 Mio. US$ für 60 neue Projekte im Bereich der Verarbeitung von Deponiegasen in den
USA und Kanada zu investieren. Das Unternehmen beabsichtigt, die Menge, die es an Energie aus Abfall
(aus Deponiegasen und durch Verbrennung) gewinnt, bis 2020 zu verdoppeln. Casella Waste Systems Inc.
will bis 2012 sechs LFGTE-Vorhaben realisieren.
Der Markt ist äußerst dynamisch. Gefördert durch staatliche Zuschüsse untersuchen Investoren das
Einsatzspektrum von neuen Technologien. Derzeit sind beispielsweise Pilotprojekte im Gange, in denen in
Deponieanlagen zellulosisches Ethanol gewonnen wird. Das Unternehmen BlueFire Ethanol mit Sitz in
Kalifornien hat sich darauf spezialisiert, aus Holz, Papier und landwirtschaftlichen Abfällen zellulosisches
Ethanol zu gewinnen. Durch das Energieministerium (U.S. Department of Energy, DOE) werden
Unternehmen mit Krediten und Subventionen unterstützt, diese Technologien wirtschaftlich einzusetzen.
Waste Management Inc. untersucht aktuell neue Möglichkeiten, das in den LFGTE-Anlagen gewonnene
Gas zu verarbeiten. Gemeinsam mit dem deutschen Technologiekonzern The Linde Group baut das
Unternehmen im Rahmen eines Joint Ventures in Livermore, Kalifornien, die weltweit größte Anlage zur
Umwandlung von Deponiegas in reines Flüssigerdgas (liquefied natural gas, LNG). Anfang 2009 soll sie
fertiggestellt sein und rund 13.000 Gallonen (1 Gallone=etwa 3,79 l) LNG pro Tag produzieren. Das
Investitionsvolumen beträgt 15 Mill. US$.
Christopher Carson, Leiter von Biogas Business Development der Linde Gas Benelux, sieht dieses Projekt
als Spiegelbild eines Trends in dem Sektor. Carson wie auch das LMOP erwarten ein wachsendes
Interesse an der Nutzung von Deponiegasen für Fahrzeug-Treibstoff-Projekte. So soll in diesem Vorhaben
das verflüssigte Biogas als Kraftstoff für 300 Müllfahrzeuge von Waste Management Inc. in Kalifornien
eingesetzt werden.
Gegenüber der bfai stellte er die sich verstärkende Tendenz zum "closed loop" heraus: Große
Entsorgungsunternehmen nutzen ihren Deponieabfall, um von externen Energiequellen unabhängig zu sein.
Allgemein konstatiert Carson im Land eine starke Nachfrage nach Biogas-Technologien, auch weil sich der
US-Markt noch in der Entwicklungsphase befindet. Aufgrund dessen sowie der hohen Dynamik in dem
Sektor sieht er für deutsche Unternehmen wegen ihres Technologievorsprungs, gerade im Bereich
Biogasgewinnung, ausgezeichnete Geschäftschancen. Als Triebfedern für den gesamten Markt LFGTE
nannte er zum einen die hohen Erdöl- und Strompreise, was die Biogasgewinnung aus Abfall attraktiver
macht, sowie die steigenden staatlichen Incentives.
Standard & Poor`s prognostiziert aufgrund sich verschärfender gesetzlicher Regulierungen zum Ausstoß
von CO2 einen wachsenden Markt für innovative Technologien zur umweltfreundlichen Abfallentsorgung.
Da dieser Bereich nicht zu den Kerngeschäften der in den USA ansässigen Entsorgungsunternehmen
gehört, sieht Standard & Poor`s für Firmen, die sich auf umweltfreundliche Entsorgungstechnologien
spezialisiert haben, aussichtsreiche Möglichkeiten, Nischen in diesem Segment zu besetzen.
Ein Bereich des Entsorgungssektors, der im Aufwärtstrend liegt, ist die Gewinnung von Biogas aus
pflanzlichen/landwirtschaftlichen Abfällen. Diese Technik ist in Europa schon seit Jahren etabliert, fasst in
den USA aber erst Fuß. Das Potenzial dieses Marktes hat die Biogas Nord Anlagenbau GmbH erkannt. Das
Unternehmen besitzt seit 2007 in den USA eine Tochtergesellschaft (Biogas Nord US Inc.), die mit der
Energiegewinnung aus Bioabfällen beschäftigt ist.
Michael Groth, Geschäftsführer der US-Tochter, erwartet für die Gewinnung von Energie aus Abfällen aus
der Bioethanol-Herstellung beziehungsweise der Generierung von Biogas aus Gülle gute Chancen für sein
Unternehmen im US-Markt. Gegenüber der bfai bestätigt er auch für weitere deutsche Unternehmen
Geschäftschancen im gesamten Bereich Biogastechnologien, unter anderem aufgrund der enormen
Mengen an landwirtschaftlichem Abfall. Der Anstieg der Gaspreise - so Groth weiter - erweise sich als
förderlich für die Sparte, da dadurch Biogas zunehmend wettbewerbsfähig wird. Er prognostiziert, dass sich
die Energiegewinnung aus Abfall sich als eine erfolgsversprechende Nische im boomenden US-Markt der
erneuerbaren Energien etablieren wird.
Auch weitere deutsche Unternehmen erkennen zunehmend die Geschäftschancen in diesem Bereich. So
beobachtet beispielsweise das mittelständische Unternehmen Bekon Energy Technologies GmbH & Co.
KG, spezialisiert auf Anlagen für die Biogasgewinnung aus Abfällen, intensiv den US-Markt und ist bestrebt,
dort Projekte durchzuführen. Hans-Peter Erhard, Vertriebsleiter der Firma, sieht in den nächsten Jahren
einen Boom für den US-Markt und gute Absatzchancen deutscher Unternehmen. Die positiven Erwartungen
seien durch die neuen Gesetzesinitiativen begründet und den allgemeinen Technologievorsprung des
"Made in Gemany" im Umwelttechnikbereich.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit startet unter dem Namen
"Recycling- und Effizienztechnik - Made in Germany" (RETech) eine Initiative zum internationalen Export
deutscher Recycling- und Entsorgungstechnologien. Ihr Ziel ist die Förderung einer Exportoffensive, die die
beteiligten Kreise (Politik, Wirtschaftsverbände, Unternehmen sowie Finanzinstitute) zusammenführt, um
eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Weitere Informationen finden Sie unter www.bmu.de/retech
Eine Möglichkeit für ausländische Unternehmen sich im Markt zu etablieren, ist die Teilnahme am
"Methane to Markets Partnership"-Programm der EPA (www.methanetomarkets.org). Mitglieder des
Netzwerkes erhalten unter anderem aktuelle Nachrichten zur Branche, Mitteilungen zu Projekten
beziehungsweise Ausschreibungen sowie Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten.
Vom 10. bis 11.12.08 findet in der Messe Bremen die Internationale Fachmesse und Konferenz für Energie
aus Abfall und Biomasse (waste to energy 2008; www.wte-expo.de/index.htm) statt. Die USA sind
Partnerland dieser Messe. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung sind daher Beiträge zu Projekten und
Rahmenbedingungen in dem Land.
Kontaktanschriften:
Linde Gas Benelux (Niederlande)
Christopher Carson, Head of Biogas Business Development
Havenstraat 1, Postbus 78, 3115 HC Schiedam
Tel. 00 31/35 888-41 04
E-Mail: christopher.carson@linde.com, Internet: www.lindegasbenelux.com
Biogas Nord US Inc.
Michael Groth, Geschäftsführer
3900 Harney Street
San Diego, CA 92110
Tel.: 001 510/227 91 86
E-Mail: groth@biogas-nord.com, Internet: www.biogasnord-us.com
EPA Landfill Methane Outreach Program
Rachel Goldstein, Program Manager
1200 Pennsylvania Avenue, NW, Washington, D.C. 20460
Tel.: 001 202/343-93 91, Fax: -22 02
E-Mail: Goldstein.Rachel@epamail.epa.gov, Internet: www.epa.gov/lmop/index.htm
© 2008 Bundesagentur für Außenwirtschaft