Kontron - Optimistische Vorstandsprognosen
Ein schwieriges Jahr
Die am Neuen Markt notierte Kontron hat im Geschäftsjahr 2000 ein EBIT von 29,6 Mio.DM erzielt. Das entspricht einer Steigerung von rund 80% gegenüber dem Vorjahr. Der Jahresüberschuss wuchs um 113% auf 23,4 Mio.DM. Der Umsatz stieg – wie bereits im Januar vorab gemeldet - um 140% auf 247 Mio.DM. Das Ergebnis pro Aktie kommt auf 1,17€.
Die Unternehmensleitung plant, basierend auf dem guten Auftragseingang von 302 Mio.DM und den Akquisitionen des Geschäftsjahres 2000, für das laufende Jahr einen Umsatz von ca. 475 Mio.DM und einen Jahresüberschuss von rund 43 Mio.DM.
Das sind ehrgeizige Ansätze. Kontron gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Embedded Computern und fokussiert gegenwärtig Anwendungen in den Bereichen Datenkommunikation und Automatisierung. Angestrebt wird eine stärkere Präsenz im mobile Computing, sowie geographisch die Ausbreitung in Asien. Darüber hinaus will man die eigene Lösungskompetenz verbessern. Durch ergänzende Leistungen im Bereich Software und Konfiguration möchte man höhere Margen erzielen und lukrative Projekte bedienen.
Die jüngste Übernahme, die kanadische Memotec, stellt Systeme und Software für die Telekommunikation her. Dabei steht die Integration von Sprach-, Daten- und Video-Kommunikation im Mittelpunkt. Der Kaufpreis ist mit dem bis ca. 1,8-fachen des für 2001 geplanten Umsatzes in Höhe von 25 Mio.€ vertretbar. Mit einer 25%-igen Umsatzsteigerung gegenüber dem vergangenen Geschäftsjahr soll ein positives Ergebnis erzielt werden. Eine mit der Übernahme verbundene Steuergutschrift und die Tatsache, dass keine Goodwill-Abschreibungen anfallen sollen, lassen das Geschäft in einem günstigen Licht erscheinen.
Der Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres bei Kontron ist zweifellos als hervorragend anzusehen. Die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr unterstreichen den Optimismus des Managements.
Marktbeobachter geben allerdings zu bedenken, dass die Entwicklung der US-Wirtschaft und insbesondere der Telekommunikation zur Zeit schwach ist. Hoffnungsstreifen sind gegenwärtig nicht zu erkennen. Kontrons Abhängigkeit vom TK-Sektor ist aber hoch. Zum zweiten steht das Unternehmen nun vor der Aufgabe, die heterogenen Akquisitionen des vergangenen Jahres zu integrieren. Dies dürfte keine einfache Aufgabe sein.
Die Analysten von Performaxx belassen ihre Einschätzung zum Unternehmen unverändert bei spekulativ kaufen. Die Umsatzentwicklung 2001_2002_2003 betrage 245_441_706 Mio.€. Der Gewinn je Aktie soll sich im gleichen Zeitraum so entwickeln: 2,04_3,68_5,88€.
Die BW Bank sieht für den Zeitraum 2000_2001_2002 die Umsatzreihe bei 121_210_420 Mio.€. Die Gewinnreihe je Aktie wird bei 1,07_1,49_2,33€ angesetzt.
Die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt empfehlen, die Aktie von Kontron zu reduzieren. Zur Begründung verweist man darauf, dass die Integration der angeblich niedrigmargigen Akquisitionen Fieldworks, Memotec, PEP und TMC zu einer Abschwächung der EBIT-Marge führe. Das Produktmix sei sehr heterogen. Risiken bestünden im Scheitern von Kostensenkungsmaßnahmen, der hohen Abhängigkeit vom Telekommunikationssektor und in einem eventuell verzögerten Markteintritt in Asien. Das faire Kursziel liege bei 65€.
Legt man die vorsichtige Schätzung der BW Bank zugrunde, so ist die Aktie bei einem aktuellen Kurs von 59,70€ mit einem 2001-er KGV von rund 40 bewertet. Das ist nicht eben niedrig. Bezogen auf das erwartete Wachstum stellt sich das entsprechende PEG (KGV bezogen auf die Zuwachsrate) zwar mit rund 0,5 günstig dar. Die Börsenkapitalisierung von 720 Mio.€ weist einen Faktor drei gegenüber der Umsatzerwartung des laufenden Jahres aus, was nicht mehr niedrig ist.
Die Aktie befindet sich nach Kursspitzen von 145€ im September immer noch in einem klaren Abwärtstrend. Der Kursverlauf zeigt die Nervosität der Anleger.